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Leipzig Kucha Studies 1: Essays and Studies in the Art of Kucha


Von Ines Konczak-Nagel und Monika Zin, herausgegeben von Eli Franco und Monika Zin, Dev Publishers, New Delhi 2020, 238 Seiten, Festeinband


Im Frühjahr 2020 ist der erste Druckband des Akademieprojekts »Wissenschaftliche Bearbeitung der buddhistischen Höhlenmalereien in der Kuča-Region der nördlichen Seidenstraße« erschienen. Das Projekt befasst sich mit einem beeindruckenden Korpus von Wandmalereien, die etwa auf das fünfte bis zehnte nachchristliche Jahrhundert datiert werden können und sich in den buddhistischen Höhlenkomplexen des alten Königreichs Kuča an der Nörd­lichen Seidenstraße in der heutigen Uigurischen Autonomen Region Xinjiang (VR China) befinden. Diese narrativen und devotionalen Gemälde bilden eine der wichtigsten Quellen für unser Verständnis der religiösen und intellektuellen Geschichte des Buddhismus in Zentralasien während des ersten Jahrtausends. Zwar wurden zahlreiche Manuskripte von Werken verschiedener Genres buddhistischer Literatur in den Höhlen gefunden, die Einblick in die religiöse und philosophische Welt der dort lebenden Mönche geben, doch sind diese nur fragmentarisch erhalten und wurden teilweise nicht in der Region verfasst, sondern aus Indien oder China nach Kuča gebracht. Die Wandmalereien dagegen wurden vor Ort geschaffen, um den spirituellen Bedürfnissen sowohl der Mönche wie auch der örtlichen Laiengemeinschaft gerecht zu werden. 


Nachdem die Gemälde Anfang des 20. Jahrhunderts von europäischen ­Expeditionen wiederentdeckt wurden, wurden erste Studien bezüglich ­ihres Inhalts, Stils und Alters durchgeführt. Eine systematische Untersuchung der Malereien fehlt jedoch bis heute. Zwar begann Anfang der 1980er Jahre eine methodische Dokumentation und Untersuchung der Höhlen durch chinesische Institutionen, doch aufgrund vornehmlich sprachlicher Hindernisse wurde die chinesische und europäische Forschung weitgehend unabhängig voneinander betrieben. Das Akademieprojekt wurde auch deshalb ins Leben gerufen, um die beiden Forschungsstränge zu den Gemälden zusammenzuführen. Eine der Hauptaufgaben des Projekts ist die Aufzeichnung und wissenschaftliche Kommentierung aller erhaltenen Gemälde der Region, einschließlich der Fragmente, die von den deutschen und anderen Expeditionen verschiedener Länder Anfang des 20. Jahrhunderts entfernt und in Museen verbracht wurden, in einem datenbankgestützten Informationssystem, das in naher Zukunft auch online verfügbar sein wird.


Der erste Druckband des Akademieprojekts enthält drei Studien, die zeigen, welche Informationen aus den Gemälden gewonnen werden können.


Die erste Studie »Painted Buddhist Cosmology: The Pictorial Programme of Central Pillar Caves in Kucha« von Ines Konczak-Nagel ist eine Analyse und Interpretation des Bildprogramms einer typischen »Pfeilerhöhle« (Central Pillar Cave) und zeigt, wie durch Wahl der dargestellten Themen und Anordnung der Malereien die aus den Texten bekannte buddhistische Kosmologie in die Höhle projiziert wurde. Da die Kosmologie im Buddhismus immer im Zusammenhang mit dem Heilsweg gesehen wird, zeigen die Malereien auch exemplarisch den Weg zur Erlösung.


Abb. 1: Axonometrische Zeichnung einer typischen »Pfeilerhöhle« in Kuča von Dominik Oczkowski.
 Abb. 1: Axonometrische Zeichnung einer typischen »Pfeilerhöhle« in Kuča von Dominik Oczkowski.


Die zweite Studie von derselben Autorin »Representations of Architecture and Architectural Elements in the Wall Paintings of Kucha« ist Teil einer fortlaufenden umfassenden Analyse der in den Gemälden dargestellten materiellen Kultur, die unser Wissen über die heute ausgestorbene tocharische Kultur von Kuča erheblich erweitert. Über die tocharische Bevölkerung der Kuča-Region ist abgesehen davon, dass sie eine indogermanische Sprache sprach, wenig bekannt. Deshalb sind die erhaltenen Gemälde und Manuskriptfragmente eine unschätzbare Informationsquelle über die Kultur der Tocharer, einschließlich ihrer religiösen Überzeugung und des täglichen Lebens. Die in den Malereien dargestellte Architektur gibt Aufschluss über die lokale tocharische Architektur von Kuča, die heute verloren ist.


Abb. 2: Die Verteilung der Reliquien des Buddha innerhalb einer Stadtmauer. Malerei aus Höhle 80 in Kizil, Innenwand des hinteren Korridors. Zeichnung von Monika Zin.
 Abb. 2: Die Verteilung der Reliquien des Buddha innerhalb einer Stadtmauer. Malerei aus Höhle 80 in Kizil, Innenwand des hinteren Korridors. Zeichnung von Monika Zin.


Die dritte, von Monika Zin verfasste Studie »Representations of the First Council in Kucha: The Monk Kāśyapa in the Parinirvāṇa Cycle and the Furtherance of Buddhist Teaching« untersucht Darstellungen des Mönches Mahākāśyapa innerhalb einer Abfolge von Gemälden, die Ereignisse im Zusammenhang mit dem Tod des Buddha zeigen. Der Legende nach war Mahākāśyapa der Mönch, der nach dem Tod des Buddha das erste Konzil einberief. In Kuča scheint ein besonderer Kult um diese Figur geblüht zu haben, in dem Mahākāśyapa als heiliger Wächter verehrt wurde, der über die Aufrechterhaltung der buddhistischen Lehre wacht.


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Heft 22 (2020)
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ISSN:
1867-7061

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