Schlechtes Deutsch und gutes Deutsch
Vom Mittelalter bis heute
Die Frage, was richtiges, korrektes, gutes Deutsch sei, oder wie mangelhaftes, fehlerbehaftetes Deutsch vermieden oder verbessert werden könnte, an welchen Qualitätsmaßstäben man sich zu orientieren habe, ist so alt wie die deutsche Sprache selbst. Allerdings wurde im Lauf der Jahrhunderte viel weniger die (positive) Frage nach ›gutem Deutsch‹ gestellt als vielmehr (negativ) anhand abschreckender Beispiele ›schlechtes Deutsch‹ vorgeführt und an geprangert.
1. Frühmittelalter: Althochdeutsch
Schon der erste namentlich bekannte deutschsprachige Autor, ein Mönch namens Otfrid im lothringischen Kloster Weißenburg, machte sich im 9. Jahrhundert seine Gedanken. Er war der Verfasser einer gereimten Nacherzählung der Evangelien ins (Althoch-)Deutsche. Bei seinem Vorhaben war Otfrid mit ganz elementaren Problemen konfrontiert. Er hat uns den Gefallen getan, einige seiner Probleme in einem Widmungsschreiben, einer Art Vorwort, exemplarisch zu benennen. Er schreibt:
Wie nun allerdings diese unkultivierte Sprache insgesamt bäurisch ist und ungebildet, nicht gewöhnt, sich dem lenkenden Zügel der Grammatik zu fügen, so ist auch bei vielen Wörtern die Schreibung schwierig, sei es wegen der Häufung von Buchstaben, sei es wegen ihrer ungewöhnlichen Lautung. Denn bisweilen fordert sie, wie mir scheint, drei u – die ersten zwei meines Erachtens konsonantisch lautend, während das dritte u den Vokalklang beibehält –, bisweilen konnte ich weder den Vokal a, noch ein e, noch ein i und auch nicht ein u vorsehen: in solchen Fällen schien es mir richtig, y einzusetzen. Aber auch gegen diesen Buchstaben sträubt sich diese Sprache manchmal: sie geht überhaupt bei gewissen Lauten nur mühsam eine Verbindung mit einem bestimmten Schriftzeichen ein. Diese Sprache verwendet, abweichend vom Lateinischen, häufig k und z, Buchstaben, von denen die Grammatiker sagen, sie seien überflüssig. Zum Ausdruck des bisweilen vorkommenden Zischlautes wird, wie ich meine, in dieser Sprache das z verwendet, das k aber zum Ausdruck des Rachenlauts.1
Also: Das Lautbild seiner Muttersprache scheint dem am Lateinischen geschulten Otfrid »bäurisch und ungebildet«. Die muttersprachlichen Vokale lassen sich mit dem lateinischen Alphabet nicht so recht abbilden. Aber auch die Syntax weiche vom Lateinischen ab: Die Volkssprache erlaube nicht nur, sondern fordere z. B. die doppelte Verneinung (ganz ähnlich wie manche Dialekte bis heute). Otfrid schreibt dazu:
Auch eine doppelte Negation, die im Lateinischen die Aussage bekräftigt, bedeutet in unserem Sprachgebrauch praktisch immer eine Verneinung, und wenn ich dies bisweilen auch hätte vermeiden können, habe ich doch mit Rücksicht auf die Umgangssprache mich bemüht, dem gewöhnlichen Sprachgebrauch entsprechend zu schreiben.2
Weiterhin stellt Otfrid fest – allerdings ohne Beispiele anzuführen –, dass manche deutschen Substantive im Genus nicht mit ihren lateinischen Äquivalenten übereinstimmten. Dabei denkt er sicher an Fälle wie das lateinische Femininum luna, dem im Deutschen das Maskulinum Mond (ahd. mano) korrespondiert, oder lat. mors (feminin) gegenüber Tod (ahd. tôd, maskulin). Ohne Zweifel war das Maß aller sprachlichen Dinge für Otfrid das Lateinische, was ihn aber nicht davon abhielt, Gottes Lob in unsera zungun zu singen. Mit dem Lateinischen musste sich das früheste Deutsche also messen, daran musste es sich orientieren, wollte es den Anspruch erheben, literaturfähig zu sein. Dem Widmungsschreiben ist weiterhin zu entnehmen, dass gelehrte Zeitgenossen die Dinge noch wesentlich härter sahen. Für sie war das Verhältnis Latein-Volkssprache nicht nur ein Problem wie für Otfrid. In ihren Augen war die Verwendung eines fränkischen Dialekts für Dichtung und Wissenschaft schlichtweg ein Unding. Aber mit Otfrids Dichtung war die Frage in der Welt: Was ist gutes Deutsch? Die Antwort der Zeit konnte nur lauten: Es ist ein Deutsch, das sich mit lateinischen Buchstaben schreiben lässt und das sich nach Kräften an Regeln der lateinischen Grammatik und Rhetorik orientiert. Was nicht in dieses Regelwerk passte, musste man wohl oder übel in Kauf nehmen. In vielen deutschen Texten des Frühmittelalters schlägt sich genau das nieder.
2. Hochmittelalter: Mittelhochdeutsch
Dass man sich um 1200 in literarischen Kreisen Gedanken über gute Literatursprache machte, zeigt die ›Dichterschau‹ des Gottfried von Straßburg in seinem Tristan-Roman. Darin lobt er Hartmann von Aue, Walther von der Vogelweide und mehrere andere Autorenkollegen. Dann kritisiert er – allerdings ohne einen Namen zu nennen – denjenigen, der
des hasen geselle sî
und ûf der wortheide
hôchsprünge und wîtweide
mit bickelworten welle sîn3
der »dem Hasen gleicht und auf der Wortheide (also der Dichtung) Hoch- und Weitsprünge mit bickelworten vollführen will«.
Man hat diese Kritik auf Wolfram von Eschenbach bezogen, den Parzival-Dichter. Ihm wird vorgeworfen, mit bickelworten Eindruck machen zu wollen. Die Bedeutung des Wortes selbst ist ironischerweise unklar (also wohl selbst ein bickelwort) und sicher eine spöttische adhoc-Wortschöpfung Gottfrieds. Meistens4 wird es als ›Würfelworte‹ übersetzt. Dann hätte man es folglich mit Worten zu tun, die wie Würfel purzeln, ohne ›Sinn und Verstand‹, vom Zufall gelenkt. Man könnte es auch mit ›hohle Phrasen‹ wiedergeben. Hier geht es nicht um Orthografie und Grammatik wie beim althochdeutschen Otfrid, sondern um literarisch (in)adäquate Wortverwendung.
Nur wenig später, im 13. Jahrhundert, macht Wernher der Gärtner nicht ›hin gewürfelte‹ bickelwort, sondern sprachliches Imponiergehabe durch vorgetäuschte Fremdsprachenkompetenz lächerlich, indem er den Titelhelden seines satirischen Versromans Meier Helmbrecht, einen aufschneiderischen Parvenü, auf Stippvisite bei seinen Eltern und Geschwistern vorbeireiten lässt. Die vom Auftauchen des vermeintlich edlen Ritters Überraschten grüßen diesen:
»juncherre mîn, ir sult got willekomen sîn.«
Er sprach: »vil liebe soete kindekîn, got lât iuch immer sælic sîn.«
diu swester engegen im lief, mit den armen si in umbeswief
dô sprach er zuo der swester: »gracia vester«
hin für was den jungen gâch; die alten zugen hinden nâch.
si enphiengen in beide âne zal; zem vater sprach er: »deu sal.«
zuo der muoter sprach er sâ bêheimisch »dobra ytra«
si sâhen beide einander an;
[…]
»entriuwen«, sprach der vrîman
»als ich von im vernomen hân, sô ist er ze Sahsen
oder ze Brâbant gewahsen; er sprach ›liebe soete kindekîn‹,
er mac wol ein Sahse sîn«.
[…]
»Ey waz snacket ir gebûrekîn
und jenez gunêrte wîf? mîn parit, mînen klâren lîf
sol dehein gebûric man zewâre nimmer gegrîpen an.«5
Zur sprachlichen Angeberei gehören also lateinische (gracia vester), französische (deu sal), slawische (dobra ytra) und flämische (liebe soete kindekîn) Brocken.
3. Frühe Neuzeit: Frühneuhochdeutsch
Um 1500 drehten sich die Überlegungen von Grammatikern – meistens waren es Autoren von Sprachlehren – um die Frage, ob sämtliche Landsprachen (so das alte Wort für Dialekte) im deutschen Sprachraum gleichrangig seien, oder ob es Qualitätsunterschiede gäbe und folglich einer davon der Vorzug zu geben sei. Diese Fragestellung zielte aber vorrangig auf die phonetischen Unterschiede und – abgeleitet davon – die Orthografie.6
Mit Martin Luther rückt dann ein neuer sprachlicher Aspekt in den Mittelpunkt. Viel zitiert ist sein Diktum, man müsse beim Übersetzen der Bibel
nicht die buchstaben inn der lateinischen sprachen fragen, wie man sol Deutsch reden, wie diese esel thun, sondern, man mus die mutter jhm hause, die kinder auff der gassen, den gemeinen man auff dem marckt drumb fragen, und den selbigen auff das maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetzschen, so verstehen sie es den und mercken, das man Deutsch mit jn redet.7
Gutes Deutsch ist demzufolge ein Deutsch, das sich gerade nicht am Lateinischen orientiert, sondern an seinen eigenen Regeln und Strukturen. Das sprachliche Feindbild, »diese esel«, sind die zeitgenössischen Verfasser frommer Texte, die immer noch versuchen, das Deutsche nach lateinischen Strukturmustern auszurichten. War für den ersten deutschen Dichter, Otfrid von Weißenburg, das Lateinische noch das sprachliche non plus ultra, so haben sich bei Luther die Dinge um 180 Grad gedreht: Was gilt, ist die eigene Muttersprache, nicht eine fremde Mustersprache. Auf lange Sicht setzte sich diese Sprachauffassung des Reformators durch, und zwar auch im ›altgläubigen‹ Süden des deutschen Sprachraums.
4. 17. und 18. Jahrhundert
Im 17. Jahrhundert rückten neue Problemlagen ins Zentrum der Sprachdiskussion (und auch der Sprachpolemik).8 Diese lassen sich mit zwei Stichworten andeuten: 1. das Problem der Sprachreinheit und 2. das Problem der Sprachrichtigkeit. Beides kann in diesem Zusammenhang nicht in extenso ausgebreitet werden. Es kann nur versucht werden, die Diskussion auf zentrale Punkte zu reduzieren.
Zunächst zum Problem der Sprachreinheit. Es war im Wesentlichen ein Wörterproblem.9 In der Barockzeit trat eine Problemlage zutage, die sich, wenn auch unter veränderten historischen, kulturellen und literarischen Vorzeichen, mit der Situation vergleichen lässt, die im mittelhochdeutschen Meier Helmbrecht angeklungen war: Es war Mode geworden, mit reichlich fremdsprachlichen Versatzstücken zu parlieren. Zeitgenossen bezeichneten das als Alamode-Sprache. Es ging nun nicht mehr um parodierenden Spott, sondern wirklich um die Abwehr von Fremdeinflüssen. Persiflage war aber nicht ausgeschlossen, sondern diente einer (freilich überzogenen) Diagnostik. Johann Michael Moscherosch (1601–1669), ein Zeitgenosse Grimmelshausens (~1622–1676), beispielsweise legt dem teutschen Michel folgende Verse in den Mund:
ICH teutscher Michel/ versteh schier nichel /
In meinem Vatterland/ es ist ein schand.
Man thut ietzt reden/ als wie die Schweden /
In meinem Vatterland/ pfuy dich der schand.
Fast jeder Schneider/ will jetzund leyder /
Der Sprach erfahren sein/ vnd red Latein:
Welsch vnd Frantzösisch/ halb Iponesisch /
Wann er ist voll vnd toll/ der grobe Knoll.
Der Knecht Matthies/ spricht bona dies /
Wann er gut morgen sagt/ vnd grüst die Magd:
Sie wend den Kragen/ thut ihm dancksagen /
Spricht Deo gratias/ Herr Hippocras.
[…]
Was ist armiren/ was auisiren /
was avancieren/ was attaquiren /
Was approchiren/ archibusieren /
was arriuiren/ accordiren?
Was ist blocquiren/ was bastoniren?
Benedicieren/ blaterieren?
was blasphemiren/ was bucciniren /
was balsamieren/ blandiren?
[…]
Waz ist ein Gubernier/ verkaufft er Mertzen Bier?
was ist ein Commentant/ für ein Trabant?
Was ist Colonell/ ein Müller oder Meel?
was ist Major/ ein news Stadlthor?
Was ist der Capitain/ ein doller Goggelhan /
was ist Cornet/ ein faule Baurengreth?
Was seind denari/ für Commissari?
wer ist jhr adiutant? der Jud im Land.10
und so weiter in insgesamt 50 derartigen vierzeiligen Strophen. Datiert ist dieses Spottgedicht auf das »Jahr da die teusch Sprach verderbt war/ 1642«.
Zwar war die Hauptstoßrichtung der barocken Fremdwortpuristen das (französische) Fremdwort, doch auch Dialektwörter, antiquierte, mehrdeutige oder anstößige Wörter unterlagen dem sprachreinigenden Verdikt. All dieser Wortunrat verschmutzte, wie Georg Philipp Harsdörffer (1607–1658) es formuliert hat, »unsre liebliche und löbliche/ unsre durchdringende und hertzzwingende/ unsre künstliche und dienstliche/ unsere mächtige und prächtige/ unsre reinliche und scheinliche/ ja unsre holdselige und glückselige Teutsche Heldensprache«.11
Den besonderen Status des Deutschen leitete man von dem angenommenen hohen Alter des Deutschen her, das den heiligen Sprachen Hebräisch, Griechisch und Latein an Dignität gleichkam, sie möglicherweise sogar noch übertraf. Es wäre allerdings verfehlt, die Sprachreinigungsbewegung als nationalistisch zu beurteilen, denn solange es keine deutsche Nation gab, konnte es logischerweise auch keinen Nationalismus geben.12
Träger der sprachkultivierenden Bewegung des 17. Jahrhunderts waren Sozietäten wie die Fruchtbringende Gesellschaft und andere Zusammenschlüsse teils adeliger, teils bürgerlicher wissenschaftlich ambitionierter Amateure und Gelehrter,13 deren briefliche Hinterlassenschaft aktuell durch das Projekt »Die deutsche Akademie des 17. Jahrhunderts: Fruchtbringende Gesellschaft« erschlossen wird.14
Schon bei den Sprachwissenschaftlern der Barockzeit taucht eine Denkfigur auf, die sich bis heute gehalten hat: Sprachlicher Fremdeinfluss bedeute Sprachverfall, und Sprachverfall sei gleichbedeutend mit Sittenverfall. Justus Georg Schottelius (1612–1676), Verfasser mehrerer sprachtheoretischer Werke, nebenher aber auch Dramatiker, lässt seine Dramenfigur Henricus Auceps in seinem Stück Neu erfundenes Freuden Spiel genandt Friedens Sieg (1648) folgende Ansicht vertreten:
Auf die Enderung der Sprache folget eine Enderung der Sitten: Verenderte Sitten pflegen gemeiniglich das gemeine Leben also zu enderen/ daß Unglükk und untergang auf dem fusse daher folget. Ich meine/ man köne nicht ohne Schande und grossen Schimpf des Vaterlandes/ die angeborne so Heldenhafte/ und gleichsam fromme Muttersprache ins Elend verstossen.
Darauf erwidert der mehr Französisch radebrechende als Deutsch sprechende Widerpart Bolderian (der schon auf den Leutnant Riccaut de la Marliniere in Gotthold Ephraim Lessings Minna von Barnhelm vorausweist):
Ei solche maintenirung oder æstimierung der Muttersprache ist heutiger zeit wenig favorabel oder raisonabel, und an sich von unestimirlicher importantz.15
Die Konfrontationslinie ist hier literarisch deutlich abgesteckt.
Eine Extremposition, die ironische Stellungnahmen schon von Zeitgenossen auf sich zog, vertrat Philipp von Zesen (1619–1689), dem – allerdings zu Unrecht – manche Wortabsurditäten wie Gesichtserker für ›Nase‹ untergeschoben worden sind. Zesen war Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft. Eine stattliche Reihe seiner Vorschläge für Wortersatz war allerdings auch erfolgreich, jedoch auf andere Weise, als Zesen sich das vorgestellt hatte, denn die Ersatzwörter verdrängten die Fremdwörter, denen sie den Garaus machen sollten, gerade nicht, sondern sie bürgerten sich daneben ein: Abstand neben Distanz, Anschrift neben Adresse, Glaubensbekenntnis neben Konfession, Leidenschaft neben Passion, Trauerspiel neben Tragödie u. a. Das Nebeneinander konnte sekundär zur semantischen Differenzierung genutzt werden. Beispiele dafür sind Entwurf, was nicht dasselbe bedeutet wie Projekt, ebenso Grundstein und Fundament, Jahrbücher und Annalen, Tagebuch und Journal. Freilich kam es auch zu Missgriffen, etwa bei den Ersatzvorschlägen für längst eingebürgerte Wörter, die kein Sprecher mehr als fremd empfand. Für Altar stellte Zesen zum Beispiel die Komposita Gottestisch, Rauchtisch, Räuchertisch und Weihetisch zur Diskussion. Er schlug vor Zeugemutter für Natur zu verwenden, Jungfernzwinger für Nonnenkloster, Tageleuchter für Fenster oder Meuchelpuffer für Pistole.16
Auch der große Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) äußerte sich in seinen Unvorgreiffliche[n] Gedancken, betreffend die Ausübung und Verbesserung der Teutschen Sprache von 1697 zum Thema ›gutes Deutsch‹ bzw. ›besseres Deutsch‹. Er schreibt: »Was die Wort und Weisen zu reden betrifft, so muss man sich hüten vor Unanständigen, Ohnvernehmlichen und Fremden oder Unteutschen.«17 Er teilt zwar durchaus noch Ansichten der barocken Sprachreiniger, sieht die Probleme aber differenzierter, etwa wenn er einräumt: »Unanständige Worte sind die niederträchtige, offt etwas Gröbliches andeutende Worte, die der Pöbel braucht, plebeja et rustica verba, wo sie nicht eine sonderliche Artigkeit haben und gar wol zu passe kommen, oder zum schertz mit guter Manier anbracht werden.« Es kann also Sprech- oder Schreibsituationen geben, die die Verwendung von Wörtern, »die der Pöbel braucht«, dennoch legitimieren. Das ist eine deutlich »liberalere« Haltung als die vieler Sprachreiniger vom Schlage eines Philipp von Zesen.
Die Frage nach ›gutem Deutsch‹ stellte sich hundert Jahre nach Leibniz18 erneut in anderem Lichte dar. Joachim Heinrich Campe (1746–1818) zog zwar wie weiland Philipp von Zesen wacker gegen Fremdwörter zu Felde, tat das aber mit einem ganz anderen kulturpolitischen Hintergrund: Er war im Revolutionsjahr 1789 nach Paris gereist, um aus nächster Nähe am Leichenbegängnis des französischen Despotismus teilzunehmen. Auch Campes sprachwissenschaftliche Schriften thematisieren die Fremdwortverdeutschung, das aber nicht aus allgemeinen kulturpatriotischen oder nicht näher benannten sprachethischen Motiven heraus, sondern »aus Einsicht in die Notwendigkeit der Volksaufklärung«.19 Das heißt: Er verband
sein demokratisches Engagement mit einer aufklärerischen Sprachtheorie, die darin bestand, die Sprache, in der das Wissen aufbewahrt ist, so einzurichten, daß das Verstehen unmittelbar aus der Sprachkompetenz eines jeden Sprechers heraus erfolgen kann, indem die Wörter zum einen ausdrucksseitig systemhaft und nach analogen Formprinzipien organisiert sind und sich inhaltsseitig aus dem muttersprachlich gefaßten Alltagswissen heraus erschließen lassen.20
Das zweite Problem, mit dem sich Gelehrte der Barock-, vor allem aber der Aufklärungszeit befassten, und das sie kontrovers diskutierten, war, wie erwähnt, das der Sprachrichtigkeit. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen standen nicht so sehr lexikalische Probleme, wie bei den meisten der Sprachreiniger, als vielmehr die ›richtige‹ Aussprache und im Zusammenhang damit Fragen der Orthografie.
In Anbetracht dessen, dass der deutsche Sprachraum in zahlreiche mehr oder weniger stark voneinander abweichende Mundarten zersplittert war (was ja bis zu einem gewissen Grad bis heute der Fall ist), stellte sich die grundsätzliche Frage, ob ein bestimmter Dialekt als maßgeblich anerkannt werden sollte, und falls ja, welcher es sein sollte. Vielfach wurde die Sprachlandschaft Luthers, das ›Meißnische‹, als diejenige Sprachvarietät angesehen, der aufgrund ihrer ohnehin vorhandenen Strahlkraft diese herausgehobene Rolle zukäme. Aber es gab auch Stimmen, die sich dafür aussprachen, eine solche Führungsrolle nicht einem bestimmten Einzeldialekt zuzugestehen, sondern die vielmehr dafür plädierten, eine noch nicht existente Hochsprache nach bestimmten Kriterien auf der Grundlage der vorhandenen Dialekte zu konstruieren und zu etablieren. Dafür sprachen sich Grammatiker und Gelehrte vor allem aus dem norddeutschen (sprachlich gesehen ›niederdeutschen‹) Raum aus. Ähnlich argumentierten Autoren aus dem Süden (Bayern, Österreich, Schweiz), und das ist nicht weiter verwunderlich, denn der Norden und der Süden waren in sprachlicher Hinsicht doch um einiges von der ›Lutherischen Mitte‹ entfernt. ›Südliche Vorbehalte‹ gegen das ›Meißnische‹ hatten im 17. und 18. Jahrhundert überdies auch noch mit konfessionellen Vorbehalten zu tun.21
Fragt man nun, was im konfessionellen Zeitalter als ›gutes Deutsch‹ und ›schlechtes Deutsch‹ gesehen wurde, so hing das von der jeweiligen Grundüberzeugung ab: Für diejenigen, die es für geboten hielten, eine bestimmte Landschaftssprache als Leitvarietät anzuerkennen, war alles, was von dieser abwich, ›schlecht‹ oder ›falsch‹. Für Verfechter der Auffassung, dass das grundrichtige Deutsch nirgendwo gesprochen und geschrieben wurde, sondern erst erarbeitet werden musste, konnte a priori kein Dialekt schon ›gutes Deutsch‹ repräsentieren. Zu dieser Ansicht neigte Johann Christoph Gottsched (1700–1766), und zwar im Gegensatz zu seinem eine Generation jüngeren Vornamensvetter Johann Christoph Adelung (1732–1808), dem letzten prominenten Verfechter der zu seiner Zeit fast schon anachronistischen Auffassung, dass dem ›Meißnischen‹ der Vorrang unter allen deutschen Landschaftssprachen zu käme.
5. 19. Jahrhundert bis heute
Seit der Reichsgründung 1871 hat auch die Politik versucht, Festlegungen darüber zu treffen, was ›richtiges‹ oder ›falsches‹ Deutsch sei. Regierungsamtliche Regulierungsmaßnahmen beschränkten sich aber weitgehend auf Orthografie und Aussprachenormen (Orthoëpie).22 Dennoch dauert die Diskussion an, wie die Debatten um die jüngste Rechtschreibreform zeigen.
Was dagegen ›gutes Deutsch‹ auf der lexikalischen Ebene ist, darüber setzten sich die Diskussionen fort, die sich bis zur Polemik, ja sogar Diskriminierung steigern konnten. Verändert haben sich im Lauf der Zeit allerdings die Hintergründe, vor denen die Debatten geführt wurden. Fand man es früher inakzeptabel, wenn jemand versuchte, ein ihm nicht zustehendes Sprachregister anzuschlagen, indem er fremdes Wortgut sozusagen usurpierte, so wurde zunehmend der Fremdwortgebrauch an sich, also unabhängig von ›Ständeklauseln‹, gebrandmarkt. Der Lateinisch oder Französisch brabbelnde Knecht Matthies und der dumm-arrogante Bauernlümmel im Meier Helmbrecht waren ja nur satirische Zerrbilder.
Zwar gab es um 1900 offiziöse, halbamtliche Vorgaben bei Post, Bahn und Militär.23 Doch anders als für die Orthografie gab es für den Wortgebrauch keine legislativen Vorgaben. Es waren in Zeiten des »radikalnationalistischen Wilhelminismus und rassistischen Nationalsozialismus«24 politische und sprachideologische Vorstellungen von Einzelpersonen oder auch Verbänden, die die Diskussion dominierten. Ihnen ging es auch nicht mehr (wie Campe) um Fremdwort-Ersatz im Interesse einer verständlichen Sprache im Dienste der Volksaufklärung, sondern schlicht um Eliminierung von Elementen aus ›Feindsprachen‹ wie Französisch und Englisch, in der NS-Zeit auch Hebräisch und Jiddisch. Der Gießener Germanist Hans L. Stoltenberg (1888–1963) verstieg sich dazu, Universitätsfunktionen zu verdeutschen, z. B. Hochschulführer für Rektor, Lehrschaftsführer für Dekan, Amtshochlehrer für Ordinarius, hochschulhaft für akademisch, Anstaltsamung für Institutionalisierung (und ähnliche sprachliche Sumpfblüten).25
Kristallisationspunkt für derartige Initiativen war der Allgemeine deutsche Sprachverein,26 der es mit seinen sprachpuristischen Rundumschlägen allerdings so weit trieb, dass sich sogar Hitler persönlich zu einem Machtwort genötigt sah. In einem Erlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung vom Jahr 1940 hieß es:
Der Führer wünscht nicht derartige gewaltsame Eindeutschungen und billigt nicht die künstliche Ersetzung längst ins Deutsche eingebürgerter Fremdworte durch nicht aus dem Geist der deutschen Sprache und den Sinn der Fremdworte meist nur unvollkommen wiedergebende Wörter.27
Radikal-völkischer Fremdwortpurismus konnte unter nationalsozialistischen Vorzeichen schon deshalb nicht erwünscht sein, weil Nazi-Größen in ihrer Propaganda und im Parteideutsch selbst reichlich Fremdwörter verwendeten. Sie waren ja allem ›Blut-und-Boden-Geschwurbel‹ zum Trotz in erster Linie Technokraten. Drei der fünf lexematischen Einheiten des Namens Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei sind übrigens Fremdwörter! Zudem konnte die Verdeutschung euphemistisch gebrauchter Fremdwörter ungewollt entlarvend sein, z. B. Zwangs- oder Straflager statt Konzentrationslager oder Entmannung statt Sterilisation.
Gleichwohl zeitigten die Aktivitäten des Allgemeinen deutschen Sprachvereins Wirkungen bis in die Nachkriegszeit. Im heutigen Deutschen haben wir Komposita wie z. B. Eilzug, Fahrkarte, Fernsehen, Gaststätte, Kernenergie, Kraftfahrzeug, Innenstadt, Rundfunk für Express, Billet, Television, Restaurant, Atomenergie, Auto, City, Radio. Die deutschen Synonyme gehen sehr wahrscheinlich auf das Konto dieses Vereins.
Bis in die Gegenwart setzen sich die Auseinandersetzungen um das ›reine Deutsch‹ fort. Sprachpflege wird auch heute noch vielfach eindimensional mit Abwehr von Fremdwörtern, gegenwärtig vor allem von Angloamerikanismen, gleichgesetzt.
Hinzu kommt heute – anders als in früheren Jahrhunderten – die sprachpflegerische Stigmatisierung auch bestimmter syntaktischer Strukturen. Beispiele sind die Verbzweitstellung in weil-Kausalsätzen (ich gehe nicht mit ins Kino, weil der Film interessiert mich nicht), Tempusverdoppelung (ich habe schon gegessen gehabt), Negationsverdoppelung (ich habe keinen Hunger nicht) oder Relativsatzeinleitung mit der/die/das wo oder nur wo wie z. B. in der Händler, (der) wo mir den Gebrauchtwagen angedreht hat … Verwerflich sind für sprachbewusste Zeitgenossen auch Kombinationen von Passiv, Reflexivität und unpersönlicher Konstruktion (nach der Gedenkminute wurde sich hingesetzt). Was für den Linguisten, der sich für ›saliente Nonstandardmuster‹ interessiert, spannend sein kann, findet der sprachnormbewusste Zeitgenosse einfach nur grauenvoll.
Und so kommt dem ›gutem Deutsch‹ auch heute wieder eine »soziale Symptomfunktion«28 zu. ›Gutes Deutsch‹ ist bei dieser Sicht der Dinge ein normenkonformes Deutsch mit positiv bewerteten Symptomwerten. Wer diese Normen nicht kennt und beherrscht, disqualifiziert sich.
Dabei werden englische bzw. angloamerikanische Einflüsse weitgehend akzeptiert, auch wenn es nach wie vor Bestrebungen gibt, diese Einflüsse zurückzudrängen – mitunter fühlt man sich dabei sogar an jenen Ritter von der traurigen Gestalt erinnert, den Miguel de Cervantes (1547–1616) in den Kampf gegen Windmühlen und Schafherden geschickt hat. Dass es in gewissen Kreisen sprachliches ›anglizismengeschwängertes‹ Imponiergehabe gibt, soll nicht geleugnet werden. Meier Helmbrecht lässt grüßen!
Heutige Sprachkritiker, denen an einem ›guten Deutsch‹ gelegen ist, müss(t)en jedoch auf einem anderen, wesentlich komplexeren Tätigkeitsfeld aktiv werden, als es der Kampf gegen Fremdwörter, syntaktische und morphologische Regelabweichungen oder normabweichende Lautungen jemals war: Gemeint ist die Entlarvung oberflächlicher oder manipulativer Ausdrucksweisen, die sich gerne semantisch leerer Pseudotermini bedienen, die lediglich den Anschein von Wissenschaftlichkeit oder gehobenem Reflexionsniveau erwecken. Das sind z. B. nahezu beliebig kombinierbare Komposita mit dem Grundwort -ebene (Konfliktebene, Beziehungsebene), -horizont (Konflikthorizont, Beziehungshorizont), -faktor (Konfliktfaktor, Beziehungsfaktor), -projekt (Konfliktprojekt, Beziehungsprojekt), -kompetenz (Konfliktkompetenz, Beziehungskompetenz) usw. Solche Wörter haben das Potenzial, Reflexions- und Denkdefizite auf prestigefördernde Weise zu übertünchen. Der Freiburger Sprachwissenschaftler Uwe Pörksen hat solche Konstrukte als »Plastikwörter«29 bezeichnet. Gottfried von Straßburg, der Dichter des Tristan, der noch kein Plastik kannte, hätte vermutlich von bickelworten gesprochen.
Weites Echo findet die immer im Januar stattfindende Bekanntgabe des ›Unworts des Jahres‹, die zumindest einmal im Jahr an die Notwendigkeit öffentlicher Sprachreflexion erinnert. Solche ›Unwörter‹ waren beispielsweise Humankapital, Herdprämie, Kollateralschaden, Überfremdung, Rentnerschwemme, Wohlstandsmüll, Ich-AG, Peanuts, Entlassungsproduktivität, Personalentsorgung, ausländerfrei, intelligente Waffensysteme. Das alles sind Komposita, die zu Recht angeprangert worden sind. Moderne Sprachkritik muss sich über isolierte Einzelwörter hinaus auch auf aktuelle Diskurszusammenhänge richten. ›Gutes Deutsch‹ definiert sich heute nicht durch Stigmatisierung bestimmter Wörter oder Wortabfolgen, schon gar nicht durch Fremdwortpurismus, sondern – zumindest im öffentlichen Bereich – durch Vermeidung manipulativer, offen oder latent diskriminierender, irreführender Ausdrucksweisen.30
- 1Im Original: »Hujus enim linguae barbaries ut est inculta et indisciplinabilis atque insueta capi regulari freno grammaticae artis, sic etiam in multis dictis scripto est propter literarum aut congeriem aut incognitam sonoritatem difficilis. Nam interdum tria u u u, ut puto, quaerit in sono, priores duo consonantes, ut mihi videtur, tertium vocali sono manente; interdum vero nec a, nec e, nec i, nec u vocalium sonos praecavere potui: ibi y grecum mihi videbatur ascribi. Et etiam hoc elementum lingua haec horrescit interdum, nulli se caracteri aliquotiens in quodam sono, nisi difficile, jungens; k et z sepius haec lingua extra usum latinitatis utitur, quae grammatici inter litteras dicunt esse superfluas. Ob stridorem autem interdum dentium, ut puto, in hac lingua z utuntur, k autem ob faucium sonoritatem.«, zitiert nach Otfrid von Weißenburg, Evangelienbuch, Auswahl, Althochdeutsch/Neuhochdeutsch, hg., übersetzt und kommentiert von Gisela Vollmann-Profe, Stuttgart 1987, S. 20/21.
- 2Im Original: »Duo etiam negativi, dum in latinitate rationis dicta confirmant, in hujus linguae usu pene assiduae negant; et quamvis hos interdum praecavere valerem, ob usum tamen cotidianum, ut morum se locutio praebuit, dictare curavi.«, ebd. S. 22/23.
- 3Gottfried von Straßburg, Tristan, Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, nach dem Text von Friedrich Ranke neu hg., ins Neuhochdeutsche übersetzt, mit einem Stellenkommentar und einem Nachwort von Rüdiger Krohn, 3 Bde., Stuttgart 2002, Bd. 1, Verse 4638–4641.
- 4Eine andere Interpretation vertritt Hans-Jörg Spitz: »bickelwort: Würfel- und Speerworte. Zu einer poetologischen Waffenmetapher im Literaturexkurs Gottfrieds von Straßburg«, in José Cajot, Ludger Kremer und Hermann Niebaum (Hg.), Lingua theodisca. Beiträge zur Sprach- und Literaturwissenschaft. Jan Goosens zum 65. Geburtstag (Niederlande-Studien 16/1,2), Münster/Hamburg 1995, Bd. 2, S. 1019–1032.
- 5Wernher der Gärtner, Helmbrecht, Mittelhochdeutsch/Neuhochdeutsch, hg., übersetzt und erläutert von Fritz Tschirch, Stuttgart 2002, Verse 715–728, 743–748, 764–768.
- 6Vgl. Ingo Reiffenstein, »Metasprachliche Äußerungen über das Deutsche und seine Subsysteme bis 1800 in historischer Sicht«, in Werner Besch u. a. (Hg.), Sprachgeschichte. Ein Handbuch zur Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Erforschung, 2., vollständig neu bearb. und erweiterte Aufl., Teilbd. 3, Berlin/New York 2003, S. 2205–2229, bes. S. 2207–2212.
- 7Martin Luther, Sendbrief vom Dolmetschen [1530], in Martin Luthers Werke [Weimarer Ausgabe], Abt. 1, Bd. 30/2, Weimar 1909, S. 632–646, hier S. 637.
- 8Dazu zusammenfassend Alan Kirkness, »Das Phänomen des Purismus in der Geschichte des Deutschen«, in Besch u. a. (Hg.), Sprachgeschichte (Fn. 7), Teilbd. 1, Berlin/New York 1998, S. 407–416.
- 9Vgl. Peter von Polenz, Deutsche Sprachgeschichte vom Spätmittelalter bis zur Gegenwart, Bd. 2: 17. und 18. Jahrhundert, Berlin / New York 1994, S. 106–134.
- 10[Johann Michael Moscherosch], Ein schön new Lied genannt Der Teutsche Michel/ etc. Wider alle Sprachverderber/ Cortisanen/ Concipisten und Concellisten/ welche die alte teutsche Muttersprach […] vermischen/ verkehren vnd zerstehren […], Einblattdruck 1642, Exemplar der Bayerischen Staatsbibliothek, online verfügbar unter: http://daten.digitalesammlungen.de/bsb00031778/image_1 (7. 6. 2016).
- 11Georg Philipp Harsdörffer, Der Teutsche Secretarius. Das ist: Allen Cantzleyen/ Studir- und Schreibstuben nützliches/ fast nothwendiges/ und zum vierdtenmal vermehrtes Titular- und Formularbuch, Nürnberg 1661, S. 3, online verfügbar unter http://www.mdznbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10403953-9 (8. 6. 2016).
- 12Vgl. von Polenz, Deutsche Sprachgeschichte (Fn. 9), bes. S. 107–134. Zu verschiedenen Argumentationsweisen Wolfgang Huber, Kulturpatriotismus und Sprachbewußtsein. Studien zur deutschen Philologie des 17. Jahrhunderts, Frankfurt a. M. u. a. 1984.
- 13Vgl. die Überblicksdarstellung von Andreas Gardt, »Die Sprachgesellschaften des 17. und 18. Jahrhunderts«, in Besch u. a. (Hg.), Sprachgeschichte (Fn. 7), Teilbd. 1, Berlin/New York 1998, S. 332–348.
- 14https://www.saw-leipzig.de/de/projekte/die-deutsche-akademie-des-17-jahrhunderts-fruchtbringende-gesellschaft (8. 6. 2016). Siehe auch die Beiträge von Andreas Herz sowie Gabriele Ball u.a. in diesem Heft.
- 15Justus Georg Schottelius, Neu erfundenes Freuden Spiel genandt Friedens Sieg, Wolfenbüttel 1648, S. 80 f., online verfügbar unter http://diglib.hab.de/drucke/lo-6992/start.htm (8. 6. 2016).
- 16Vgl. von Polenz, Deutsche Sprachgeschichte (Fn. 9), S. 120–123.
- 17Zitiert nach Paul Pietsch, »Leibniz und die deutsche Sprache (III)«, in Wissenschaftliche Beihefte zur Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, Vierte Reihe, Heft 30 (1908), S. 313–356 und 360–371, hier S. 349.
- 18Umfangreiches Material für das späte 18. und das 19. Jahrhundert stellt bereit: Alan Kirkness, Zur Sprachreinigung im Deutschen 1789–1871. Eine historische Dokumentation, 2 Bde., Tübingen 1975.
- 19Von Polenz, Deutsche Sprachgeschichte (Fn. 9), S. 127.
- 20Ebd. (unter Rekurs auf Jürgen Schiewe, Sprachpurismus und Emanzipation. Joachim Heinrich Campes Verdeutschungsprogramm als Voraussetzung für Gesellschaftsveränderungen, Hildesheim u. a. 1988, S. 118).
- 21Zum ganzen Fragenkomplex vgl. z. B. Dirk Josten, Sprachvorbild und Sprachnorm im Urteil des 16. und 17. Jahrhunderts, Bern/Frankfurt a. M. 1976; von Polenz, Deutsche Sprachgeschichte (Fn. 9), bes. S. 135–180.
- 22Polenz, Deutsche Sprachgeschichte (Fn. 9), S. 236.
- 23Ebd., S. 269.
- 24Ebd., S. 264.
- 25Vgl. ebd., S. 278.
- 26Vgl. Herbert Blume, »Der Allgemeine Deutsche Sprachverein als Gegenstand der Sprachgeschichtsschreibung. Mit einem Kapitel über Hermann Riegel«, in Dieter Cherubim, Siegfried Grosse und Klaus J. Mattheier (Hg.), Sprache und bürgerliche Nation. Beiträge zur deutschen und europäischen Sprachgeschichte des 19. Jahrhunderts, Berlin / New York 1998, S. 123–147, Andreas Gardt, »Sprachnationalismus zwischen 1850 und 1945« in ders. (Hg.), Nation und Sprache. Die Diskussion ihres Verhältnisses in Geschichte und Gegenwart, Berlin / New York 2000. S. 247–271.
- 27»Erlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung«, in Deutsche Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung 6/23 (1940), S. 534.
- 28Polenz, Deutsche Sprachgeschichte (Fn. 9), S. 231.
- 29Uwe Pörksen, Plastikwörter. Die Sprache einer internationalen Diktatur, Stuttgart 1988.
- 30Vgl. weiterhin Klaus-Hinrich Roth, »Positionen der Sprachpflege in historischer Sicht«, in Besch u. a. (Hg.), Sprachgeschichte (Fn. 7), Teilbd. 1, Berlin / New York 1998, S. 383–396, ferner Klaus Gloy, »Sprachnormierung und Sprachkritik in ihrer gesellschaftlichen Verflechtung«, in ebd., S. 396–406.