Mit Eichendorff, Novalis und anderen Dichtern im unteren Saaletal1
Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat. Hrsg. v. Leibniz-Institut für Länderkunde Leipzig und der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.
Band 75: Das untere Saaletal. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme zwischen Halle und Bernburg. Hrsg. v. Gerd Villwock u. Haik Thomas Porada. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2016. XVIII + 398 Seiten, 80 Abbildungen, 4 Karten, Festeinband
Das hier vorzustellende Buch beginnt mit der einladenden Feststellung der Reihenherausgeber »Die Saale ist nach dem Rhein der vielleicht am meisten besungene Fluss Deutschlands«.2 Und in der Tat haben sich viele Dichter zur Saale, darunter auch explizit zum unteren Saaletal und seinen Uferlandschaften, künstlerisch, autobiografisch oder wissenschaftlich geäußert. Es waren vorwiegend die Romantiker um 1800, welche das untere Saaletal in ihren Werken verewigten. Aber auch die Repräsentanten des Sturm und Drang sowie späterer Epochen sind vertreten. Eine kleine Auswahl soll im Folgenden vorgestellt werden – räumlich verteilt auf den hier interessierenden Saaleabschnitt – beginnend in Giebichenstein bei Halle a. d. S. und Umgebung mit der Zwischenstation Wettin mit dem Petersberg in der Nähe und endend in Bernburg als Abschluss.
1. Giebichenstein und Umgebung
Sehr bekannt ist der Dichterkreis um den preußischen Kapellmeister Johann Friedrich Reichardt (1752–1814),3 der unterhalb der Burg Giebichenstein bei Halle ein stattliches, gastfreundliches sowie zu geistigem und musischem Austausch anregendes Anwesen hatte.4 Auch seine Töchter, die alle möglichst gut verheiratet werden mussten, spielten für die Attraktivität des geselligen Ortes eine wichtige Rolle.5 Wenn alle zu Hause waren, waren es immerhin sieben.6 Der Schriftsteller Jean Paul (1763–1825) schrieb am 18. Juli 1798 seiner Frau Karoline »Reichardt hat ein ganzes Töchter-Orchester, das so schön singt als lebt, obwohl nicht so schön aussieht […]«.7 Johann Wolfgang Goethe (1749–1832) hingegen notierte, dass die Reichardt-Töchter schön gewesen seien.8 Aus ihnen ist auch etwas Anständiges geworden. Die Älteste, Louise,9 gelangte als Sängerin, Komponistin und Musikpädagogin zu gutem Ansehen. Die anderen heirateten Professoren oder machten anderweitig eine gute Partie.
Im Zentrum der Textzeugen am Anfang unserer Saalepartie steht der malerische Saaledurchbruch unterhalb der Burg Giebichenstein bei Kröllwitz und Trotha. Er bildet daher auch den Ausgangspunkt für den hier vorzustellenden Band.10 Da ist zunächst Ludwig Tieck (1773–1853), einer der bedeutendsten Repräsentanten der deutschen Frühromantik. Er schrieb am 3. Juni 1792 an einen Freund:
Die Saale glänzte vor mir wie ein großer See, tausend kleine Sterne zitterten auf der ungewissen Oberfläche, ein leichter goldener Nebel ruhte über die ganze Gegend, die Wogen der Saale tönten in der einsamen Nacht wie die Schritte eines Wanderers, bald wie Harfentöne, bald wie das Rudern eines Schiffes. […] Endlich stieg ich auf die Felsen, die schönste Gegend bei Giebichenstein, wie alles romantisch vor mir lag […].11
Auch Achim von Arnim (1781–1831), der Hauptvertreter der sogenannten Heidelberger Romantik, war Reichardts Gast. In seinem Stück Halle und Jerusalem. Studentenspiel und Pilgerabenteuer12 lässt er eine Figur mit Blick auf die ewig faszinierende Saale sagen:
da schwimmt eine Schar Studenten auf leichten Kähnen schnell daher, den Schwänen nach, die drohend ihre Jungen schützen, am Himmel singen tausend Lerchen, als strömten sie aus hohem Sonnentor, die Sonne scheinet früher aufgewacht, die rasche Jugend spiegelnd zu begrüßen […].13
Weitere Gäste der »Herberge der Romantik zu Giebichenstein«14 waren: Clemens Brentano (1778–1842), Friedrich von Hardenberg, gen. Novalis (1772–1801), Leopold Friedrich Günther von Göckingk (1748–1828), Johann Heinrich Voß (1751–1826), Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773–1798) und andere. In Giebichenstein haben sich Novalis und Tieck im Sommer 1799 zum ersten Mal getroffen. Tieck berichtet später, dass hier Novalis die ersten Gedanken zu seinem Fragment gebliebenen Roman Heinrich von Ofterdingen gekommen sein sollen.15 Es ist nicht übertrieben, diese Begegnung als eine der folgenreichsten in der deutschen Literaturgeschichte während des Zeitalters der Romantik einzuordnen. Der junge Jurastudent und spätere Dichterjurist16 Joseph von Eichendorff (1788–1857) hat sich mehrfach schwärmerisch zu Giebichenstein und Umgebung geäußert, wenn auch nicht als Gast Reichardts.17 So findet man etwa in seinem Tagebuch zum 8. Mai 1805:
Auch giengen wir um diese Zeit einigemal auf den schönen Felsen in Gibichenstein u. nach Passendorff18 eine Viertelmeile von hier, und schon im Sächsischen, welches durch ein Cofféhaus19 u. einen Garten, den, wie alle schönen öffentlichen Oerter um Halle, blos Studenten besezt halten u. durch die Contrebande20 an Tabak, Pfeiffen21 etc: bekanndt ist.22
Am 25. Januar 1806 notierte er: »Besahen wir uns die Sale, welche die Wiesen bey Passendorf überschwemmt hatte«;23 und am 5. März 1806: »Quickmarsch durch das staunende Trotha24 mit klingendem Spiele. […] Bier- Coffee- u. Wein-Kommersch in der Kneipe zu Beydersee25 […].«26 Dieses Besuchs Eichendorffs im Gasthof zu Beidersee wird auch im Buch Das untere Saaletal gedacht.27
Der Ochsenberg28 bei Kröllwitz29 fand wegen seiner auffälligen Kegelgestalt als lohnenswerter Aussichtspunkt gebührende Beachtung (19. Mai 1806): »Mit Wilhelm30 […] Nachmittags einen einsamen Spatziergang. Aussicht auf den Broken31 vom Ochsenhaubte bey Krellwitz.«32
Bekanntlich kehrte Eichendorff noch einmal nach Halle zurück – im reifen Mannesalter (ca. 60-jährig) und auf dem Höhepunkt einer durchschnittlich preußischen Juristenkarriere (1840er Jahre).33 Bei der Gelegenheit schrieb er das berühmte Gedicht Bei Halle:
Da steht eine Burg überm Tale,
Und schaut in den Strom hinein,
Das ist die fröhliche Saale,
Das ist der Giebichenstein.34
Weniger bekannt ist eine Textstelle im autobiografischen Werk des im 19. Jahrhundert viel gelesenen Dichters, Freiheitskämpfers und Juristen Karl Leberecht Immermann (1796–1840).35Sie lautet:
Die Honigmonate meiner jungen Freiheit, welche mit den blutigen Rosenmonaten der deutschen Freiheit zusammentrafen, waren süß. Nach Giebichenstein und Crellwitz wurde allabendlich gepilgert, die Saale in Kähnen, die nicht viel breiter und sicherer waren als die Canots der Wilden, bis zur Höltybank36 befahren: zwischen den grünen Büschen des Giebichensteiner Gartens37 oder unter den Felsen von Crellwitz lagerte sich die junge Horde, seelenvergnügt bei der schmalsten Kost, und dort ging uns Tiecks Gestirn38 auf, welches wir eben kennengelernt hatten und das uns mit unsäglicher Freude erfüllte.39
Wir wollen auch eine Dichterin zu Wort kommen lassen, auch wenn es eine tragische, ja traurige Vertreterin der Romantik ist. Die Rede ist von Louise Brachmann (1777–1822).
Louise Brachmann40 stammte aus Rochlitz. Nach dem Umzug der Familie nach Weißenfels schloss sie mit den Salinendirektorenkindern Sidonie41 und Novalis Freundschaft. Anfang September 1822 war sie nach literaturkritischen und privaten Enttäuschungen nach Halle gekommen, wo sie bei dem Juraprofessor Friedrich Adolph Schilling (1792–1865)42 wohnte. Sie kannte dessen Ehefrau aus Weißenfels. Louise war nach dem Scheitern einer dritten Liebesbeziehung und dem Ausbleiben ihres künstlerisch-dichterischen Erfolgs so verzweifelt, dass sie sich am 17. September 1822 ertränkte. Die Stelle des Suizids ist nicht eindeutig überliefert. Genannt werden der Mühlgraben und die Saale.43 Ihre letzten Worte sollen Bezug auf einen Felsen beim Giebichenstein genommen haben, die sogenannte Höltybank: »Das ist die Höltybank44 unter Halle!«45 soll sie gerufen haben, bevor sie des Nachts ihr Quartier in Richtung Wasser verließ. Der Herausgeber ihrer Gedichte, Christian Gottfried Schütz (1747–1832)46, der im Übrigen auch im vorzustellenden Buch genannt wird,47 merkt in einer Fußnote an: »Ein schroffer Fels, sonst ist nichts zu sehen.«48 Es ist offenbar eine Stelle auf den Felsen der Klausberge.49
Bevor wir Giebichenstein verlassen, wollen wir noch eine lebensfrohe Stimme zitieren – die von Carl Loewe (1796–1869). Der war eigentlich Komponist, aber Komponisten kann man auch als ›Tondichter‹ bezeichnen, sodass er dann doch zu unserer Überschrift passt. Er notierte in einem Brief an seine Frau am 30. Juli 1826:
Sonntag. Gestern hatten wir an den Saale-Ufern einen köstlichen Abend. Wir waren nach Giebichenstein und Trotha gefahren. Oben auf der herrlichen Hölty-Bank50 stand ich mit Theresen,51 links die alte Ritterburg, den Giebichenstein, hoch auf den Felsen, unten, tief zu seinen Füssen, die Saale mit ihren Wirbeln in dem rauschenden Wasser, dass sich so tief und gelb unten daher kräuselt; vor uns der Wald mit der Papiermühle,52 ein Wehr,53 Wasserfall des grossen Stroms, der brausend vorübertobt. Rechts, weite grüne Auen, der Petersberg,54 die Insel der Seligen, Alles voll üppiger Vegetation; diese lieblichen, idyllischen romantischen Ufer!55
2. Wettin und Petersberg
Wir gehen nach Wettin56 mit dem Petersberg in Sichtweite. In diese Richtung unternahm Eichendorff am 31. August 1805 einen Ausritt. Unter diesem Datum vermerkt er:
Machten wir einen kleinen Spazierritt. Wir ritten über Gibichenstein Abends nach 4 Uhr ohngefähr eine Meile auf der Chaussé57 nach Magdeburg zu,58 wo wir uns an der schönen Aussicht auf den Petersberg u. die angräntzenden Thäler, welche die untergehende Sonne beglänzte, labten […].59
Wettin als Ort des Bergbaus60 war besonders für naturwissenschaftlich interessierte Dichterpersönlichkeiten einen Besuch wert. Dazu gehört Novalis: Er weilte im Rahmen der geologischen Landesuntersuchung 1799/1800 in Wettin61 und notierte dazu als Bergbaufachmann:
In Dölau62 und Löbegin63 ist nur Ein Steinkohlenflötz von abwechselnder Mächtigkeit, und sehr unregelmäßiger Figur. Zwischen Dölau und Wettin trift man an der Saale Porphyr – rothes und blaues sehr mürbes Schieferthongebürge weisen Sandstein, und näher an Wettin, rothen Sandstein und Porphyr an der Saale. Zwischen Halle und Wettin sind noch zwey Stellen, bey Gollwitz64 und Giebichenstein,65 wo Steinkohlenbergbau betrieben worden ist. Rund um den Petersberge bis nach Halle ist Steinkohlengebürge, aber ohne Kohle.66
In Wettin besuchte Novalis die Grube Sophie.67 Dazu schreibt er:
In Wettin fuhr ich auf dem obern Zuge68 auf der Sofie. Der Schacht ist 42 Lachter69 tief. Auf dem untern Zuge ist eine Roßkunst.70 Beyde Reviere haben Einen Stollen, der von Friedeburg durch das Mansfeldische bituminöse Mergelschieferflötzgebürge, durch das Rothe Liegende desselben, in das SteinKohlenGebirge getrieben ist […].71
Bekannt ist auch der Ausflug Goethes nach Wettin und auf den Petersberg.72 Seine Tagebuchnotizen sind karg und sachlich. So hält er zum 5. Juli 1802 fest, dass er in Begleitung Reichardts von Halle aus das Braunkohlenwerk in Langenbogen73 und die Steinkohlengruben zu Wettin74 sowie den dortigen Oberbergmeister Grillo75 besucht hat.76 Letzterer hat Goethe, vermittelt über Reichardt, später diverse Stücke für dessen Mineraliensammlung zukommen lassen.77 Am 7. Mai 1802 war Goethe auf dem Petersberg.78 Er vermerkt, dass er Stücke des Petersberger Porphyrs79 für seine geologischen Studien mitnahm.80 Schon einmal war er 1778 dort. Bei der Gelegenheit hat er die dortigen Kloster- und Stiftskirchenruinen gezeichnet.81
Friedrich Schiller (1759–1805) war wohl nie im unteren Saaletal. Nur bis Lauchstädt82 ist er zweimal gekommen.83 Doch wird in einer seiner großen Dichtungen immerhin der »Saalkreis« wörtlich erwähnt. In Wallensteins Lager lässt er einen Wachtmeister zu den Kaiserlichen sagen: »Ja, ja, im Saalkreis und auch in Meißen Hört man euch Herrn nicht besonders preisen.«84 Diese Charakterisierung ist für unseren hier vorzustellenden Band interessant: Sie spielt auf die marodierenden kaiserlichen Truppen an, die bei Alsleben am 3. November 1625 in den Saalkreis einmarschiert waren und die Dörfer entlang der Halle-Magdeburger Heerstraße, parallel zur Saale sozusagen, plünderten und teilweise zerstörten.85 Im Buch wird z. B. die Zerstörung von Kröllwitz im Dreißigjährigen Krieg ausdrücklich erwähnt.86 In diesem Kontext kam es zu einer Widerstandsbewegung gegen die marodierende Soldateska unter Führung des Hüttenmeisters von Dornitz;87 auch die Dornitzer Schmelzhütte wird im Buch erwähnt.88
Kommt man auf der westsaalischen Seite aus Richtung Wettin, so erhebt sich linkerhand kurz vor dem Ort Brucke89 (Fährort gegenüber von Rothenburg) das Herrenhaus Friedeburg.90 Es ist mit einem weiteren Dichter biografisch verbunden. Der aus Quedlinburg stammende Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) verbrachte mehrere Kinder-/Jugendjahre in Friedeburg a. d. S.91 Sein Vater hatte die Herrschaft Friedeburg 1732 bis 1736 gepachtet. Auch wenn sich die Eindrücke der Landschaft nicht direkt mit geografischen Namen in seinem Werk niedergeschlagen haben, so dürften sie doch seine Vorstellungen von Natur geprägt haben. Dankbar würdigt der Dichter rückblickend seine glücklichen Jahre in Friedeburg.92
3. Bernburg
Und nun Bernburg.93 Bei Eichendorff ist unter dem 26. September 1805 etwas zur Bernburger Gastronomie zu finden. Er schreibt, von seiner Harzreise über Magdeburg kommend: »sezten wir unsere Reise im schnellsten Fluge bis Bernburg fort, wo wir um 10 Uhr des Abends den gantzen Gasthof erst aufrumpeln mußten, u. übernachteten.«94 Wie mag es dort ausgesehen haben? Nicht so wortkarg sind die Eindrücke, die Novalis in seinem Reisejournal niedergeschrieben hat. Sein Besuch datiert auf den 16. April 1793. Zunächst schreibt er: »Bey Bernburg fiel mir der Rapsbau auf, der einen sehr festen Boden zu erfodern [sic, H. L.] scheint. Der Raps ist eine Art Rübsen95 mit breiten Blättern, sein Saamen giebt ein gutes Oel; hier schien er gut zu gedeihen.«96 Zur Stadt selbst hält er fest:
Um ½11 waren wir in Bernburg, wo eben Markttag war. Wir giengen auf den eben nicht beträchtlichen Markt in der Altstadt auf dem Schloßberg; unter dem jungen Frauenzimmer fielen mir viele edle Profile auf. Dieser Theil der Stadt wird durch die ziemlich breite Saale, auf der ein schönes Wehr und eine gut angelegte große Mühle angebracht ist, von der Neustadt getrennt […]; man findet in Bernburg mitunter gute Gebäude, zwischen denen aber auch viel schlechte Häuser stehn […]; das Rathhaus ist garnicht auszeichnend. […] Das Bernburgsche Militaire besteht nur aus dreyßig Mann, die aber fast lauter schlanke, gut dressirte und auf preußischem Fuß sehr nett montirte97 Leute sind, sie zeichnen sich vor allen Anhältschen Soldaten98 vorteilhaft aus, denn die Zerbster sind meist klein und ganz schlecht dressirt, und die Köthner zwar meist schöne Leute, die aber sich nicht recht reinlich halten […].
Das […] Schloß […] ist […] auf der einen Seite von einem breiten und tiefen Graben umgeben […], auf der andern Seite fließt in schauderhafter Tiefe die breite und reißende Saale. Zwischen den Schloßmauern und diesem Abgrund ist ein wilder Spaziergang angelegt, von dessen Höhe man Stadt und Land, eine schöne, fruchtbare Ebene, die sich in hundert Krümmungen daher windende Saale und an ihren Ufern die schönsten Wälder fernhin übersieht.99
Auch auf die Bernburger Gastronomie geht der Romantiker kurz ein: »speisten wir ganz gut in der goldnen Kugel100 in der großen Billard-Stube, wo wir die einzigen waren: der Gasthof ist mittelmäßig gut.«101
Einer fehlt noch, der in Bernburg natürlich unbedingt zitiert werden muss:Wilhelm von Kügelgen (1802–1867). Der in St. Petersburg geborene von Kügelgen hat viele Jahre seines Lebens in Bernburg als Hofmaler und Kammerherr im Dienst von Herzog Alexander Carl von Anhalt-Bernburg (reg. 1834–1863) verbracht. In seinen Lebenserinnerungen eines alten Mannes, die ihm mit 230 Auflagen einen Platz in der deutschen Literaturgeschichte bescherten, heißt es:
Bernburg, die Capitale des Herzogthums, ist ein an beiden Seiten der Saale wohlgelegenes Städtchen, das zu jener Zeit etwa siebentausend Einwohner zählen mochte. Ueber der Stadt thront malerisch auf einem Felsen das uralte Schloß, die Krone Anhalts.102 Mit stattlichen Mauern, starken Thürmen und einer Mannigfaltigkeit von Gebäuden selbst einem Städtchen gleichend, blickt es hinab auf den Ort und den Strom, welcher, jenen durchschneidend, sich zwischen Rebenhügeln, grünen Wiesen und lieblichen Laubgehölzen hinzieht […].103 Bernburg war damals durch die Schönheit seiner Töchter sehr stattlich illustrirt […].104 Um die schönen Sommersonntage bestens auszunutzen, stand ich früher als gewöhnlich auf und ging noch vor dem Frühstück hinaus in’s Freie, am liebsten in den nah gelegenen Schloßgarten105 […]. Trat man hier hinaus, so that sich ein weites, überraschend schönes Bild auf. Fast steilrecht blickte man hinunter auf die Saale, die durch Wiesen, Büsche und Gehölze hingleitend, am Fuße des Schloßfelsens in ihrer ganzen Breite schäumend über ein Wehr stürzt und dann mit tanzender Welle zwischen die Alt- und Bergstadt Bernburgs106 einläuft. Die malerischen Häusergruppen der Stadt, ihre Thürme, Gassen und Plätze, liegen wie Spielzeug an den Ufern, und darüber hinaus erblickt man Rebenhügel und Felder, endlich die Landschaft krönend den fernen Brocken wie ein Dunstgewölk. Die Entdeckung dieses Plätzchens achtete ich für einen Hauptgewinn meines Bernburger Lebens.107
Es sei eine kleine Rückkopplung von Bernburg nach Giebichenstein und zurück gestattet. Für alle Saaleanbeter scheint das Kahnfahren auf der Saale eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Während man im preußischen Halle unterhalb des Giebichenstein ein dichterisches wie romantisches Kahnfahren genießen konnte, machte man sich in Bernburg Sorgen um Unfälle. Dazu musste man ja kein Dichter sein. Die herzogliche anhalt-bernburgische Regierung erließ sogar eine Verordnung am 2. September 1814 (»wegen Fahrens auf der Saale«), welche auf die Vermeidung gefährlichen Schaukelns zielte:
Da bemerkt worden ist, daß junge Leute oftmals mit kleinen Kähnen auf der Saale herumfahren, mit Schaukeln des Fahrzeuges Scherz treiben, und sich durch so unvorsichtige Scherze der Gefahr des Ertrinkens aussetzen; so wird […] den Fischern und Kahninhabern bei […] Strafe von 12 gr. […] oder […] einer vier und zwanzigstündigen Gefängnißstrafe, die Ueberlassung ihrer Kähne und kleinen Fahrzeuge an junge Leute zum Selbstfahren [verboten – H. L.].108
Die Betrachtungen über die Saale lassen bei den Dichtern keineswegs eine verklärte Zurückgewandtheit in die Zeit der Ritter und Burgfräulein erkennen.109 Sie beschreiben nicht nur die Schönheit der Natur, sondern auch die wirtschaftlich relevanten Besonderheiten entlang der unteren Saale. So kann man die hier ausgewählten Dichter als schwärmende Schöngeister, aber auch als Persönlichkeiten mit einem ausgeprägten Sinn für das Nützliche und lebendig Reale ausmachen. Beschrieben werden Bergbau, Mühlen, darunter besonders häufig die Papiermühle in Kröllwitz, der anstehende Porphyr, Wehre und – wie wir von Novalis gehört haben – sogar die Ölproduktion aus Raps. Auch von den Verkaufsangeboten an Tabak,110 Pfeifen, Kaffee111 und Schokolade,112 wir würden heute wohl sagen ›vom Einzelhandel‹, ist in den Tagebuchnotizen oft die Rede. Insofern können wir bei den Romantikern einen Ansatz des auf Horaz (65–8 v. Chr.) zurückgehenden Diktums von der Verbindung von Schönem mit dem Nützlichen113 sehen. Nichts liegt in diesem Kontext näher, als die Reihe Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat dieser Maxime zuzuordnen.
- 1Geringfügig erweiterte und mit Fußnoten ergänzte Fassung des Festvortrages anlässlich der öffentlichen Buchvorstellung am 1.3.2016 im Carl-Maria-von-Weber-Theater Bernburg. Das 1826/27 erbaute, ehemals herzogliche Theater, wird im Buch genannt (Das untere Saaletal, S. 131).
- 2Stefan Klotz, Sebastian Lentz und Karl Mannsfeld, »Vorwort«, in Das untere Saaletal, S. V.
- 3Zu Biografie, Vorfahren und Nachkommen: Walter Salmen, Art. »Reichardt, Johann Friedrich«, inNeue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 295 f.; Hans Michael Schletterer, Art. »Reichardt, Johann«, in Allgemeine Deutsche Biographie 27 (1888), S. 629–648.
- 4Das untere Saaletal, S. 278. Vgl. ausführlich dazu Erich Neuß, Das Giebichensteiner Dichterparadies. Johann Friedrich Reichardt und die Herberge der Romantik, 2. Aufl., Halle a. d. S. 1949 (Nachdr. Halle a. d. S. 2007).
- 5Vgl. auch Jessika Piechocki und Pia Schmid, »Gebildete Geselligkeit – gesellige Bildung. Hallisches Bildungsbürgertum um 1800: Der Kreis um J. F. Reichardt«, in Thomas Müller-Bahlke (Hg.), Bildung und städtische Gesellschaft. Beiträge zur hallischen Bildungsgeschichte (Forschungen zur hallischen Stadtgeschichte, Bd. 3), Halle a. d. S. 2003, S. 69–77.
- 6Aus der ersten Ehe Reichardts: Louise (1779–1826), Juliane (1783–1838); aus der zweiten Ehe: Johanna (1784–nach 1848), Friederike (1790–1869), Sophie (1795–1838); aus der ersten Ehe der zweiten Frau Reichardts: Charlotte Hensler (1776–1850), Wilhelmine Hensler (1777–1851).
- 7Jean Pauls Briefwechsel mit seiner Frau und Christian Otto, hg. von Paul Nerrlich, Berlin 1902, S. 65.
- 8Johann Wolfgang Goethe, »Tag- und Jahreshefte«, in ders., Autobiographische Schriften IV (Berliner Ausgabe, Bd. 16), 3. Aufl., Berlin/Weimar 1981, S. 97.
- 9Vgl. dazu auch Iris Boffo-Stetter, Luise Reichardt als Musikpädagogin und Komponistin, Frankfurt a. M. u. a. 1996.
- 10Das untere Saaletal, S. 1–3, 277 f.
- 11Zitiert nach Neuß, Dichterparadies (Fn. 4), S. 74.
- 12Erstmals Heidelberg 1811.
- 13Zitiert nach Neuß, Dichterparadies (Fn. 4), S. 83.
- 14So erstmals Hans Schulz, Goethe und Halle, Halle a. d. S. 1918, S. 41.
- 15Neuß, Dichterparadies (Fn. 4), S. 107.
- 16Den Begriff hat Eugen Wohlhaupter in die Rechtsgeschichte eingeführt: Eugen Wohlhaupter, Dichterjuristen, hg. von Horst G. Seifert, 3 Bde., Tübingen 1955.
- 17Vgl. auch Heiner Lück, »›Da steht eine Burg über’m Tale …‹. Dem hallischen Studenten der Rechte Joseph Freiherr von Eichendorff (1788–1857) zum 150. Todestag«, in Jahrbuch für hallische Stadtgeschichte 5 (2007), S. 171–175; ders., »Eichendorff als Student der Rechte in Halle 1805/06«, in Wolfhard Kohte und Michael Kilian (Hg.), Staatsbeamte als Dichterjuristen. Soireen in Halle, Halle a. d. S. 2010, S. 15–21.
- 18Zur Zeit Eichendorffs kursächsisches Dorf westlich von Halle; eines der Kaffee- und Bierdörfer, die von hallischen Studenten gern besucht wurden (Ralf-Torsten Speler, »Hallesches Studentenleben«, in scientia halensis 2001, S. 3 f., hier S. 3). Passendorf wurde als Ort der Geselligkeit sehr geschätzt, zumal hier auch Theateraufführungen (die in Halle zwischen 1771 und 1806 verboten waren) stattfanden. Vgl. Historische Kuranlagen und Goethe-Theater Bad Lauchstädt (Hg.), 200 Jahre Goethe-Theater Bad Lauchstädt. 1802–2002, Bad Lauchstädt 2002, S. 102; Ralf-Torsten Speler: »›Vivat academia, vivant Professo res …‹. Von studentischen Geselligkeiten, halleschen Lobgesängen und extraordinären Professoren«, in ders. (Hg.), Vivat academia, vivant professores! Hallesches Studentenleben im 18. Jahrhundert (Ausstellungskatalog), Halle 2011, S. 9–42, hier S. 16; Kupferstich »Gasthof zum [sic! H. L.] drey Lilien in Passendorf bei Halle« (1789) ebd., S. 19; aquarellierter Umrissstich »Die Passendorfer Oberschenke« (1800) ebd., S. 124.
- 19Der Besuch von Kaffeehäusern war eine typische Form der studentischen Geselligkeit. Vgl. Otto Ulbricht, »Geselligkeit im akademischen Milieu: Kiel in den 1790er Jahren«, in Peter Albrecht, Hans Erich Bödeker und Ernst Hinrichs (Hg.), Formen der Geselligkeit in Nordwestdeutschland 1750–1820 (Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung, Bd. 27), 2. Aufl., Berlin 2003, S. 371–396, hier S. 377 f.; Peter Albrecht, Art. »Kaffee, Kaffeehaus«, in Werner Schneiders (Hg.), Lexikon der Aufklärung. Deutschland und Europa, München 1995, S. 198 f.
- 20Durch Schmuggel erworbene Waren (um die Steuer zu umgehen).
- 21Tabakspfeiferauchen war eine typische Beschäftigung der Studenten. Meerschaum-Pfeifenköpfe galten als Prestigeobjekte. Für Kiel vgl. Ludwig Andresen, »Student und Tabakrauchen«, in ders. (Hg.), Kieler Studenten im Vormärz. Festgabe der Stadt Kiel zum 275jährigen Bestehen der Christian-Albrechts-Universität in Kiel, Kiel 1940, S. 234–237; Ulbricht, Geselligkeit (Fn. 19), S. 379 f. Siehe auch Stammbuchblätter mit langstieligen Pfeifen als typische studentische Utensilien (Beispiele bei Speler, Vivat academia (Fn. 18), S. 27, 42, 49, 105 sowie bei Nicole Domka u. a. (Hg.), »In ewiger Freundschaft«. Stammbücher aus Weimar und Tübingen (Tübinger Kataloge, Bd. 83), Tübingen 2009, S. 150 f. [Eva Raffel]).
- 22Ursula Regener (Hg.) unter Mitarbeit von Franz Heiduk, Joseph von Eichendorff. Tagebücher. Text (Sämtliche Werke des Freiherrn Joseph von Eichendorff, Bd. XI/1), Tübingen 2006, S. 144–209, hier S. 147.
- 23Ebd., S. 199.
- 24Heute nördlicher Stadtteil von Halle. Zu Halle-Trotha vgl. Das untere Saaletal, S. 273–275.
- 25Dorf nördlich von Halle. Der Gasthof, der heute noch an der Chaussee oberhalb des ›Beiderseer Berges‹ steht, wurde erst 1866 erbaut (vgl. Siegmar Schultze, Wanderungen durch den Saalkreis. Geschichtliche und kulturhistorische Darstellungen und Forschungen, Bd. 2, Halle 1914, S. 112). Sein Vorgängerbau war ein beliebtes Ausflugslokal hallischer Studenten (Das untere Saaletal, S. 270).
- 26Eichendorff, Tagebücher (Fn. 22), S. 201.
- 27Das untere Saaletal, S. 270.
- 28120 m ü. NN; Das untere Saaletal, S. 277.
- 29Ortsteil von Halle; unmittelbar gegenüber der Burg Giebichenstein am westlichen Saaleufer. Vgl. Das untere Saaletal, S. 277–279.
- 30Älterer Bruder Joseph von Eichendorffs; geb. 14.9.1786 Schloss Lubowitz b. Ratibor (Schlesien), gest. 6.1.1849 Innsbruck; Gymnasium Breslau, 1805/06 Studium der Rechte an der Universität Halle, 1807 Fortsetzung des Studiums in Heidelberg, 1810–1813 Studium in Wien, nach Staatsprüfung Eintritt in den österreichischen Staatsdienst, 1825 Gubernial- und Präsidialsekretär in Innsbruck, 1827 Kreishauptmann von Trient, 1848 Strafversetzung nach Innsbruck (Vorwurf der nicht konsequenten Bekämpfung revolutionärer Ansichten in der italienischen Bevölkerung), vgl. Walther Killy (Hg.), Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 3, München 2001, S. 49.
- 31Brocken im Harz.
- 32Eichendorff, Tagebücher (Fn. 22), S. 203.
- 33Daran erinnert die heute noch vorhandene ›Eichendorffbank‹.
- 34Nationale Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar (Hg.), Eichendorffs Werke in einem Band, ausgewählt und eingeleitet von Manfred Häckel (Bibliothek deutscher Klassiker), Berlin/Weimar 1967, S. 169.
- 35Zu Immermann als Student in Halle vgl. Heiner Lück, »Immermanns Professoren und ihre Vorlesungen«, in Immermann-Jahrbuch. Beiträge zur Literatur- und Kulturgeschichte zwischen 1815 und 1840, Bd. 11–13 (2010–2012), Frankfurt a. M. u. a. 2012, S. 13–32.
- 36Dazu sogleich unten.
- 37Wohl ›Reichardts Garten‹. Vgl. auch Christian Antz (Hg.), Gartenträume. Historische Parks in Sachsen-Anhalt, Text Anke Werner, Fotografien Janos Stekovics (Kulturreisen in Sachsen-Anhalt, Bd. 3), 2. Aufl., Dößel (Saalkreis) 2004, S. 95–97.
- 38Evtl. Anspielung auf Tiecks Roman Franz Sternbalds Wanderungen (1798). Auch Eichendorff hat dieses Werk auf dem Giebichenstein gelesen (vgl. Eichendorff, Tagebücher (Fn. 22), S. 161).
- 39Benno von Wiese und Mitarbeiter (Hg.), Karl Immermann. Werke in fünf Bänden, Bd. 4, Frankfurt a. M. 1973, S. 448 f.
- 40Geb. 9.2.1777 Rochlitz, gest. 17.9.1822 Halle (Suizid); 1787 Umzug der Familie von Rochlitz nach Weißenfels; dort enge Freundschaft mit Sidonie und Friedrich von Hardenberg (Novalis), Veröffentlichung mehrerer Gedichte in Schillers Horen und Musenalmanach; 1803 Reise u. a. nach Weimar und Jena, Empfang bei Schiller, seit 1804 schriftstellerische Tätigkeit als Broterwerb (wohl mit Qualitätsverlust), zunehmende Schwermütigkeit, permanente Geldnot und Beziehungsprobleme (Walther Killy (Hg.), Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 2, München 2001, S. 53; Heinrich Döring, »Louise Brachmann«, in Friedrich Christian August Hasse (Hg.), Zeitgenossen. Ein biographisches Magazin für die Geschichte unserer Zeit, 3. Reihe, 2. Band (Nr. IX–XVI), Leipzig 1830, S. 44–63; Katrin Horn, »Brachmann, Karoline Marie Louise, Pseudonyme ›Klarfeld‹, ›Sternheim‹, ›Louise B.‹«, in Eva Labouvie (Hg.), Frauen in Sachsen-Anhalt. Ein biographisch-bibliographisches Lexikon vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert, Köln/Weimar/Wien 2016, S. 105–107.
- 41Auguste Sidonie, Gräfin von Hardenberg; geb. 16.5.1779 Weißenfels, gest. 17.11.1801 Weißenfels.
- 42Geb. 9.3.1792 Pegau, gest. 27.1.1865 Leipzig; Besuch der Landesschule Pforta, Studium der Rechte an der Universität Leipzig, 1816 Dr. iur. utr., Habilitation, 1818/19 außerordentlicher Professor der Rechte an der Universität Halle, 1822 ordentlicher Professor an der Universität Breslau, 1825 Professor für römisches Recht in Leipzig, 1836/37, 1842/43, 1851/52, 1852/53 Rektor; 1839/40 und 1817 Abgeordneter der 1. Kammer des sächsischen Landtages; Domherr von Naumburg; siehe Teichmann, Art. »Schilling, Friedrich Adolf«, in Rechtslexikon (Encyklopädie der Rechtswissenschaft in systematischer und alphabetischer Bearbeitung, Tl. 2, Bd. 2), 2. Aufl., Leipzig 1876, S. 543.
- 43Siegmar Schultze, Wanderungen durch den Saalkreis. Geschichtliche und kulturhistorische Darstellungen und Forschungen, Bd. 1, Halle a. d. S. 1913, S. 7.
- 44Hölty war nie in Halle. Die Benennung ist wohl Ausdruck einer romantischen Verehrung des Dichters Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748–1776). Vgl. Neuß, Dichterparadies (Fn. 4), S. 19: »Das ist nur eine Sage […]. Aber es ist eine sehr liebenswürdige Erfindung des Volkes […]«.
- 45Auserlesene Dichtungen von Louise Brachmann, hg. u. mit einer Biographie und Charakteristik der Dichterin begleitet, vom Professor Schütz zu Halle, Bd. 2, Leipzig 1834, S. XXXI.
- 46Geb. 19.5.1747 Dederstedt (Mansfelder Land), gest. 7.5.1832 Halle; Lateinschule des Waisenhauses in Halle, ab 1762 Studium der Theologie, Philosophie, Geschichte und der alten Sprachen an der Universität Halle, 1767 Magister, 1768/69 Mathematiklehrer an Ritterakademie Brandenburg, 1769 Inspektor am Theologischen Seminar Halle, 1778 Leitung des Lehrerbildungsinstituts, 1777 außerordentlicher Professor der Philosophie in Halle, 1779 Professor der Dichtkunst und Beredsamkeit in Jena, dort Gründung der Allgemeinen Literatur-Zeitung (gemeinsam mit Friedrich Justin Bertuch), 1804 Professor für Literaturgeschichte an der Universität Halle; siehe Horst Schröpfer, Art. »Schütz, Christian Gottfried«, in Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 660 f.
- 47Das untere Saaletal, S. 258.
- 48Auserlesene Dichtungen (Fn. 45), S. XXXI. Zu Beginn des 20. Jhs. ist in der Literatur noch von einem »Brachmann-Felsen« die Rede: Schultze, Wanderungen I (Fn. 43), S. 7. Von ihm soll um 1850 ein großes Stück abgesprengt worden sein (ebd., S. 6).
- 49Felsmassiv zwischen Giebichenstein und Trotha; vgl. auch Das untere Saaletal, S. 273 f.
- 50Diese Formulierung spricht für einen Felsvorsprung auf den Klausbergen (siehe oben bei Louise Brachmann).
- 51Therese Amalie Luise von Jacob (1797–1870), Schwägerin Carl Loewes; Schwester seiner Ehefrau Julia von Jacob (beide waren Töchter des Universitätskanzlers und Professors der Staatswissenschaften Ludwig Heinrich von Jacob [1759–1827]).
- 52Zur Kröllwitzer Papiermühle vgl. Das untere Saaletal, S. 277.
- 53In der Nähe der Ruinen der Papiermühle befindet sich auch heute noch ein Wehr (Das untere Saaletal, S. 276).
- 5415 km nordöstlich von Halle, mit Ruinen der Stiftskirche.
- 55Dr. Carl Loewe’s Selbstbiographie. Für die Öffentlichkeit bearbeitet von Carl Hermann Bitter, Berlin 1870, S. 111 f.
- 56Das untere Saaletal, S. 218–222.
- 57Diese ist aus Steinen der umliegenden Pophyrkuppen um 1795 gebaut worden. Vgl. Schultze, Wanderungen II (Fn. 25), S. 125.
- 58Wahrscheinlich oberhalb des ›Beiderseer Berges‹.
- 59Eichendorff, Tagebücher (Fn. 22), S. 163.
- 60Zum Bergbau im Gebiet vgl. Das untere Saaletal, S. 69–72 [Eckhard Oelke, Bergbau].
- 61Novalis, Schriften und Dokumente aus der Berufstätigkeit (Novalis-HKA, Bd. 6/3), hg. von Gabriele Rommel und Gerhard Schulz, Stuttgart 2006, S. 478–483.
- 62Heute Stadtteil im Westen von Halle.
- 63Löbejün. Zum Steinkohlenbergbau im Löbejüner Revier vgl. Horst Bringezu, »Der Steinkohlenbergbau in Halle (Saale) und im Saalkreis«, in Landesheimatbund Sachsen-Anhalt (Hg.), Halle und der Bergbau. Beiträge der wissenschaftlichen Tagungen am 17./18. Oktober 2003 und 24./25. September 2004 (Beiträge zur Regional- und Landeskultur Sachsen-Anhalts, Heft 37), Halle a. d. S. 2005, S. 187–220, hier S. 193–198.
- 64Nicht eindeutig identifizierbar. In Betracht kommt von der Schreibweise her Golbitz. Hier wurde aber kein Bergbau auf Steinkohle betrieben. Vielleicht handelt es sich um eine Verballhornung des Ortsnamens Görbitz. Im Gebiet Görbitz-Lettewitz ist im 18. Jh. Steinkohlenbergbau betrieben worden. Vgl. Oelke, Bergbau (Fn. 60), S. 71; Bringezu, Steinkohlenbergbau (Fn. 63), S. 213 f. Evtl. auch verballhornt ›Kröllwitz‹.
- 65Zum Steinkohlenbergbau in der Nähe der Burg Giebichenstein vgl. Bringezu, Steinkohlenbergbau (Fn. 63), S. 203–209, sowie Neuß, Dichterparadies (Fn. 4), S. 52 f.
- 66Novalis, HKA 6/3 (Fn. 61), S. 478 f.
- 67Die Grube Sophie im Wettiner Revier wird 1761 erstmals erwähnt; vgl. Das untere Saaletal, S. 352.
- 68Der Oberzug oder Schachtberger Zug war eines von mehreren Baufeldern des Wettiner Reviers. Neben diesem gab es den Unterzug oder Wettiner Zug, den Neutzer Zug und den Dößel-Himmelberger Zug, vgl. Das untere Saaletal, S. 205, Karte S. 206.
- 69Circa 80 m.
- 70Pferdegöpel.
- 71Novalis, HKA 6/3 (Fn. 61), S. 479. Auch Rothenburg wird genannt, siehe ebd. S. 482 und Das untere Saaletal, S. 197–200.
- 72Zu Goethes Besuchen in Halle und Umgebung vgl. Schulz, Goethe und Halle, Halle (Fn. 14); Hans-Joachim Kertscher, »Der Geist ist selten, die Kunst ist schwer« – Goethe und die Universität zu Halle, Halle 2010; Erich Neuß, »Goethe und die Universität Halle«, in 450 Jahre Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Bd. 2: Halle 1694–1817, Halle-Wittenberg 1817–1945, o. O. (Halle a. d. S.) 1952, S. 125–158.
- 73Dorf westlich von Halle. Vgl. auch Otfried Wagenbreth, Die Braunkohlenindustrie in Mitteldeutschland. Geologie, Geschichte, Sachzeugen, Beucha/Markkleeberg 2011, S. 196; Horst Bringezu, Eckhard Oelke und Wolf-Dieter Raabe, »Braunkohlenbergbau in und um Halle«, in Landesheimatbund Sachsen-Anhalt (Hg.), Halle und der Bergbau (Fn. 63), S. 221–269, hier S. 230.
- 74Vgl. Das untere Saaletal, S. 205–207 [Steinkohlerevier Wettin-Schachtberg].
- 75Johann Wilhelm Grillo (1742–1828); preußischer Bergmeister in Wettin, 1771 Markscheider, 1784 Bergmeister, vor 1798 Oberbergmeister, Bergsekretär, 1809 Ingenieuren Chef, 1818 Bergrat und Dirigent des gewerkschaftlichen Bergamtes Altenweddingen. Vgl. Registereintrag »Grillo, Johann Wilhelm«, in Klassik Stiftung Goethe- und Schiller Archiv (Hg.), Briefe an Goethe (Biographische Informationen), http://ora-web.swkk.de/swk-db/goeregest/index_bio.html (12.1.2017); Siegfried Seifert, Goethes Leben von Tag zu Tag. Generalregister, Namenregister, Register der Werke Goethes, Geographisches Register, Berlin/Boston 2011, S. 151; vgl. auch Neuß, Dichterparadies (Fn. 4), S. 124; Neuß, Goethe (Fn. 72), S. 140 f.
- 76Johann Wolfgang von Goethe, Tagebucheintrag vom 19.7.1802, in Goethes Tagebücher, Bd. 3: 1801–1808 (Goethes Werke, Weimarer Ausgabe, Bd. III, 3), S. 60.
- 77In einem Brief Grillos an Reichardt vom 24.8.1804 heißt es: »Sämtliche Abdrücke sind ohnweit des Ew. Wohlgebohrenen bekannten kleinen bepflanzten Porphyrberges, der Schweitzerling genannt, in einer Teufe von 18–20 Lachter im Dachstein des Kohlenflözes gefunden worden […]«, zitiert bei Neuß, Goethe (Fn. 72), S. 156, Endnote 59. Vgl. auch Klassik Stiftung Goethe- und Schiller Archiv (Hg.), Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform, Regest-Nr. 4/1661, http://ora-web.swkk.de/goe_reg_online/regest.vollanzeige1?id=6407 (12.1.2017).
- 78Neuß, Dichterparadies (Fn. 4), S. 125.
- 79Der Petersberger Porphyr gehört zum Oberen Halleschen Porphyr (kleinkristalliner Porphyr). Vgl. Das untere Saaletal, S. 11.
- 80Goethe, Tag- und Jahreshefte (Fn. 8), S. 105.
- 81Kertscher, Goethe und die Universität (Fn. 72), S. 9. Die Zeichnung datiert vom 30.5.1778; abgedruckt bei Neuß, Dichterparadies (Fn. 4), S. 126.
- 82Zur Zeit Schillers zu Kursachsen gehöriger Ort südwestlich von Halle.
- 83Vgl. auch Historische Kuranlagen und Goethe-Theater Bad Lauchstädt (Hg.), 200 Jahre Goethe-Theater (Fn. 18), S. 106 f.
- 84Friedrich Schiller, Dramen, Bd. 2 (Bibliothek der Weltliteratur), Berlin/Weimar 1964, S. 19.
- 85Vgl. dazu Julius Otto Opel, »Der Einzug der Wallensteiner in den Saalkreis im Jahr 1625«, in Neue Mitteilungen des Thüringisch-Sächsischen Vereins 13 (1874), S. 640–646.
- 86Das untere Saaletal, S. 277.
- 87Vgl. Heiner Lück, »Die Dornitzer Kupferhütte – Schauplatz von Geschichte und Legende«, in Heimat-Jahrbuch Saalkreis 3 (1997), S. 13–18.
- 88Das untere Saaletal, S. 176.
- 89Ebd., S. 199.
- 90Ebd., S. 200–203.
- 91Ebd., S. 203; Erich Neuß, Wanderungen durch die Grafschaft Mansfeld, Bd. 2: Saalisches Mansfeld, Halle a. d. S. 1938, S. 327 f.; Bernd Feicke, »Friedeburg – ein prägender Aufenthaltsort des jungen Klopstock«, in Quedlinburger Annalen 12 (2009), S. 102–107.
- 92Feicke, Friedeburg (Fn. 91), S. 105.
- 93Das untere Saaletal, S. 125–135.
- 94Eichendorff, Tagebücher (Fn. 22), S. 197.
- 95Auch Rübsamen, Rübsaat (brassica rapa).
- 96Novalis, Lebensdokumente (Novalis-HKA, Bd. 4), 2. Aufl., Stuttgart/Berlin/Köln 1998, S. 11.
- 97Wohl im Sinne von ›gebaut‹ und ›ausgestattet‹ (letzteres in Bezug auf die Uniformen?).
- 98Zu den Uniformen des Anhalt-Dessauischen, Anhalt-Bernburgischen und Anhalt-Köthenschen Militärs vgl. Richard Knötel, Handbuch der Uniformkunde, Leipzig 1896 (Nachdr. Paderborn 2013), S. 165–168.
- 99Novalis, HKA 4 (Fn. 96), S. 11 f.
- 100Das alte Wirtshaus und Hotel lag am Kugelweg (der Neubau in der Wilhelmstraße stammt aus den Jahren um 1890). Der Name hat sich bis heute für die Seniorenresidenz ›Goldene Kugel‹ (Wilhelmstr. 2a) erhalten.
- 101Novalis, HKA 4, (Fn. 96), S. 12.
- 102Zum Bernburger Schloss vgl. Anke Neugebauer, Andreas Günther von Komotau. Ein Baumeister an der Wende zur Neuzeit (Hallesche Beiträge zur Kunstgeschichte, Bd. 11), Bielefeld 2011, S. 119–146, sowie Olaf Böhlk (Hg.), Schloss Bernburg als Erinnerungsort. Funktionalität und Symbolik im frühneuzeitlichen Schlossbau. Tagungsband zum wissenschaftlichen Kolloquium der Kulturstiftung Bernburg am 17.12.2011 in Bernburg, Bernburg 2012.
- 103Wilhelm von Kügelgen, Jugenderinnerungen eines alten Mannes, hg. von Philipp von Nathusius, Berlin 1870, S. 346 f.
- 104Ebd., S. 52.
- 105Ebd., S. 359.
- 106Zur Struktur der Stadt (Talstadt, Bergstadt, Altstadt, Neustadt) vgl. Erich Neuß, »Bernburg«, in Berent Schwineköper (Hg.), Provinz Sachsen/Anhalt (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, Bd. 11), 2. Aufl., Stuttgart 1987, S. 37–40.
- 107Von Kügelgen, Jugenderinnerungen (Fn. 103), S. 360.
- 108Gesetzsammlung für das Herzogthum Anhalt-Bernburg, Bd. 3: Regierungsgesetze, Zweite Abtheilung vom Jahre 1800–1832, Bernburg 1832, Nr. 836, S. 281.
- 109Vgl. auch das Gedicht von Joseph von Eichendorff, Bei Halle (Fn. 34), in dem es wörtlich heißt: »Wir waren die fahrenden Ritter, eine Burg war noch jedes Haus, Es schaute durchs Blumengitter Manch schönes Fräulein heraus.«
- 110Ulrich Fellmeth, »Eine kleine Kulturgeschichte des Tabaks«, in ders. (Hg.), »Toback, ein herzlich aber jammerlich bey uns mißbrauchtes Gewächs«. Tabak und Tabakkonsum in der Geschichte und heute (Ausstellungskatalog), Stuttgart-Hohenheim 2013, S. 11–50.
- 111Antoinette Schnyder-von Waldkirch, Kleine Kulturgeschichte des Kaffees, Zürich 1991.
- 112Cortina Teichmann und Anneke Reiß-Maaoui, Süße Sünde. Eine Kulturgeschichte der Schokolade (Ausstellungskatalog), Wolfenbüttel 2010.
- 113Als Konzept u. a. dem Fürsten von Anhalt-Dessau, Leopold III. Friedrich Franz, im Hinblick auf das von ihm kreierte Gartenreich Dessau-Wörlitz zugeschrieben. Vgl. auch Isabel Augenstein, Die Ästhetik der Landschaft. Ein Bewertungsverfahren für die planerische Umweltvorsorge (Berliner Beiträge zur Ökologie, Bd. 3), Berlin 2002, S. 25 f.