Relationes. Schriftenreihe des Vorhabens »Wissenschaftsbeziehungen im 19. Jahrhundert zwischen Deutschland und Russland auf den Gebieten Chemie, Pharmazie und Medizin« bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Neuerscheinungen im Jahr 2012
Wirksubstanzen. Deutsch-russische Beziehungen in der Pharmakologie des 19. Jahrhunderts
Von Regine Pfrepper (Relationes, Band 8), Shaker, Aachen 2012. 245 Seiten, Festeinband
Im 19. Jahrhundert verabschiedete sich die Drogenkunde von der traditionsverbundenen Phytotherapie und Pharmakognosie und entwickelte sich zu einer an isolierten chemischen Wirkstoffen interessierten, experimentellen Laborwissenschaft mit zahlreichen Verbindungen zu Physiologie und Physiologischer Chemie. In mittlerweile bewährter Weise beschreibt die Autorin die Institutionalisierung dieses neuen Forschungsgebietes in Russland anhand der neu eingerichteten Lehrstühle an Universitäten und sonstigen Ausbildungsstätten. Zudem werden die persönlichen, in erster Linie durch Studienaufenthalte angebahnten Kontakte zwischen deutschen und russischen Wissenschaftlern geschildert; eine Schlüsselrolle spielte dabei Oswald Schmiedeberg (1838–1921), der 1872 von Dorpat auf den Lehrstuhl für Pharmakologie in Straßburg berufen worden war. Der Schwerpunkt des Bandes ist eine Dokumentation des wissenschaftlichen Austauschs zwischen Deutschland und Russland anhand deutschsprachiger Publikationen von russischen Pharmakologen.
Lebensmuster. Biobibliographisches Lexikon der Physiologen zwischen Deutschland und Russland im 19. Jahrhundert
Von Marta Fischer (Relationes, Band 9), Shaker, Aachen 2012. 378 Seiten, Festeinband
Nachdem in Band 3 der Reihe Relationes (2009) bereits die deutschsprachigen Publikationen von 37 russischen Physiologen mit ihrem biographischen und institutionellen Hintergrund dokumentiert worden waren, ergänzen die nun erschienenen Biobibliographien diese Informationen zu Gesamt-Lebensläufen und stocken die Gesamtzahl bearbeiteter Forscher auf 100 auf. Eine der zentralen Figuren unter den berühmten deutsch(sprachig)en Physiologen, zu denen russische Wissenschaftler auf ihren Weiterbildungsreisen durch Europa gern und häufig den Kontakt suchten, ist Carl Ludwig (1816–1895); auf russischer Seite stechen Ivan P. Pavlov (1849–1936) und Ivan M. Sečenov (1829–1905) hervor. Bei den hier vorgestellten Personen sind – wie der Titel Lebensmuster andeuten will – biographische Konstanten hinsichtlich Ausbildung, Karriere und Arbeitsweise erkennbar, die im Ergebnis die Konturen eines »typischen« russischen Physiologen des 19. Jahrhunderts ergeben und vor diesem Hintergrund die Bewertung individueller Leistungen und herausragender Personen erst ermöglichen.
Botanik und Leidenschaft. Der Briefwechsel zwischen Christian Gottfried Nees von Esenbeck, Elisabeth Nees von Esenbeck und Karl Ernst von Baer
Ortrun Riha, Bastian Röther und Günther Höpfner (Relationes, Band 10), Shaker, Aachen 2012. 325 Seiten, Festeinband
Der Band entstand in Kooperation mit der Nees von Esenbeck-Arbeitsstelle der Leopoldina und rundet gleichzeitig das Themenfeld um Karl Ernst von Baer (1792–1876) ab, das bereits in Relationes 2 und 5 bearbeitet worden war. Es handelt sich um fünf Briefe von Baer an Nees (1776–1858), ebenso viele sind von Elisabeth Nees (1783–1857) an Baer gerichtet, aber der gesamte Rest und damit die Mehrzahl der insgesamt 51 Dokumente hat Nees von Esenbeck an Baer geschrieben. Die Briefe geben einen Einblick in Nees’ bewegtes Privatleben und illustrieren den Wissenschaftsbetrieb an der jungen Rhein-Universität in Bonn, die organisatorischen Abläufe in Nees’ ersten Jahren als Präsident der Leopoldina sowie Probleme des wissenschaftlichen Publizierens. Ein ausführliches Personenverzeichnis vermeidet weitgehend die ermüdende Wiederholung biographischer Daten im Kommentar, der sowohl wissenschafts- als auch kulturhistorisch ausgerichtet ist. Eine Besonderheit des Bandes ist die Einbeziehung von Bildern zur Erläuterung von Textstellen.
Wissensspuren. Reisen russischer Mediziner nach Westeuropa im 19. Jahrhundert
Von Regine Pfrepper und Gerd Pfrepper (Relationes, Band 11), Shaker, Aachen 2012. 400 Seiten, Festeinband
Reiseberichte sind eine Quellengattung, die aufschlussreich für die historisch angemessene Einschätzung von Personen, Örtlichkeiten und vom Forschungsalltag ist und als Beleg für die Wanderung von Ideen, Wissen und Techniken genutzt werden kann. Die Dokumente illustrieren unter anderem Wissenschaftsbeziehungen zwischen verschiedenen Ländern, Personennetzwerke, fachliche Neuorientierungen, Transfer von Kenntnissen und den Wandel in Interessenslagen; gleichzeitig bewerten sie das Eigene und das Fremde aus der subjektiven Sicht des Schreibenden. Für den vorliegenden Band wurden zwischen 1833 und 1913 entstandene Berichte verschiedenen Typs aus dem Russischen übersetzt, in ihren historischen Entstehungskontext gerückt und mit einem wissenschaftshistorischen Kommentar versehen. Die Quellen bezeugen die Faszination, die für aufstrebende Wissenschaftler von der experimentellen Herangehensweise in den medizinischen Grundlagenfächern ausging, und ermöglichen einen Vergleich des Entwicklungsstandes nicht nur zwischen dem deutschsprachigen Raum und Russland, sondern auch in Richtung Frankreich, England und Italien.