›Monumenta frenzelorum‹1
Epigraphische Denkmale des Görlitzer Bürgers Hans Frenzel (1463–1526) und seiner Familie
Hans Frenzel (1463–1526) prägte nachhaltig die Geschichte seiner Stadt. Akten und Urkunden zeugen von ihm als Görlitzer Bürger und reichem Kaufmann; als Bauherr der Annenkapelle hat er ein sichtbares Denkmal hinterlassen. Aus historischer und kunsthistorischer Perspektive ist Frenzels Erbe bereits in Einzelstudien untersucht worden.2 Die seit 2017 in Görlitz durchgeführte Inschriftenerfassung3 bietet nun die Möglichkeit, den Blick auf die epigraphischen Denkmale zu richten, die bislang nicht oder nur am Rande Aufmerksamkeit erfahren haben.
Seit dem 13. Jahrhundert entwickelte sich aus der dörflichen Siedlung Görlitz im Markgraftum Oberlausitz4 eine florierende Stadt. Sie lag strategisch günstig an der Kreuzung zweier Handelsstraßen, einer Nord-Süd-Verbindung und der Ost-West-Route, der Via regia5. 1303 erhielt Görlitz die Obergerichtsbarkeit für die Stadt und die umliegenden Orte und wurde damit unabhängig vom landesherrlichen Vogteigericht.6 1339 kam Görlitz in den Besitz des Stapelrechts für das Färbemittel Waid und der Fernhandel in der Sechsstadt gedieh prächtig.7 Kaufleuten bot die Stadt zahlreiche Entfaltungsmöglichkeiten. Mit dem erwirtschafteten Geld erwarben sie politischen Einfluss und umfangreichen (Land-)Besitz. Görlitz war um 1500 zur wichtigsten Handelsstadt zwischen Erfurt und Breslau avanciert.8 Vor diesem Hintergrund und der politischen Sonderstellung der Oberlausitz ist der Aufstieg Hans Frenzels zu betrachten.
Die Familie Frenzel
Hans Frenzel (vgl. Stammbaum, Abb. 1) wurde 1463 in Görlitz geboren. Dazu sagt er in seiner Autobiographie:
»Meynne Uhrelde[r]n sindt von der Sittaw [Zittau] gen Görlicz kommen, hatt geheißen Francze Morgensin. Darnach hat ehr ein Sohn gehabet, […], hat geheißen Hans, den haben die nachbar Kindt [und] andere Leutte geheißen Frenczels Hans. Dieser mein Großvater hat ein Sohn gehabt, den hat er auch Hans laßen heyßen. Das ist mein Vater gewest, den hat man auch geheyßen Frenczels Hans. Also hat mich auch niemandt anders geheyßen. Denn Hanns Frenczel ist auch ein gutter Nahme […].«9
Hans Frenzels Vater war Weißgerber. Seinen Sohn schickte er im Alter von sieben Jahren zunächst für vier Jahre in Görlitz, anschließend für zwei Jahre in Posen (Poznań, Republik Polen) zur Schule. Dort schloss sich eine Ausbildung bei dem Schöppenschreiber Jorge Koler an. Im Gegenzug wurde Kolers Sohn bei Frenzel dem Älteren in Görlitz unterwiesen.10 Nach dem Tod Jorge Kolers begann für Frenzel den Jüngeren eine achtjährige Lehre beim Kaufmann Paul Welcker in Posen. Welcker begleitete er auf seinen Geschäftsreisen durch Polen und Schlesien.11 Dabei lernte Frenzel die polnische Sprache und knüpfte wohl schon die ersten Geschäftskontakte. 1484 kehrte er nach Görlitz zurück, wo er zunächst zehn Jahre das Geschäft seines Vetters Peter Frenzel führte, der ebenfalls Handelsmann war. In dieser Zeit bereiste Hans Frenzel die großen Märkte Posen, Breslau und Gnesen (Poznań, Wrocław, Gniezno, Republik Polen) sowie Leipzig.12 Bereits zu Ansehen und Wohlstand gelangt heiratete er 1493 Anna, die Tochter des begüterten Görlitzer Bürgers und Ratsherrn Caspar Tillicke. Als Tillicke 1498 starb, vererbte er der Tochter und dem Schwiegersohn unter anderem sein Haus am Untermarkt 5, daneben Friedersdorf und einen Teil von Girbigsdorf (beide bei Görlitz). In den folgenden Jahren sollte Frenzel noch das Dorf Königshain, einen Teil von Markersdorf, das Gut Kunnersdorf und die Dörfer Langenau, Lissa, Zodel, Schützenhain, Liebstein, Schönberg und Halbendorf erwerben.13
Das Wohnhaus Untermarkt 5
1. Die Heiligenfiguren
Das Tillicke-Haus am Untermarkt 5 war baufällig und wurde von Hans Frenzel für 1.600 ungarische Gulden erneuert.14 Eine Zeichnung in den Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur von Johann Gottfried Schultz zeigt die Fassade des noch heute erhaltenen Hauses vor der Umgestaltung um 1790.15 Dort ist der Giebel mit Astwerk und Heiligenfiguren auf Konsolen geschmückt. Bei den Heiligen handelte es sich um Georg, die Muttergottes mit Jesuskind im Strahlenkranz und Johannes den Täufer. Ihnen kamen Schutzaufgaben zu; Johannes der Täufer war zugleich Namenspatron des Hausherrn – Hans bzw. Johannes Frenzel.
Einige Ansichten aus dem 19. Jahrhundert bilden die Johannesfigur mit einer Inschrift ab. So auch eine detaillierte Zeichnung von Christoph Nathe. Dort erscheint die Inschrift als merkwürdige Mischform aus Gotischer Minuskel und Fraktur mit Einzelbuchstaben der Unziale. Handelt es sich hierbei um das Unvermögen des Zeichners oder um die Abbildung der Realität? Der Text lautet:
»kren. nolite omni / spiritui credere«.16
»kren.« ist verlesen und sollte »karissimi« (carissimi) heißen. Zitiert ist der Beginn des 4. Kapitels des 1. Johannesbriefs: »Carissimi, nolite omni spiritui credere, sed probate spiritus si ex Deo sint: quoniam multi pseudoprophetae exierunt in mundum.«17 Da zwar die Skulptur erhalten, die dazugehörige Inschrift aber verloren gegangen ist,18 sind wir auf die kopialen Quellen angewiesen. Vor allem für das 19. Jahrhundert gilt dabei besondere Vorsicht, da es durch die Tendenz zum ›schöneren Mittelalter‹ geprägt war. So sind in der Absicht, ›echte Historie‹ abzubilden, häufig rekonstruierende und idealisierende Ansichten von Kirchen, Grabsteinen etc. angefertigt worden. Im Fall der Johannesfigur vom Untermarkt 5 brachte eine weitere Zeichnung von Christoph Nathe nähere Informationen:19 Nach dem Abbruch der gotischen Fassade um 1790 wurden die Skulpturen an verschiedenen Orten aufbewahrt. Der Johannes kam auf Anordnung des Ratsherrn Petri in einen Park nach Rauschwalde bei Görlitz. Dort wurde die Skulptur samt einem ebenfalls abgebrochenen Fenstergewände vom Untermarkt 5 aufgestellt. Auf Geheiß des Ratsherrn wurde in »Langobardischen Lettern« eine Inschrift gesetzt. »Langobardisch« bezeichnet hier eine nicht näher bestimmbare alte Schrift, der die Aufgabe zukam, mittelalterlich auszusehen. Eine Kunstschrift also, die der Zeichner gut getroffen hat. Für die Edition der Görlitzer Inschriften kommt diese Inschrift aufgrund der späten Entstehung demnach nicht infrage.
2. Die ›Schatzkammer‹ Hans Frenzels
Eine weitere Verschönerungsarbeit am Untermarkt 5 stellt die Verzierung eines circa 40 Quadratmeter großen Obergeschossraumes mit Seccomalereien dar. Die sogenannte Schatzkammer Hans Frenzels gehört »nicht nur zu den wenigen Zeugnissen ehemaligen beträchtlichen Wohlstands und einstigen bürgerlichen Kunstsinns, sondern stellt auch in kunsthistorischer Hinsicht das nördlich der Alpen selten überlieferte Beispiel einer ikonographisch und ikonologisch hochinteressanten, trotz Verlusten noch weitgehend erhaltenen malerischen Ausstattung eines herausgehobenen Raums im Kontext eines Bürgerhauses vom Beginn des 16. Jahrhunderts dar.«20 Datiert werden die Malereien, deren Künstler wir nicht kennen, auf die Zeit zwischen 1500 und 1512.21 Wohl zuerst entstand im südlichen Abschnitt der Westwand eine Darstellung der Heiligen Sippe, deren Zentrum die Gottesmutter Maria, die Gottesgroßmutter Anna und das Jesuskind bilden. Die fragmentarischen Inschriften nennen die Namen der abgebildeten Heiligen, ausgeführt in einer Gotischen Minuskel bzw. Mischminuskel. Bezüge zwischen dem Wandgemälde und den Hausbesitzern sind über die Namen der Heiligen gegeben: Sowohl die heilige Anna als auch Johannes der Täufer sind bildlich und inschriftlich präsent.
Sankt Anna wurde erst im 15. Jahrhundert populär. 1481 nahm Papst Sixtus IV. ihr Heiligenfest in das römische Brevier auf; alsbald folgten die meisten Diözesan- und Ordenskalender.22 In Kursachsen wurde ihr Festtag, der 26. Juli, 1496 von Friedrich dem Weisen eingeführt, in Schlesien erfolgte die Einführung 1509.23 1496 und 1509 bilden damit einen zeitlichen Rahmen, der die kunsthistorische Datierung der Wandmalereien aus historischer Sicht unterstreicht. Die heilige Anna galt als besonders wirkmächtig, da, wie von verschiedenen zeitgenössischen Autoren propagiert, Jesus seiner Ahnin nichts verweigerte. Von ihr beschützte Personen erfuhren demnach auf jeden Fall Gottesmildtätigkeit:
»[…] Nos prece poscimus, O matrona beata, Christus nil tibi denegat.«24
In den Mirakeln wurde Sankt Annas Macht als unbegrenzt dargestellt.25 Ihre Verehrung verspräche die Erfüllung unterschiedlichster Wünsche bereits im Diesseits, sei es der Wunsch nach Reichtum, Gesundheit oder Fruchtbarkeit.26 Gerade letzteres war glaubhaft. Die weithin verbreitete »Legenda Aurea« beschreibt, wie Anna nach einer zwanzig Jahre währenden Kinderlosigkeit in der Ehe mit Joachim die Tochter Maria gebar.27 Verschiedene Annenmirakel griffen das Thema der Fruchtbarkeit auf. Gläubige, die Sankt Anna genügend verehrten, würden mit Nachwuchs gesegnet (und ebenso könnte unzureichende Verehrung zu Unfruchtbarkeit führen).28 Möglicherweise hat gerade dieser Aspekt die Frenzels dazu bewogen, die heilige Anna im Kreis ihrer Familie abzubilden. Denn seit der Eheschließung waren sie kinderlos geblieben.
Die Malereien der ›Schatzkammer‹ sind damit noch nicht vollends betrachtet. An der Nordwand ist die Verehrung des Christuskindes durch die Heiligen Drei Könige gezeigt. In kleineren Nischen sind die Heiligen Christophorus, Onophrius und Hieronymus – allesamt Schutzpatrone der Händler, Kaufleute und Reisenden – sowie die heilige Maria im Strahlenkranz dargestellt. Der nördliche Teil der Westwand und die Ostwand sowie das Gewölbe sind mit einer illusionistischen Wandmalerei geschmückt (Abb. 4). Über einer Brüstung, die mit kostbaren Stoffen behangen ist, sind Früchte ausgelegt, um die sich Vögel versammeln. Dazwischen stehen leere und gefüllte Vasen; die Gefüllten weisen Inschriften auf (Abb. 2). Beginnend im Westen sind reihum die Worte zu lesen:
»AVE . GRACIA .« // »MARIA . IH(ES)VS« // »regnis […]«29 // »anna . maria .« //
»REGINA CELI / ave« // »MARIA .« 30
Es erscheint plausibel, die Grußformel an den Anfang der Inschrift zu setzen, jedoch kann eine andere Lesart noch nicht ausgeschlossen werden. Als Schriftarten wurden die Frühhumanistische Kapitalis und die Gotische Minuskel verwendet, die gleichfalls zur Datierung der Malereien passen.
Der Text lässt zunächst an die Gruß- und Verkündigungsworte des Erzengels Gabriel im Lukasevangelium denken: »Ave gratia plena: Dominus tecum: benedicta tu in mulieribus.«31Bildliche Bezüge finden sich in den Malereien allerdings nicht. Genauso wenig passen die übrigen Vasenaufschriften zu dieser Deutung. Daher war als nächstes die Möglichkeit zu prüfen, ob es sich bei den Inschriften um einen Teil eines Gebets handelt. So konnte ein Zusammenhang zu einem Rosenkranzgebet in Frage kommen, zumal sich eine bildliche Darstellung eines Korallenrosenkranzes an der südlichen Westwand zentral in der Hand Mariens findet. Daneben ist die heilige Maria im Strahlenkranz (Maria in sole) in einer Nische an der Ostwand abgebildet, zusammen mit einem Specht, der als unablässiger Klopfer für das Beten ohne Unterlass steht.32
Das Rosenkranzgebet, welches schon seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar ist,33 erfuhr im 15. Jahrhundert große Beliebtheit. Erhöht wurde es zusätzlich durch das Aufkommen der Rosenkranzbruderschaften, deren Mitgliedern Papst Sixtus IV. im Jahr 1478 Ablass für das Beten des Rosenkranzes gewährte.34 Beim Rosenkranz wurden 150 Ave Maria gebetet, wobei nach je zehn Ave ein Vaterunser eingeschoben wurde – die Abfolge bezeichnete man als sogenannten Psalter, Marienpsalter oder als Rosarium.35 Dass diese Psalter nicht statisch, sondern individuell gestaltbar waren, schreibt ein Brigittinermönch aus Maihingen: »Viele fromme Leute fügen zu jedem Ave Maria ein Ereignis aus Christi Leben bei und beten so mit rechter Andacht.«36 Rosenkranzgebete, wie das unter Papst Sixtus IV. entstandene »Ave sanctissima Maria, mater dei, regina caeli, porta paradisi […]«, wurden in bestimmten Kontexten mit besonderen Ablässen verbunden, kamen aber auch als einfache Gebete zum Einsatz.37
Ein konkretes Beispiel für diesen Rosenkranz, der mit Ablass bedacht wurde, ist ein Altarretabel in der Christophoruskirche in Rheinhausen (Lkr. Göttingen). Dort befindet sich der Anfang des Gebets auf den Innenseiten der Flügel und des Schreins. Eine abschriftlich überlieferte Urkunde aus dem Jahr 1499 belegt, dass jedem, der vor diesem Marienbildnis fünf Paternoster und fünf Ave Maria betete, 40 Tage Ablass gewährt wurden. Das Gebet, das auch vertont wurde,38 war stets vor einem Marienbildnis auszuführen.39 Diese Maßgabe war in Frenzels ›Schatzkammer‹ mit der Maria in sole an der Ostwand erfüllt. Dass der Sixtus-Ablass in Görlitz bekannt war, belegt zudem eine heute nicht mehr erhaltene, kopial überlieferte Inschrift der Görlitzer Frauenkirche. An einem Marienbild stand in »Mönchsschrift« (d. h. in Gotischer Minuskel):
»ave sanctissima maria . mater . die . regina . coeli . porta . paradysi . domina . tuque . singularis . virgo . purissima . tu . concepisti . iesum . sine . peccato . tu . peperisti . creatorem . et saluatorem . mundi . tu . singularis . virgo . pura . in . qua . ego . non . dubito . ora . pro . me . iesum . benedictum . filium . tuum . et . libera . me . ab . omnibus . malis . amen . / wer . vor . disem . marien . bild . das . gebethe . spricht . der . hat . XI tausent . jor . ablas . vom . babst . sixto . 1491 .« 40
Nach einer anderen Quelle lautete die Inschrift:
»Sey gegrüsset du heilige Mutter Gottes, du Königin der Himmels Pforten, du hast Jesum ohne Sünde gebohren den Schöpffer und Heyland der welt, du Pforte des Paradises, du sonderbahre reine Jungfrau, daran ich nicht zweiffle, bitt er für Mich Jesum, den gebenedeyten deinen Sohn, und erlöse mich von allen Ubel. Amen. / Wer bey dieser figur bey untergang der Sonne diß Gebete spricht, der hat XI. talent 41 ([…]o) 42 ablaß vom Babst Sixtv. / 1.5.0.8. / D. D. V III.« 43
Wenngleich die Idee eines ›Rosenkranzgebetsraumes‹ verlockend erscheint, ist sie nicht vollends schlüssig. Zunächst stellt sich die Frage, weshalb die Mariendarstellung (Maria in sole) nicht zentral auf einer großen Wand im Norden oder Westen erfolgte, sondern in einer schmalen Nische an der Ostwand. Man könnte dafür den Grund anführen, dass die kleine hochformatige Nische ein inniges Gebet unterstützte. Als nächstes ist nach der Übereinstimmung der Vasenaufschriften mit dem Rosenkranzgebet zu fragen. Aufgrund der vielen Gebetstextfassungen und der kurzen Inschriftentexte war es bislang nicht möglich, eine genaue Übereinstimmung zu finden.44 Und schließlich besteht noch die Möglichkeit, dass die Inschriften und Symbole der ›Schatzkammer‹ nicht auf die heilige Maria allein, sondern ebenso auf die Gottesgroßmutter Anna verweisen. Während die heilige Maria in drei Bildern vertreten ist (Heilige Sippe, Heilige Drei Könige, Maria in sole), ist die heilige Anna zwar nur auf dem Bild der Heiligen Sippe zu sehen, doch verweisen Vasenaufschriften und -symbole gleichermaßen auf sie. So können die leeren Vasen mit der unfruchtbaren Anna und die gefüllten mit der Schwangerschaft Annas und Mariens in Verbindung gebracht werden. Ein als Einblattdruck und in Gebetssammlungen überliefertes Gebet, mit dem beide Heilige angerufen wurden, soll verdeutlichen, dass die Doppelanrufung nicht ungewöhnlich war:
»Gegruszet bistu, Maria vol gnoden. Der herre mit dir. Deyne gnode sey mit my[r]. Gebenedeyet bistu under allen frawenn und gebenedeyet sey deynne heilige muter Anna, von welcher geboren ist ane sunde und ane unreinikeyt dein heiliger unnd gutiger leichnam, awsz welchem geborn ist Jhesus Christus. Am[en].«45
Obschon eine exakte Interpretation der Schatzkammerinschriften nicht möglich erscheint, wird die unlängst postulierte Verwendung des Raumes als privaten Andachtsraum durch die Inschriften unterstrichen.46 Die Verwendung als Archiv, wie sie bereits angeführt wurde, muss dadurch nicht ausgeschlossen sein.47 Sicher ist hingegen, dass der Raum nicht als Kapelle im kirchlichen Sinne diente, da eine Weihe nicht belegt ist.48
Nach dem Blick auf die Inschriften in Hans Frenzels Privaträumen, sollen seine Stiftungen im öffentlichen Raum betrachtet werden. Dazu zählt zunächst die Annenkapelle.
Die Annenkapelle
1506 beantragte Hans Frenzel beim Rat den Bau einer Kapelle. Der Antrag wurde zunächst abgelehnt. Die Gründe dafür werden vielgestaltig gewesen sein. Die Einwölbung der Pfarrkirche St. Peter und Paul lag gerade einmal zehn Jahre zurück, die Fertigstellung der Heilig-Grabanlage vor der Stadt war noch nicht abgeschlossen und der Bau der seit 1452 neu errichteten Nikolaikirche stagnierte. Darüber hinaus waren um 1500 in der Stadt bereits 47 Geistliche tätig, darunter der Pfarrer, der Prediger und zahlreiche Altaristen.49 Die Sorge seitens des Rates, wie eine weitere Großstiftung zu finanzieren und danach aufrecht zu erhalten sei, hatte demnach ihre Berechtigung. Daneben hat wohl Georg Emerich, der bis zu seinem Tod 1507 die Ratsentscheidungen mitlenkte, großen Einfluss auf die Verweigerung des Kapellenbaus gehabt.50 Tatsächlich wurde der Bau nach Emerichs Tod vom Rat genehmigt. Umstritten war nunmehr lediglich ihr Standort. Der vom Rat gewährte, ein Platz am Topfmarkt, sagte Hans Frenzel aufgrund der abseitigen Lage nicht zu. Schließlich erlangten 1508 die Parteien Einigkeit. Der Rat genehmigte das Vorhaben für den Bau der Kapelle auf dem Gelände des ehemaligen herzoglichen Schlosses51 und der Meißner Bischof stimmte dem zu. Die Kapelle wurde an der Ausfallstraße gen Zittau, innerhalb der Stadtmauer errichtet.52 Damit war sie das erste Gebäude, das Reisende in Richtung Stadt nach dem Stadttor passierten. Das Bauvorhaben wurde zügig vorangebracht. Die Hauptbauzeit muss zwischen 1508 und 1510 gelegen haben, wie eine ehemals »in der Kirche« befindliche Inschrift annehmen lässt:
»An(n)o virginei partus MDX die IX mense Oct(o)br(is) erectum est hoc praesens pin(n)aculum hujus templi. Haec praesens ecclesia videl(icet) honestissimae magnae Matronae, beatissimae An(n)ae fundata, nec non omnino a novo erecta est per me I(ohannem) Frenzeln concivem Gorlic(ensem) A(nno) M.D.IIXmo.« 53
1512 wurde die Kapelle im Auftrag des Meißner Bischofs geweiht.54
Die Kapelle ist außen wie innen sparsam mit bauplastischem Schmuck verziert. An der Fassade gen Osten und Nordosten stehen sieben Skulpturen auf Konsolen. Sechs von ihnen entstammen der Heiligen Sippe und gruppieren sich um die heilige Anna selbdritt. Bei der siebenten Figur handelt es sich um den heiligen Laurentius. Unterhalb der Anna-selbdritt-Gruppe ist die mit Hans Frenzel in Verbindung stehende Inschrift angebracht: Ausgerichtet zur Straße findet sich ein Engel als Schildhalter, der die Hausmarke Hans Frenzels und seine Initialen »H . F« trägt (Abb. 3). Im Innenraum sind dieselben Initialen mit eben der Hausmarke auf dem Chorschlussstein zu sehen. Die übrigen Schlusssteine tragen die Namen der Evangelisten und des Baumeisters Albrecht Stieglitzer. Verwendung fand hier nochmals die Frühhumanistische Kapitalis.
Frenzel stattete die Kapelle mit allem Notwendigen für die Liturgie aus, angefangen bei der Finanzierung von sechs Priestern, die an drei Altären ihren Dienst verrichteten.55 Ihre Hauptaufgabe bestand darin, wöchentlich 30 Messen für die Familie Frenzel zu lesen.56 Jeder der Priester wurde mit jährlich 30 Mark Zinsen ausgestattet.57 Zur Stiftung gehörten außerdem sechs Messgewänder und für jeden der drei Altäre ein Kelch, ein Altartuch,58 ein Retabel, eine Glocke und ein Messbuch. Die Kapelle erhielt eine Orgel und ein großes Kruzifix59. 1520 genehmigte der Rat zudem den Bau eines Priesterhauses gegenüber von St. Annen, ebenfalls von Frenzel finanziert.60 Die Kapelle besaß außerdem elf kostbare Reliquien, die noch 1562 vorhanden waren, als der Rat ein Inventar anfertigte. Sie befanden sich in einem Säckchen, welches selbst ein Heiligtum war: ›Es war gefertigt vom Schweißtuch, das der heilige Johannes am Grab von Jesus vorfand.‹61 Denkbar ist, dass es sich bei den untenstehenden Texten um Aufschriften auf den Reliquien beigefügten Pergament- oder Papierzettelchen handelte.62 Möglicherweise prägte aber der Rat die Formulierungen, die er dann dem Inventar als Beschreibung beigab:
»de loco ubi natus fuit Johan(n)es Baptista /
de loco sepulturae Mariae virginis /
de loco schepulchri63 domini /
de loco ubi Maria obiit /
de loco ubi nata fuit virgo Maria superbenedicta /
de loco ubi Christus flevit super Hierosolyma desum /
de loco de monte Sinai /
de loco de porta aurea Hierusalem /
de loco de sepulchro64 – von der unschuldigen Kirchen Begrebniß […]65 /
de loco ubi Christus fuderit sanguinem /
de loco ubi Christus est crucifixus«
66
Auf welchem Weg die Reliquien nach Görlitz gelangt waren, ist nicht bekannt.
Die mobile Ausstattung der Kapelle ist verloren. Die Retabel, darunter der Hauptaltar St. Annen, kamen nach der Reformation in die Hauptkirche St. Peter und Paul, wo sie 1691 einem Brand zum Opfer fielen.67 Das große Kruzifix kam 1559 ebenfalls dorthin. Der chronikalischen Überlieferung zufolge wurde es auf Geheiß Kaiser Rudolf II. als Geschenk an seine Mutter, Maria von Österreich, nach Madrid gebracht. Dort ist es nicht mehr aufzufinden.68 Was mit den Kelchen und anderen Wertgegenständen geschah, ist unbekannt, auch ob diese Inschriften getragen haben. Anzunehmen ist dies besonders für die Kelche. Vielleicht befand sich auf ihnen gleichfalls die Frenzelsche Hausmarke. Womöglich trugen die Retabel Stifterinschriften, wie ein zeitgenössisches Beispiel aus Görlitz nahelegt. Die von Georg Emerich 1492 gestiftete Beweinungsgruppe für einen Nebenaltar der Klosterkirche, trägt die hexametrische Inschrift:
»Anno d(omi)nia) .1.4.9.2. // Sit pius ille mihi : Quem fles // dulcissima virgo // Aucto(r) e(r)at geo(r)gi(us) emrich«69
Von der späteren Ausstattung der Annenkapelle sind dann wieder Inschriften überliefert, doch stehen diese in keinem Zusammenhang mit der Frenzelschen Stiftung.
Die Motivation für die Stiftung der Annenkapelle benennt Hans Frenzel in seiner Autobiographie. Er habe sie aus »Eingebung des allmächtigen Gottes« errichtet, da er viel verdient habe, dies bereit sei auszugeben und seine Frau nach 14 Jahren Ehe noch nicht schwanger geworden sei. Er habe das Geld genommen und mit Zustimmung des Rates zur Ehre Gottes, der heiligen Mutter Maria und der heiligen Großmutter Anna die Kapelle gebaut.70 Der letzte Teil der Aussage deckt sich mit der kopial überlieferten Stifterinschrift in der Kapelle. Einem Mirakel gleich war die Stiftung schon erfolgreich, bevor in der Kapelle Messen gehalten wurden. Denn Anna Frenzel gebar nach 18 Jahren kinderloser Ehe zwischen 1512 und 1517 drei Söhne, von denen der zweitgeborene, Joachim, das Erwachsenenalter erreichte.71
Im Februar 1513 bestätigte der Meißner Bischof die Lehen und die Subsidientaxierung der Altäre in der Annenkapelle.72 Im Juli desselben Jahres wurde ein Vertrag zwischen den Verwesern der Priesterbruderschaft und Hans Frenzel über die Bepfründung der Altaristen in Sankt Annen geschlossen.73 Damit konnte der liturgische Dienst aufgenommen werden. Legate erhielt die Kapelle dann auch von anderen Görlitzer Bürgern.74 Nicht viel später gelangte reformatorisches Gedankengut in die Oberlausitz und Hans Frenzel soll einer der ersten Görlitzer Bürger gewesen sein, die das Abendmahl 1525 in beiderlei Gestalt empfingen.75 Wohl unter dem Einfluss der lutherischen Reformation übertrug Anna Frenzel nach dem Tod ihres Mannes 1526 dem Rat verschiedene Rechte an der Kapelle, bevor der Sohn Joachim nach dem letzten Willen der Mutter 1531 die Kapelle dem Rat vollends überschrieb.76
Die Nikolaikirche
Bei dem zweiten großen Stiftungsprojekt Hans Frenzels handelt es sich um die Finanzierung, die zur Fertigstellung der Nikolaikirche führen sollte. Der Neubau war 1452 begonnen worden.77 Die Priorität des Rates lag Ende des 15. Jahrhunderts hingegen auf der Erneuerung der Hauptkirche St. Peter und Paul sowie auf der Heilig-Grabanlage. Die Baustelle, der als Begräbniskirche genutzten St. Nikolaikirche, lag jahrzehntelang brach. 1515 schenkte Hans Frenzel dem Rat 400 Mark für Baumaterial und Arbeitslöhne.78 Weitere 1.500 bis 2.000 Mark stellte er in Aussicht, so der Bau zügig voranging.79 Die Stiftung stieß den Weiterbau tatsächlich an und es scheint, dass weitere Stifter und Stiftungsgruppen nachzogen. An der Südfassade der Kirche finden sich an einem Fenster die Jahreszahlen »1516«, zwischen zwei Weberschiffchen, und der Name »IH(ESUV)S« in Kombination mit der Jahreszahl »1520«. Das reich geschmückte, unvollendet gebliebene westliche Südportal wurde zwischen 1516 und 1524 mit einem Relief der Kreuzigung errichtet. Das Kreuz ist mit dem Titel »INRI« in Frühhumanistischer Kapitalis beschriftet,die Plinte der neben dem Relief auf einer Konsole aufgestellten Figur der heiligen Katharina mit der Jahreszahl »1524«. Links und rechts der Kreuzigungsszene sind verkleinert und in betender Haltung ein Mann und eine Frau dargestellt. Aufgrund ihrer Stiftungstätigkeit werden sie mit Hans und Anna Frenzel in Verbindung gebracht.80 Doch gilt das Portal als Stiftung des Görlitzer Pfarrers Martin Schmied († 1520), der direkt davor begraben wurde.81 Eine Verbindung zwischen Schmied und Frenzel hat es dennoch gegeben, denn Hans Frenzel war Schmieds Taufpate.82 Initialen oder Hausmarken weist die Nikolaikirche nicht auf. Inschriftliche Bezüge zu Frenzels Stiftungstätigkeit fehlen.
Hans Frenzel starb 1526 und wurde auf dem Nikolaifriedhof begraben, dem ältesten und wichtigsten Friedhof von Görlitz.83 Grab und Grabinschrift sind unbekannt. Ungeachtet dessen ist eine Nachricht zum Begräbnisort erhalten. Er und sein 1565 verstorbener Sohn Joachim wurden »rechterhand neben dem Thore«84 begraben. Gemeint ist sicherlich das westliche Südportal, das zur Stadt hin ausgerichtete Hauptportal, von dem eben die Rede war. Die Gräber haben sich damit rechts vom Grab des Martin Schmied befunden. Noch um 1900 hingen an den Kirchenpfeilern links und rechts vom Portal Frenzel-Epitaphe, wie eine Fotoaufnahme von Robert Scholz zeigt:85 Links eines für Peter Frenzel den Jüngeren († 1551)86, rechts für Joachim Frenzel († 1565) und seine Gemahlin Anna († 1561). Peter Frenzel der Jüngere war einer der beiden Söhne Joachim Frenzels (Abb. 1). Er starb nach Meltzer in jungem Alter, während seines Studiums in Straßburg.87 Das Objekt, das sich heute an der Westfassade der Kirche, rechts vom Portal befindet, ist stark beschädigt. Die Inschrift ist teilweise erhalten und mit Hilfe der Zeichnung von Schultz zu ergänzen. Außerdem zeigt die Zeichnung, dass um 1800 eine Volutenbekrönung vorhanden war, die jetzt fehlt. Die Inschrift lautet:
»M[ONVM]ENTV(M) FRE(N)C[ELORV(M)] / Wir Leben Ode[r] S[te]rbe[n so sind] / wir Des hern [R]omano[(s) 14.] / Im Iare. [1]551. am t[ag Georgij sein]s alters / Im a[c]ht[zende(n) ist] v[orschi]d[e(n)] de[r] Erbare / [peter frenczel] der [Jun]ge[r de]m Go[t] gnad« 88
Der Titel ›Denkmal der Frenzel‹ vermittelt dem Leser ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Familie. Im Hinblick auf den auswärtigen Tod und aller Wahrscheinlichkeit nach dem Begräbnis in der Fremde rückt das Epitaph den Verstorbenen in den Kreis der Familie nach Görlitz. Das Zitat aus dem Römerbrief (14,8) passt thematisch dazu. Das Epitaph ist das älteste bewahrte Grabdenkmal der Nikolaikirche.
Joachim Frenzel, der Sohn Hans und Anna Frenzels (Abb. 1), verlegte seinen Lebensmittelpunkt aus der Stadt heraus auf das vom Vater erworbene Gut Königshain. Dort ließ er sich ein Schloss bauen. 1544 wurde er vom Kaiser nobilitiert.89 Seinen neuen Namen, »Joachim Frenzel von Königshain und Liebstein«, nennt sein Epitaph an der Nikolaikirche. Heute an der Südfassade gen Osten befestigt, hing es noch um 1900 rechts vom westlichen Südportal.90 Der Text auf dem Denkmal ist bis auf Fragmente verloren. Eine Identifizierung erfolgt über die Wappen im Giebelfeld (Frenzel und Schnitter) sowie einzelne Schaft- und Bogenreste von Buchstaben im unteren Abschnitt des Textfeldes. Laut kopialer Überlieferung lautete die Inschrift:
»Im Jahr nach Christi Geburth 1565. der Edle und Ehrenveste H(err) Joachim Frentzel von Königshain und Liebenstein ist in Gott verschieden den 13. Febr(uar) und zuvor Anno 1561. den 26. Febr(uar) die Edele, Ehrentugendsame Frau Anna Schnitterin Sein Ehgemahl den Gott Gnade. / Ego sum Resurrectio et Vita: Qvi credit in me, vivet. Johan(nes) 2.« 91
Joachim Frenzel wurde für sein Begräbnis auf einer Kutsche, die von vier Pferden gezogen wurde und die mit schwarzem Tuch behangen war, von Königshain nach Görlitz gebracht. Familienangehörige begleiteten die Kutsche. Hinter dem Wagen folgten drei Pfarrer und nach ihnen die Frenzelschen Untertanen92. Im Wohnhaus am Untermarkt wurde das Vesper abgehalten, dann begab sich der Leichenzug zum Nikolaifriedhof, wo Joachim Frenzel bestattet wurde.93
Ein Epitaph des zweiten Sohns von Joachim und Anna, Johannes, genannt Hans († 1581) und seiner Gattin Sophie von Temmritz († 1582) befindet sich in der Königshainer Kirche.94 Dieser Kirche hat Hans Frenzel († 1526) zeitgleich mit Görlitz eine Annenkapelle gestiftet; in Königshain manifestiert sie sich allerdings als Anbau an die bestehende Kirche.
Zusammenfassung
Inschriften, die in direktem Zusammenhang mit Hans Frenzel stehen, haben sich in seinen Privaträumen am Untermarkt 5, der sogenannten Schatzkammer, und an der von ihm gestifteten Kapelle St. Anna erhalten. In erstem Fall handelt es sich um Namen der Heiligen und vielleicht um Teile eines Gebetes. Sie alle zeugen von einer ausgesprochenen Verehrung der Heiligen Maria und Anna. Im zweiten Fall handelt es sich um die Hausmarke mit Initialen sowie eine Stifterinschrift. Die in und an der Annenkapelle angebrachten Hausmarken mit Initialen ersetzen selbstbewusst ein Wappen und sind an zwei hervorragenden Stellen platziert.95 Für Hans Frenzels zahlreiche, aus schriftlichen Zeugnissen bekannte Stiftungsobjekte, die allesamt verloren sind, sind keine Inschriften überliefert. Die Jahreszahlen an der Nikolaikirche verweisen indirekt auf ihn, da Frenzel den Weiterbau durch seine großzügigen Spenden angeregt und finanziert hat.
Weder Grab noch Grabinschrift Hans Frenzels sind erhalten. Der Sohn Joachim und seine Gemahlin Anna sowie deren Sohn Peter erhielten ein Epitaph an der Nikolaikirche, wahrscheinlich unmittelbar neben der Grabstelle Hans Frenzels. Joachim Frenzel, der seinen Lebensmittelpunkt nach Königshain verlagert hatte, wurde in Görlitz begraben. Peter, der in der Fremde gestorben war, konnte ›nur‹ ein Epitaph gesetzt werden. Die familiären Beziehungen zur Stadt Görlitz und zur Grabstelle des Vaters wurden damit gepflegt. Die ›Frenzelschen Monumenta‹ zählen dadurch nicht nur zu den Frömmigkeitszeugnissen, sondern belegen gleichzeitig den Wunsch, eine Familientradition zu begründen. Dass diese nicht über mehrere Generationen fortgeführt wurde, liegt nicht allein daran, dass sich Hans Frenzels Enkel, Hans der Jüngere, in Königshain begraben ließ, sondern auch daran, dass dieser Familienzweig mit demselben im Mannesstamm ausstarb.
- 1Der Titel ist angelehnt an den Titulus des Epitaphs für Peter Frenzel den Jüngeren († 1551) in Görlitz, Nikolaikirche, Westfassade. Siehe dazu weiter unten.
- 2Christian Speer, »›Vita mercatoris‹. Die Autobiographie des Fernhändlers Hans Frenzel aus Görlitz«, in Lars-Arne Dannenberg und Dietrich Scholze (Hg.), Stätten und Stationen religiösen Wirkens. Studien zur Kirchengeschichte der zweisprachigen Oberlausitz (Schriften des Sorbischen Instituts 48), Bautzen 2009, S. 150–179; ders., Frömmigkeit und Politik. Städtische Eliten in Görlitz zwischen 1300 und 1550 (Hallische Beiträge zur Geschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit 8), Berlin 2011, bes. Kapitel 1.4, S. 106–127; Markus Leo Mock, »Die Annenkapelle in Görlitz – Stiftung und Motivation«, in Tomasz Torbus (Hg.), Die Kunst im Markgraftum Oberlausitz während der Jagiellonenherrschaft (Studia Jagellonica Lipsiensia 3), Ostfildern 2006, S. 139–148; Angelica Dülberg, »Die illusionistischen Wandmalereien in der sogenannten Schatzkammer des Hans Frenzel in Görlitz«, in ebd., S. 149–162; dies., »Verborgene und wenig bekannte Schätze der sächsischen Kunst. Wandmalereien des 13. und 16. Jahrhunderts in Battaune und Görlitz«, in Denkmalpflege in Sachsen (2000), S. 51–62; Peter Wenzel, »Hans Frenzel – genannt ›der Reiche‹ (1463–1526), Bauherr der Annenkapelle«, in Denkmalpflege in Görlitz 12 (2003), S. 5–8.
- 3Die Inschriftenerfassung erfolgt im interakademischen Projekt »Die Deutschen Inschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit«, www.inschriften.net (29.8.2020) und wird von der Dresdner Arbeitsstelle realisiert: www.saw-leipzig.de/inschriften (29.8.2020). Der Band Die Inschriften der Stadt Görlitz wird die Inschriften der Altstadt und der historischen Vorstädte bis zum Jahr 1650 erfassen. Projektbeginn war 2017.
- 4Görlitz lag im Markgraftum Oberlausitz bzw. der Mark Budissinensis, die seit 1158 unter der Hoheit der böhmischen Herrscher stand, 1253 kam dieses Gebiet kurzzeitig unter askanische Herrschaft. Von 1319 bis 1635 war es Nebenland der Böhmischen Krone, deren Könige zunächst die Luxemburger, dann die Jagiellonen und schließlich die Habsburger waren. 1635 wurde die Oberlausitz an das Kurfürstentum Sachsen angeschlossen. Lenka Bobková, »Die Beziehungen zwischen Nordböhmen und der Oberlausitz bis zur Inthronisation der Jagiellonen«, in Torbus (Hg.), Die Kunst im Markgraftum Oberlausitz (Fn. 2), S. 21–25, hier S. 21. – Die Oberlausitz wurde von den Landständen regiert und verwaltet: einerseits dem Adel und den Klöstern bzw. Stiften, andererseits den Sechsstädten Görlitz, Bautzen, Kamenz, Zittau, Löbau und Lauban. Der königliche Statthalter hatte seinen Sitz in Bautzen. Er wurde vom Landesherrn ernannt und von den oberlausitzischen Landständen angenommen bzw. abgelehnt. Die aus den adligen Landständen gewählten Ältesten kontrollierten ihn. Der Sechsstädtebund war 1346 als Landfriedensbündnis gegründet worden. Speer, Frömmigkeit und Politik (Fn. 2), S. 14.
- 5Via Regia. 800 Jahre Bewegung und Begegnung. Katalog zur 3. Sächsischen Landesausstellung »Via Regia – 800 Jahre Bewegung und Begegnung«, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Görlitz, 21. Mai bis 31. Oktober 2011, hg. von Roland Enke, Dresden 2011; Menschen unterwegs. Die Via Regia und ihre Akteure. Essayband zur 3. Sächsischen Landesausstellung, hg. von Winfried Müller, Dresden 2011.
- 6Im Mittelalter gehörten 256 Ortschaften zum Weichbild der Stadt. Speer, Frömmigkeit und Politik (Fn. 2), S. 328 mit Fn. 28.
- 7Norbert Kersken, »Die Oberlausitz von der Gründung des Sechsstädtebundes bis zum Übergang an das Kurfürstentum Sachsen (1346–1635)«, in Joachim Bahlcke (Hg.), Geschichte der Oberlausitz. Herrschaft, Gesellschaft und Kultur vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, 2. durchgesehene und erweiterte Aufl., Leipzig 2004, S. 99–142, hier S. 115.
- 81426 hatte die Stadt ca. 7.800 Einwohner, 1472 ca. 8.300 und 1533 etwa 10.600. Dabei sind die Einwohner der Vororte eingerechnet. Angaben nach Richard Jecht auf Grundlage der Görlitzer Geschossbücher, Richard Jecht, »Wie lassen sich die Görlitzer Geschossbücher für die einheimische Geschichtsschreibung nutzbar machen?«, in Neues Lausitzisches Magazin, Neue Folge 72 (1896), S. 284–292, hier S. 289 ff. Kersken, Die Oberlausitz (Fn. 7), S. 112 gibt niedrigere Zahlen an.
- 9Speer, Vita mercatoris (Fn. 2), S. 165. Interessant ist der Vergleich mit Lk. 1, 60–63: ›Aber seine Mutter antwortete und sprach: Nein, sondern er soll Johannes heißen. Und sie sprachen zu ihr: Ist doch niemand in deiner Verwandtschaft, der so heißt. Und sie winkten seinem Vater, wie er ihn nennen lassen wollte. Und er forderte eine kleine Tafel und schrieb: Er heißt Johannes. Und sie wunderten sich alle.‹
- 10Speer, Vita mercatoris (Fn. 2), S. 166.
- 11Ebd.
- 12Ebd., S. 167.
- 13Halbendorf = Mała Wieś Dolna, Langenau = Dłużyna, Lissa = Lasów, Schönberg = Piaseczna, Schützenhain = Strzelno, jeweils Republik Polen. Speer, Frömmigkeit und Politik (Fn. 2), S. 108; Paul Fritsch, Alte Görlitzer Geschlechter und die Wappen derselben nebst einem Verzeichnis aller bisherigen Bürgermeister von Görlitz, Görlitz 1892, S. 18.
- 14Speer, Vita mercatoris (Fn. 2), S. 168.
- 15Johann Gottfried Schultz, Großmannsches Haus, um 1790, in Zeichnungen Band 3 (1784–1804), Bl. 17, Görlitzer Sammlungen für Geschichte und Kultur (nachfolgend GöSam).
- 16Christoph Nathe, Der Täufer Johannes, 1800. GöSam, Grafik Nr. 227–48.
- 17Vul. 1. Joh. 4,1. ›Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeden Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind; denn viele falsche Propheten sind hinausgegangen in die Welt.‹
- 18Erhalten sind die Marienfigur und die Johannesfigur, allerdings in beschädigtem Zustand. Sie befinden sich heute in der Halle des Gebäudes Untermarkt 5. Die Georgsfigur ging verloren.
- 19Christoph Nathe, St. Johannes der Täufer, 1800, in Johann Gottfried Schultz, Die Sammlung von Ober-Lausitzischen, Schlesischen, Sächsischen und Böhmischen Alterthümern und Denckmählern, 2. Teil, Bl. 243, GöSam.
- 20Dülberg, Illusionistische Wandmalerei (Fn. 2), S. 149.
- 21Dies., Verborgene Schätze (Fn. 2), S. 53.
- 22Angelika Dörfler-Dierken, Die Verehrung der heiligen Anna in Spätmittelalter und früher Neuzeit (Forschungen zu Kirchen- und Dogmengeschichte 50), Göttingen 1992, S. 70, 73.
- 23Ebd., S. 73 f.
- 24›Wir fordern durch Bitten, glückselige Ehefrau, Christus verweigert dir nichts.‹ Dörfler-Dierken, Die Verehrung der heiligen Anna (Fn. 22), S. 196.
- 25Ebd., S. 229.
- 26Ebd., S. 202, 210.
- 27Die Legenda Aurea des Jacobus de Voragine. Aus dem Lateinischen übersetzt von Richard Benz, 13. neugesetzte Aufl., Gütersloh 1999, S. 520–529.
- 28Dörfler-Dierken, Die Verehrung der heiligen Anna (Fn. 22), S. 161, 236, 251.
- 29Diese Vase befindet sich auf der Nordwand, in der unteren linken Ecke der ›Heiligen Drei Könige‹.
- 30›Sei gegrüßt Begnadete // Maria . Jesus // Königtum [Herrschaften, evtl. Thron, jeweils im Dat./Abl. Pl.] […] // Anna . Maria .// Königin des Himmels / Gegrüßt seist du // Maria.‹
- 31Vul. Luk 1, 28.
- 32Dülberg, Illusionistische Wandmalerei (Fn. 2), S. 152. Die Malerei ist im Mittelteil durch einen vertikal verlaufenden Putzverlust stark beschädigt, aber dennoch gut erkennbar.
- 33Moritz Jäger, »Das Rosenkranzgebet. Texte, Bilder und Objekte aus niedersächsischen Frauenklöstern«, in Britta-Juliane Kruse (Hg.), Rosenkränze und Seelengärten. Bildung und Frömmigkeit in niedersächsischen Frauenklöstern (Ausstellungskataloge der Herzog-August-Bibliothek 96), Wiesbaden 2013, S. 101–108, hier S. 102.
- 34Viliam Štefan Dóci, Die Seelsorgliche Tätigkeit der Kaschauer Predigerbrüder. Ein Dominikanerkonvent im Ambiente von Pfarrei, Stadt und Staat im 18. Jahrhundert (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens, Neue Folge 23), S. 90 f.
- 35Stephan Beissel, Geschichte der Verehrung Marias in Deutschland während des Mittelalters. Ein Beitrag zur Religionswissenschaft und Kunstgeschichte, Freiburg/Breisgau 1909, S. 511–513. Abweichend Bezeichnung für ein Rosarium für fünf Vaterunser mit 50 Ave Maria, wobei drei Rosaria als ein Psalter bezeichnet wurden, ebd., S. 513. Jäger, Rosenkranzgebet (Fn. 33), S. 103.
- 36Beissel, Verehrung Marias (Fn. 35), S. 513.
- 37Andreas Uhr, »Kupferstiche mit Darstellungen der Mondsichelmadonna im Strahlenkranz, genannt ›Maria in sole‹«, in Kruse, Rosenkränze und Seelengärten (Fn. 33), S. 290 f., Vgl. dazu unten Fn. 44.
- 38Die Inschriften des Landkreises Göttingen, gesammelt und bearbeitet von Sabine Wehking (Die Deutschen Inschriften 66 = Göttinger Reihe 12), Wiesbaden 2006, Nr. 82, Kommentar und Fn. 15. Siehe dazu auch die online-Ausgabe: www.inschriften.net/landkreis-goettingen/inschrift.html (29.8.2020).
- 39Ein um 1500 im Augustiner-Chorfrauenstift Heiningen entstandener Codex, der den »Sixtus-Rosenkranz« enthält, ist mit der Anweisung versehen, dass das Gebet vor einem Bildnis Maria in sole ausgeführt werden soll. Uhr, Kupferstiche (Fn. 37), S. 290.
- 40Otto Jancke, Grabinschriften auf dem Kirchhof zu St. Nicolai in Görlitz, o. J. [vor 1870], Akc. 1948/198, Bl. 27, Universitätsbibliothek Breslau. Da die Gotische Minuskel keine Majuskeln besitzt, ist der Text hier, abweichend von der kopialen Überlieferung bei Jancke, ohne Majuskeln wiedergegeben; zu Ablassmissbräuchen: Nikolaus Paulus, Geschichte des Ablasses am Ausgang des Mittelalters, Bd. 3, 2. Aufl., Darmstadt 2000, Kapitel XVIII, S. 395–420, zu Sixtus IV. bes. S. 399 f.
- 41Sic! Es müsste heißen »XI. tausent«, siehe dazu unten Fn. 43.
- 42Eingeklammertes Wort mit drei oder vier Buchstaben, endend auf »o«. Wasserschaden.
- 43»Ein altes Manuskript über Görlitzer Inschriften und Jakob Böhme«, o. J., Akc. 1948/154, Bl. 2b, Universitätsbibliothek Breslau. Laut Bleistiftnotiz auf dem Umschlag war der Urheber Christian Gabriel Funcke († 1740), was gut möglich ist. In jedem Fall handelt es sich (aktuell) um die älteste Überlieferung der Inschrift. Weitere, jüngere, Belege finden sich ebd. Otto Jancke, Inscriptiones Gorlicenses, o. J. [vor 1870], Akc. 1948/150, Bl. 8, dort »XI tausend Jor« und datiert in das Jahr »1491«, ebenso ebd. Akc. 1948/198 (Fn. 40), Bl. 27.
- 44Herzlich gedankt sei Frau Professor Dr. Sabine Griese (Leipzig) für Hinweise zu diversen Einblattdrucken: Sabine Griese, Text-Bilder und ihre Kontexte. Medialität und Materialität von Einblatt-Holz- und -Metallschnitten des 15. Jahrhunderts (Medienwandel, Medienwechsel, Medienwissen: Veröffentlichungen des Nationalen Forschungsschwerpunkts »Medienwandel, Medienwechsel, Medienwissen, Historische Perspektiven« 7), Zürich 2011 und zu dem Sixtus IV. zugeschriebenen Ablassversprechen »Ave sanctissima Maria …« dies., Repertorium der textierten Einblatt-Holz- und Metallschnitte des 15. Jahrhunderts (in Druckvorbereitung), hier die Nr. M-21, M-22 und M-23.
- 45Dörfler-Dierken, Die Verehrung der heiligen Anna (Fn. 22), S. 17. Einblattdrucke des 15. Jahrhunderts. Ein bibliographisches Verzeichnis, hg. von der Kommission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke (Sammlung Bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten 35/36 = 2. Ser. 19), Halle a. d. S. 1914, Nr. 642.
- 46Dülberg, Illusionistische Wandmalerei (Fn. 2), S. 149.
- 47Ebd.; dies., Verborgene Schätze (Fn. 2), S. 54.
- 48Speer, Frömmigkeit und Politik (Fn. 2), S. 129 f. Außerdem werden in der Meißner Bistumsmatrikel keine Hausaltäre oder Privatkapellen für Görlitz genannt. Walter Haupt, Die Meißener Bistumsmatrikel von 1495 (Quellen und Forschungen zur sächsischen Geschichte 4), Dresden 1968, S. 26 f.
- 49Mock, Annenkapelle (Fn. 2), S. 140.
- 50Speer, Frömmigkeit und Politik (Fn. 2), S. 123. Emerich war 1483/84 und 1488/89 Bürgermeister, ebd. S. 140.
- 51Der Bau des Schlosses war 1369 begonnen worden. Es diente dem einzigen Herzog von Görlitz, Herzog Johann († 1396), als Residenz. 1474 wurde es abgebrochen. Richard Jecht, Geschichte der Stadt Görlitz, Bd. 1,2, Görlitz 1927–34, S. 425, 428. Für den Hinweis danke ich ganz herzlich Dipl.-Historikerin Ines Haaser (Görlitz).
- 52Mock, Annenkapelle (Fn. 2), S. 140 f. Speer, Vita mercatoris (Fn. 2), S. 170.
- 53›Im Jahr der jungfräulichen Geburt 1510, am 9. Oktober, wurde der sichtbare Giebel dieser Kirche errichtet. Diese Kirche hier wurde nämlich der hochverehrten großen Frau, der allerheiligsten Anna gebaut und auch völlig neu errichtet durch mich Johannes Frenzel, Görlitzer Mitbürger, im Jahr 1508.‹ Lateinischer Text in Akc. 1948/150 (Fn. 43), Bl. 21. Ob das bei Speer, Frömmigkeit und Politik (Fn. 2), S. 113 zitierte und wortgleiche (!) Inschriftenfragment, das nach Mylius’ Annalen im Turmknauf aufgefunden wurde, ein und dieselbe Inschrift ist, ist unklar.
- 54Speer, Vita mercatoris (Fn. 2), S. 170 mit Fn. 104. Die Weihe erfolgte durch den Halberstädter Weihbischof.
- 55Ebd., S. 170 f.
- 56Ebd., S. 156.
- 57Ebd., S. 171.
- 58Mock, Annenkapelle (Fn. 2), S. 143: »3 tomaschkene« (damastene) – da es sich nicht um Messgewänder handelt und die Anzahl zu den Altären passt, sind es wahrscheinlich Altarbekleidungen.
- 59Speer, Vita mercatoris (Fn. 2), S. 171; ders., Frömmigkeit und Politik (Fn. 2), Edition Anhang B, 12, S. 558 f.
- 60Speer, Frömmigkeit und Politik (Fn. 2), S. 116.
- 61Paraphrasiert nach Akc. 1948/150 (Fn. 43), Bl. 16. Joh. 20,5–7.
- 62Nachrichten auf Papier oder Pergament zählen laut Definition der »Deutschen Inschriften« nicht zu den Inschriften, da sie normalerweise von einem Schreiber angefertigt wurden und in den Fachbereich der Paläographie fallen. Rudolf M. Kloos, Einführung in die Epigraphik des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Darmstadt 1980, S. 1–4.
- 63Sic!
- 64Nachfolgender Text am rechten Rand, auf selber Höhe.
- 65Unleserlich.
- 66Akc. 1948/150 (Fn. 43), Bl. 16. Die Überlieferung ist als Liste von »a« bis »l« geführt; die Buchstaben wurden hier weggelassen. Übersetzung: ›von dem Ort, an dem die Geburt Johannes des Täufers stattgefunden hat / von dem Ort des Grabes der Jungfrau Maria [Kidrontal bei Jerusalem] / von dem Ort des Grabes des Herrn [Jerusalem; Joh. 19,41] / von dem Ort, an dem Maria starb [Jerusalem] / von dem Ort, an dem die Geburt der höchstgepriesenen Jungfrau Maria stattfand [Jerusalem] / von dem Ort, an dem Christus über Jerusalem weinte, bin ich [Ölberg bei Jerusalem; Mt. 23,37] / von einem Ort vom Berg Sinai [Mosesberg] / vom Ort der Goldenen Pforte in Jerusalem / vom Ort des Grabes – »von der unschuldigen Kirchen Begrebniß« [Stelle unklar] / von dem Ort, an dem Christus Blut vergossen habe [Formulierung unklar] / von dem Ort, an dem Christus gekreuzigt wurde [Golgatha bei Jerusalem]‹.
- 67Mock, Annenkapelle (Fn. 2), S. 139. Speer, Frömmigkeit und Politik (Fn. 2), S. 127.
- 68Speer, Vita mercatoris (Fn. 2), S. 171, Fn. 109.
- 69›Im Jahre des Herrn 1492 // Süßeste Jungfrau, der sei mir gnädig, den du beklagst // Der Stifter war Georg Emerich.‹ – Henning Ohst M. Ed. sei für den Hinweis auf das Versmaß gedankt.
- 70Speer, Vita mercatoris (Fn. 2), S. 170.
- 71Ebd., S. 173.
- 72Speer, Frömmigkeit und Politik (Fn. 2), Regest Anhang B, 16, S. 560. Vgl. Haupt, Bistumsmatrikel (Fn. 48), S. 26 f.
- 73Speer, Frömmigkeit und Politik (Fn. 2), S. 115.
- 74Ebd., S. 116–118.
- 75Ebd., S. 125 mit Fn. 356. Als Datum für das erste Abendmahl in beiderlei Gestalt werden zwei Termine angeführt: 29.3.1526 (nach Scultetus), 30.4.1525 (nach Kämmel und Zobel); letzteres Datum ist nach Speer wahrscheinlicher, ebd. S. 368.
- 76Speer, Frömmigkeit und Politik (Fn. 2), S. 125 f.
- 77Jecht, Geschichte von Görlitz (Fn. 51), S. 746–751.
- 78Speer, Vita mercatoris (Fn. 2), S. 158.
- 79Ebd., S. 158.
- 80Horst Wenzel (Bearb.), St. Nikolai zu Görlitz. Gotteshaus und Kirchhof, hg. von der Evangelischen Kirchenstiftung Görlitz, o. O. 2000, S. 2.
- 81Chronikalisch nach Bartholomäus Scultetus. Der betreffende Ausschnitt ist ediert bei Speer, Frömmigkeit und Politik (Fn. 2), S. 526, Anhang A, Fn. 282; ebd. S. 526, Nr. 160 ist das Testament des Pfarrers wiedergegeben.
- 82Das geht aus Schmieds Testament hervor. Er vermachte Johannes Frenzel darin zwei goldene Ringe, »einer mit einem Rubin, der andere mit einem Saphir geschmückt«, Hermann Kinne, Das Kollegiatstift St. Petri zu Bautzen von der Gründung bis 1569 (Germania Sacra. Die Kirche des alten Reiches und ihre Institutionen, Dritte Folge 7. Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg. Das (exemte) Bistum Meissen 1), Berlin/Boston 2014, S. 972, Fn. 866, Biogramm des Pfarrers ebd. S. 970–972 und Regest des Testaments S. 972 f., Fn. 866.
- 83Siegfried Hoche, »Zur Geschichte der Görlitzer Begräbniskultur im Mittelalter und in der frühen Neuzeit«, in Städtische Sammlungen für Geschichte und Kultur Görlitz (Hg.), Görlitzer Magazin. Geschichte und Gegenwart der Stadt Görlitz und ihrer Umgebung 19 (2006), S. 85–100, bes. S. 85–89.
- 84Christian Samuel Schmidt, Beschreibung von Königshain (Aufsätze zur Geschichte und Beschreibung der Ober- und Niederlausitz 1), Görlitz 1797, S. 36.
- 85Fotosammlung Robert Scholz, Nr. 2520, Ratsarchiv Görlitz. Für den Hinweis auf das Foto danke ich dem Restaurator Uwe Konjen.
- 86Johann Gottfried Schultz, Die Sammlung von Ober-Lausitzischen, Schlesischen, Sächsischen und Böhmischen Alterthümern und Denckmählern, 1. Teil, Bl. 41, GöSam.
- 87Johann Gottfried Meltzer, Erneuertes Andenken Hanns Frenzels, Erbauers der Kirche St. Annen. E(uer) Loebl(ichen) Buergerschaft bey dem Antritte des Jahres M.DCCXCI nebst Anwuenschung alles wahren Wohls gewidmet, Teil 2, Görlitz 1791, o. Pag. – Taufbücher für Görlitz sind mit Lücken erst ab 1562 erhalten, vgl. das Kirchenbücherverzeichnis der Kirchengemeinden der ehemaligen Kirchenkreise Görlitz, Hoyerswerda, Niesky und Weißwasser; Evangelischer Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz www.kkvsol.net/fileadmin/user_upload/Verwaltungsamt/Archiv/Dateien/KirchenbuecherInternet20170831.pdf (29.8.2020).
- 88Auf einem kleinen Vorsprung oberhalb ist außerdem die Inschrift »IH(ESV)S« als Titulus bzw. Weiheformel und auf den Pilastern, auf schräggestellten Schildchen »1552«, das Entstehungsjahr, zu sehen.
- 89Fritsch, Görlitzer Geschlechter (Fn. 13), S. 19.
- 90Fotosammlung Robert Scholz, Nr. 2520, Ratsarchiv Görlitz.
- 91Christian Gabriel Funcke, Kurtzes Historien oder Geschicht-Buch dorinnen zufinden und anzutreffen vielerley Zufälle und Begebnisse, beydes allhier zu Görlitz als andern Orten von Anno 1531 biß anno 159[.] sich zugetragen, Görlitz 1688, Ratsarchiv Görlitz, Varia Bd. 232, Bl. 353. Zur Bibelstelle: Die Ziffer war vermutlich als arabische Ziffer geschrieben, wurde aber als römische interpretiert, weshalb aus einer 11 eine 2 wurde; Vers entstammt Joh. 11,25.
- 92Joachim erbte vom Vater Königshain, Liebstein, Schützenhain und Langenau. Die anderen Dörfer erhielten seine Schwestern. Fritsch, Görlitzer Geschlechter (Fn. 13), S. 18.
- 93Meltzer, Erneuertes Andenken (Fn. 87), o. Pag.
- 94Die Inschrift ist wiedergegeben bei Meltzer, Erneuertes Andenken (Fn. 87), o. Pag.
- 95Ausgenommen der Hausmarke des Baumeisters Albrecht Stieglitzer finden sich in Görlitzer Kirchen keine Wappen bürgerlicher oder adliger Stifter. Lediglich die Landesherren sind mit dem Böhmischen Löwen, dem Doppelköpfigen Adler und den habsburgischen Farben Rot-Weiß-Rot präsent.