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Editorial


Im vorliegenden Heft 19 der Denkströme begegnen wir zunächst einer der Zentralfiguren der deutschen und europäischen Aufklärung, Johann Christoph Gottsched – dies in allen Facetten seiner Persönlichkeit, »mit und ohne Perücke«. In einem großangelegten Editionsprojekt werden an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften sämtliche Briefe Gottscheds und seiner Frau Luise Adelgunde Victorie in einer historisch-kritischen Ausgabe veröffentlicht, eine Korrespondenz, die »eines der aussagekräftigsten Dokumente zur Geschichte der deutschen Aufklärung im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts bildet«. Im Gottsched-Jubiläumsjahr 2016 erschien Band 10 der Briefausgabe, der letzte Band, der noch die Handschrift des früh verstorbenen Arbeitsstellen­leiters Detlef Döring trägt, und in den Projekt-, Kommissionsleiter und Projektmitarbeiter nun vielfältige Einblicke geben. Nach einer Einführung in die Briefausgabe durch Manfred Rudersdorf lässt uns Rüdiger Otto u. a. an Gottscheds Reise nach Königsberg teilhaben, Streitigkeiten um das dort zu begehende Universitätsjubiläum eingeschlossen. Klaus Manger zeigt einen bisher nahezu unbekannten Gottsched: In Reimgedichten an die Manteuffel-Schwestern, mit Gottsched verbunden über den Kreis der Alethophilen, stimmt Gottsched einen für ihn ungewöhnlich leichten Ton an. Ganz anders im Beitrag von Caroline Köhler zu Gottscheds Korrespondenz als Amtsperson, musste er doch beispielsweise in seiner Funktion als Rektor der Leipziger Universität gewissermaßen ein hochkomplexes Wirtschaftsunternehmen leiten. 


Nachdem Gottsched bereits vor knapp 300 Jahren als Procancellarius an der Leipziger Universität für die Durchführung der Promotionen verantwortlich war, steht die Qualitätssicherung der Promotion auch in dieser Ausgabe der Denkströme im Mittelpunkt der Diskussionen. Unter Federführung der Sächsischen Akademie der Wissenschaften entstand die mit großer Resonanz aufgenommene Akademien-Stellungnahme Promotion im Umbruch, deren Hauptthesen nun aus verschiedenen Perspektiven diskutiert werden. Pirmin Stekeler-Weithofer gibt einen Problemaufriss und Lösungsvorschläge, Karl-Ulrich Mayer fragt nach dem Berufsbild des Wissenschaftlers, Peer Pasternack ergänzt mit Augenzwinkern ganz lebenspraktische Vorschläge zur sozialkompetenten Optimierung der Promotionsbetreuung seitens der Promovenden. Joachim Thiery verdeutlicht die besonderen Herausforderungen bei der Verbindung von wissenschaftlicher Forschung und Berufsausbildung im Medizinstudium und spricht sich für den Erhalt einer studienbegleitenden medizinischen Promotion aus, verbunden mit den notwendigen Maßnahmen zur Qualitätssicherung. 


Arzt, Magier, Heiler, Vorlesepriester, Ritualist – das Berufsbild des Arztes war bereits im Alten Ägypten mit vielen Ansprüchen verbunden, wie sich im Beitrag von Peter Dils und Lutz Popko zeigt. Dabei spricht es für die Ignoranz und allzu starke Wissenschaftshörigkeit, wenn zwar Diagnosetexte der altägyptischen Medizin in der Medizingeschichte einen guten Ruf bescheren, alle Formen von Beschwörungen diesen aber wieder massiv beschädigen. Neue Forschungsansätze versuchen, Texte mit den Augen eines altägyptischen Insiders – d. h. emisch – zu lesen, um nicht auf die falsche Fährte zu geraten. Neue Methoden und neue Quellen versprechen dabei überraschende Erkenntnisse; die im Projekt entstandenen Datenbanken liefern mit der systematischen ­Zusammenstellung sämtlicher Belege, Rezepte und Behandlungsmethoden für eine bestimmte Krankheit eine Art Grundriss der Medizin der altägyptischen Zeit.


Eine dringendes gesellschaftspolitisches Thema steht am Ende des Beitragsteils dieses Heftes im Fokus: die Energiewende. Bernd Meyer, Lutz Schiffer, Florian Keller und Roh Pin Lee fordern in ihrem Beitrag ein Umdenken, weg von einer linearen Kohlenstoffwirtschaft, hin zu einem Kohlenstoffkreislauf, in dem durch Sektorkopplung ein »Kohlenstoff-Recycling« möglich gemacht wird. Der Übergang kann nur gelingen, wenn Chemie-, Energie- und Abfallwirtschaft eng zusammenarbeiten. Warum die Energiewende jedoch mehr ist, als eine technische Herausforderung, erläutert Armin Grunwald. Sein Beitrag basiert auf einem Vortrag im Rahmen der gemeinsamen Veranstaltungsreihe »Zukunft – 
Energie – Zukunft« der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und der Technischen Universität Dresden, weitere Vorträge dieser Reihe werden in den Folgeheften der Denkströme noch zu lesen sein. Im Berichtsteil dieses Heftes werden ausgewählte Arbeitsergebnisse der Akademie zum letztjährigen Reformationsjubiläum, Publikationen des Kooperationsprojekts »PROPYLÄEN. Forschungsplattform zu Goethes Biographica« und der aktuelle Band des Etymologischen Wörterbuchs des Althochdeutschen vorgestellt.


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Heft 19 (2018)
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ISSN:
1867-7061

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