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Ur- und frühgeschichtliche Archäologie und Landeskunde – Beispiele aus Sachsen-Anhalt

Die Landeskunde befasst sich mit der interdisziplinären Erforschung einer Region in historischer, wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Hinsicht. Einer der beteiligten Wissenschaftszweige ist die prähistorische Archäologie, die als Einzige auch für die schriftlose Zeit Quellen zu diesen Fragestellungen untersucht. Für die darauffolgenden Zeitabschnitte liefert sie Beiträge zu all diesen Aspekten.

1. Die Zeit bis zur Gründung des Provinzialmuseums

Die Herausbildung einer selbstständigen Wissenschaft, die sich auf der Grundlage archäologischer Bodenfunde mit der menschlichen Geschichte in Deutschland beschäftigt, war ein vielschichtiger Prozess mit verschiedenen Wurzeln und geistigen Strömungen, von denen einige in ihrer Entwicklung stecken blieben, zu denen dafür aber neue hinzukamen.1 Die Anfänge archäologischer Forschung sind also vielfältig; Beispiele einer ersten wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit archäologischen Funden wie auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt lassen sich in jedem Teil Deutschlands finden. Zu den frühesten Belegen zählt die ungedruckte Chronik von Bartholomäus Schwaneberg, in der die Ausgrabung eines Grabhügels bei Bernburg durch Fürst Joachim Ernst von Anhalt (1536–1586) überliefert ist.2

Philipp Melanchthon maß der archäologischen Quelle offensichtlich noch keine große Bedeutung bei, denn aus seinen Vorlesungen an der Wittenberger Universität bis zum Jahr 1560 ist nur eine Passage überliefert, die ebenfalls auf die Ausgrabung eines Grabhügels eingeht, und zwar bei Landsberg, Saalekreis. Der Geschichtsforscher und Geologe Peter Albinus unternahm als Professor derselben Universität 1587 eine Ausgrabung von Hügelgräbern bei Zahna, Landkreis Wittenberg, mit der Fragestellung, ob die Urnen Naturgebilde oder wirklich Leichenbrandbehälter sind. Der bis zur Schließung der Wittenberger Universität 1813 dort tätige Historiker Karl Heinrich Ludwig Pölitz entwarf unter Hinzuziehung archäologischer und ethnographischer Quellen ein evolutionistisches Geschichtsbild der menschlichen Frühgeschichte.3

Auch im Raum Halle gibt es erste Aktivitäten auf dem Gebiet der Urund Frühgeschichte zu verzeichnen, ohne dass die Beteiligung von Universitätsangehörigen nachweisbar ist. Der Theologe David Sigmund Büttner veröffentlichte 1695 in Halle mehrere Fundberichte, u. a. zum Urnengräberfeld in Liederstedt, Burgenlandkreis.4 Johann Christoph Olearius verfasste 1701 sowie 1707/08 Abhandlungen zu archäologischen Objekten und Münzen. Einige der damals in Mode gekommenen Naturalienkabinette enthielten auch archäologische Bodenfunde, z. B. die der Familie Olearius oder von August Hermann Francke (1663–1727). Der Historiker der Stadt Halle und des Saalkreises Johann Christoph von Dreyhaupt (1699–1768) äußerte sich in seinen Schriften verschiedentlich zu diesem Thema, ebenso erwähnt Paul Christian Hoepfner in seiner 1726 in Halle erschienenen »Germania Antiqua …« Fundstücke. 5

Die Ernennung Johann Gustav Gottlieb Büschings 1817 zum Ordinarius in Breslau brachte die erste Einrichtung eines Lehrstuhls für Prähistorie (auch Vor/Ur- und Frühgeschichte) in Deutschland mit sich, der allerdings anschließend nicht wieder besetzt wurde.6

Das während der napoleonischen Kriege aufkeimende Nationalbewusstsein führte in Deutschland nach der Befreiung zur Gründung von Vereinen, die sich mit den Ursprüngen deutscher Geschichte beschäftigten. In der nach dem Wiener Kongress neu geschaffenen preußischen Provinz Sachsen war das seit 1817 der Unstrutverein für vaterländische Alterthümer in Geschichte und Kunst, der 1819 in dem Thüringisch-Sächsischen Verein für Erforschung des vaterländischen Alterthums und Erhaltung seiner Denkmale aufging. Bereits 1822 empfiehlt eine Verfügung des preußischen Kulturministers eine Verbindung des Vereins mit der Universität Halle zur Sicherung seiner Sammlungen. Daraufhin zog der Verein im Folgejahr in die Neue Residenz in Halle und wurde 1826 zur Universitätseinrichtung erklärt – zu dieser Zeit ein einmaliger Vorgang in Deutschland.7

Ein Büsching-Schüler, Friedrich Karl Hermann Kruse, erhielt 1821 eine außerordentliche Professur in Halle. Bis zu seinem Weggang 1828 erlebte die Ur- und Frühgeschichtsforschung des Thüringisch-Sächsischen Vereins mit ihm als Sekretär ihren Höhepunkt. Kruses wissenschaftliches Konzept – nur der überregionale Vergleich archäologischer Funde unter Berücksichtigung der Schriftquellen und geographischen Gegebenheiten ermöglicht verallgemeinerbare historische Aussagen – erhob die Arbeit des Vereins über die eines Heimatvereins. Zu den Mitgliedern zählten Goethe, die beiden Humboldts und die Brüder Grimm.8

Kruse formulierte für seine Zeit einzigartige methodische Grundsätze für das Ausgraben und Dokumentieren. Dazu gehörten die genaue Lokalisation, der geschlossene Fund, das Erfassen des Befundes und der natürlichen Umwelt. Weiterhin forderte er ein zentrales archäologisches Archiv aller Grabungsprotokolle. Aus dem geographischen Ansatz heraus entwickelte er archäologische Fundortkarten als wichtiges Arbeitsmittel. An Fragestellungen verfolgte er vor allem die ethnische Zuordnung der Fundstücke und Gräber sowie auf dieser Grundlage die geographisch-historische Rekonstruktion Deutschlands in germanischer Zeit.9

Ein Mitglied des Thüringisch-Sächsischen Vereins, Johann Friedrich Danneil, führte seit den 1820er Jahren Ausgrabungen u. a. bei Salzwedel und Güssefeld, Altmarkkreis Salzwedel, durch und stellte ein Inventar von 142 Großsteingräbern der Altmark mit Lage, Datierungsansatz, gegebenenfalls Funden, ethnischer Zugehörigkeit, Zustand und Maßen nebst einfachen Verteilungskarten zusammen. In einem Generalbericht des Vereins modellierte er 1836 unabhängig von Christian Jürgen Thomsen und Friedrich Lisch das Dreiperiodensystem als Schlussfolgerung seiner langjährigen Grabungspraxis. Im selben Jahr gründete er in Salzwedel den Altmärkischen Verein für vaterländische Geschichte, der seit 1838 Jahresberichte herausgibt.10

Weitere Vereine entstanden – die aufgrund ihrer Publikationsorgane bekanntesten sind 1864 der Verein für Geschichte und Alterthümer der Grafschaft Mansfeld in Eisleben mit den Mansfelder Blättern, 1866 der Verein für Geschichte und Alterthumskunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg in Magdeburg mit den Geschichtsblättern für Stadt und Land Magdeburg und 1868 der Harzverein für Geschichte und Alterthumskunde in Wernigerode mit der Harzzeitschrift.11

nicht mehr ausreichend für die Sammlung archäologischer Objekte des Thüringisch-Sächsischen Vereins. Dieser beantragte 1876 beim Provinziallandtag Unterstützung bei der Beschaffung geeigneter Räumlichkeiten. Daraufhin wurde die Historische Commission der Provinz Sachsen gebildet mit dem Auftrag der Errichtung eines Provinzialmuseums und der Bündelung der wissenschaftlichen Interessen aller Geschichts- und Altertumsvereine in der Provinz.12

Eines der für die Ur- und Frühgeschichte wichtigsten Mitglieder der Historischen Kommission war der 1875 in Jena zum Professor berufene Friedrich Klopfleisch, der am Ende seiner Lehrtätigkeit auf rund 150 Ausgrabungen im späteren Sachsen-Anhalt und darüber hinaus zurückblicken konnte, so z. B. die Untersuchung des Leubinger Grabhügels (Abb. 1).

Er erkannte die Bedeutung der Fundgattung Keramik für eine zeitliche und ethnische Einordnung von Befunden neben den Werkstoffen Stein, Bronze und Eisen. 1883 erschien sein Inventarband: »Vorgeschichtliche Alterthümer der Provinz Sachsen«. Sein wohl bekanntester Schüler, Alfred Götze, verfasste 1891 die erste auf prähistorisches Material bezogene Dissertation mit dem Thema: »Die Gefäßformen der neolithischen schnurverzierten Keramik im Flussgebiet der Saale«.13

Unter den von der Historischen Kommission initiierten Projekten stellt das Verzeichnen und Kartieren von Wüstungen und Flurnamen auf Messtischblättern (Maßstab 1 : 25 000) seit Anfang der 1880er Jahre für die Archäologie eine unverzichtbare Arbeitsgrundlage dar. Dazu gehören auch Wüstungsbücher mit einem Plan der Gewanne und Wege für jede Wüstung sowie Feldwannenbücher mit den Flurnamen und -bezeichnungen bzw. der Größe und Gestalt der Gewanne für jede Wüstung.14

content-pic_137-167_stock-1.jpg Abb. 1: Zeichnung aus der Grabungsdokumentation Friedrich Klopfleischs.15

2. Von der Gründung des Provinzialmuseums bis zum Ende der Ära Hahne

1884 übergab die Provinzialverwaltung als Standort eines Museums für heimatliche Geschichte und Alterthumskunde der Provinz Sachsen in Halle 14 Räume in der Neuen Residenz, die die Universität 30 Jahre mietfrei zur Verfügung stellte, an die Historische Kommission zur Betreuung. Die Gesamtfläche von 502 m2 erwies sich in den Folgejahren als zu beengt und 1911–1913 entstand in Halle das erste Museumsgebäude für prähistorische Archäologie in Deutschland nach einem Konzept von Hans Hahne,16 das sich im Wesentlichen bis zur politischen Wende 1989 bewährte.

Die Historische Kommission beschloss 1886, interessierte Laien als Pfleger zur Unterstützung des Provinzialmuseums bei seiner Arbeit im Land zu bestellen.17 Das wird als der Beginn der amtlichen Bodendenkmalpflege in der Provinz angesehen.18 Bereits 1821 erschien die Hardenbergsche Verordnung zur Erhaltung von Denkmalen aller Art, die durch eine Verfügung des Oberpräsidenten der Provinz Sachsen ergänzt wurde.19 Eine erste Zirkularverfügung zum Schutz archäologischer Denkmale erließ Preußen 1844. Im Jahr 1914 wurde das Preußische Ausgrabungsgesetz veröffentlicht und 1920 erschienen die dazugehörigen Ausführungsbestimmungen. Weitere gesetzliche Grundlagen folgten.20

Ab 1933 versiebenfachte sich die Zahl der prähistorischen Universitätsinstitute in Deutschland im Vergleich zur Weimarer Republik. Die Nationalsozialisten suchten insbesondere mit Hilfe des Forschungsstandes in Volkskunde, Rassenkunde und Prähistorie wissenschaftliche Bestätigung für ihre ideologischen Vorstellungen. Diese Disziplinen erfuhren damit besondere Förderung. 21

Als typisches Beispiel für die damalige Geisteshaltung, die die völkische Weltanschauung wissenschaftlich verbrämte und bewusst dem Nationalsozialismus zuarbeitete, kann in Sachsen-Anhalt diejenige Hans Hahnes gelten, der 1905–1907 bei Gustaf Kossina in Berlin germanische Altertumskunde studierte22 und so von der durch Kossina in die Ur- und Frühgeschichtsforschung eingeführten und nach dessen Verständnis von ihm sogenannten Siedlungsarchäologie geprägt wurde, bei der Kossina archäologische Funde kartierte und Fundverbreitungsräume mit Volksgebieten gleichsetzte. Die Ergebnisse begründeten sein germanozentrisches Weltbild mit einem kulturellen Nord- Süd-Gefälle23 – Auffassungen, die sich ganz deutlich auch bei Hahne finden.24 Im Unterschied dazu erforscht die Siedlungsarchäologie heute zunächst unabhängig von infrage kommenden ethnischen Gruppen Besiedlungsvorgänge im Zusammenhang mit den naturräumlichen Gegebenheiten bzw. die Ansiedlungen selbst.25

Seit 1912 stand Hahne dem Provinzialmuseum in Halle als erster ausgebildeter Prähistoriker vor.26 Ziehe27 bewertet ihn als eine von Kollegen, Freunden und der Familie geschätzte Persönlichkeit, einerseits mit wissenschaftlichen Leistungen, professioneller Museumsarbeit und pädagogischem Talent, andererseits mit einer deutschtümlerischen Philosophie und irrationalen Hypothesen.

Volkskunde, Anthropologie und Vorgeschichte verschmolz er zur Volkheitskunde. Dieses Programm fand seinen sichtbaren Ausdruck in der Umbenennung des Provinzialmuseums 1934 in Landesanstalt für Volkheitskunde.28 Hahnes Haltungen prädestinierten ihn, 1933/34 in Halle zum Professor für Volkheitskunde und zum Rektor der Universität berufen zu werden.29 Damit wurden das Museum und das Prähistorische Institut bis 1959 in Personalunion geleitet.30

Entsprechend Hahnes wissenschaftlichen Intentionen war die Landesanstalt für Vorgeschichte (seit 1922 so benannt)31, ab 1928 Landesstelle des Deutschen Volkskundeatlasses, eine Notgemeinschaft für Deutsche Wissenschaft. Hier wurden alle Informationen zu Bräuchen in den einzelnen Orten gesammelt, in ihrer Entwicklung und Ausbreitung erforscht, mit denen anderer Regionen verglichen und ihr Niederschlag im künstlerischen Bereich dokumentiert. Bis 1945 erschienen in sechs Lieferungen 120 Karten.32 Das in Halle gesammelte Material gilt als verschollen.33

Ethnographische Kenntnisse dienen auch der Deutung archäologischer Funde und Befunde. Für die Ableitung gesellschaftlicher Verhältnisse aus archäologischen Ergebnissen werden aktuelle Parallelen in Bevölkerungsgruppen herangezogen mit vergleichbarer Sachkultur und ähnlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen, wie sie im archäologischen Befund erkennbar sind. Dabei geht man kritisch davon aus, dass sich die ursprünglichen sozialen Verhältnisse aufgrund der jahrhundertelangen Stagnationserscheinungen gesellschaftlicher Entwicklung verändert haben. Hahnes Ansatz, über das Brauchtum aus der Gegenwart auf vorgeschichtliche Verhältnisse zu schließen, wird wegen der zu erwartenden unüberschaubaren Zahl von Einflussfaktoren heute als überzogen angesehen.

3. Erfassung ur- und frühgeschichtlicher Befestigungen

Nach dem Tod Hahnes 1935 wurde die Volkheitskunde von seinem Nachfolger Walter Schulz nicht weiter als Schwerpunkt betrieben.34 Neben mehreren anderen Forschungsprojekten ist im Zusammenhang mit der Landeskunde ein Unternehmen zu nennen, das die 1927 gegründete Arbeitsgemeinschaft zur Erforschung der nord- und ostdeutschen vor- und frühgeschichtlichen Wallund Wehranlagen koordinierte und das im Arbeitsgebiet Werner Hülle für die Altmark und den Raum östlich der Elbe/Saale bzw. Paul Grimm für das übrige Gebiet westlich von Elbe und Saale betreuten. Paul Grimm legte 1958 das Ergebnis dazu vor, das heute noch für Sachsen-Anhalt die Ausgangsbasis der Burgenforschung darstellt. Dabei galt damals wie heute, dass die archäologische Untersuchung der meisten Beispiele dieser für die Siedlungsgeschichte so wichtigen Quellenkategorie noch aussteht.35

Bereits mit den ersten Bauern lassen sich im Frühneolithikum Sachsen-Anhalts solche Anlagen belegen,36 die auch im Mittelneolithikum eine Rolle spielen. 37 In den darauffolgenden Perioden verschwinden sie allerdings nach Grimms Kenntnisstand aus dem Siedlungsbild, bis sie in der jüngeren Bronzezeit und frühen Eisenzeit wieder nachweisbar sind.38 Für das Spätneolithikum ist seit 1958 nur ein Befund der Schönfelder Kultur in Magdeburg hinzugekommen.39 In der älteren Bronzezeit deutet sich allerdings in den letzten Jahren eine Gruppe von Höhensiedlungen an, die die Funktionen von Burgen erfüllt haben könnten.40

Auf die frühe Eisenzeit folgt für Grimm erneut eine aus seiner Sicht »befestigungslose « Zeit, die im Arbeitsgebiet wahrscheinlich bis in die Völkerwanderungszeit anhalten sollte.41 Neben der von ihm selbst behandelten späteisenzeitlichen Wallburg auf dem Questenberg bei Sangerhausen42 sind der Bartenberg bei Harzgerode43 und ein wahrscheinlich bis in die Latènezeit benutztes Grabenwerk bei Halle-Queis im Gespräch.44 Für die späte Eisenzeit und römische Kaiserzeit wurden eventuell infrage kommende Anlagen von Gerhard Mildenberger kartiert und besprochen.45 Ab der Völkerwanderungszeit ist die Burg als Siedlungstyp kontinuierlich mit wechselnden Erscheinungsformen anzutreffen. 46

Unter Paul Grimm wurde 1935–1979 die Kaiserpfalz Tilleda nahezu vollständig ausgegraben.47 Älteste frühmittelalterliche Funde stammen aus dem 7./8. Jahrhundert von der Spornspitze des Pfingstberges. Im 9./10. Jahrhundert schützte ein Wall den östlichen Teil des Areals. Im Innern dieser Anlage entstanden neben Gruben- und Pfostenhäusern zwei Bauten mit Fensterscheiben aus Marienglas und mit einer Heißluftheizung. In der Vorburg nimmt die Befundzahl für diese Zeit zu. Das kann als Ausdruck des Aufstiegs der Liudolfinger zum deutschen Königtum verstanden werden. Ende des 10./Anfang des 11. Jahrhunderts zerstörte ein Feuer Teile der Pfalz. Die neu errichtete Hauptburg weist eine steinerne Kirche, zwei große Pfostenhallen zur Unterbringung des Gefolges und an der Spornspitze zwei steinerne Bauten mit Wehr-, Repräsentations- und Wohnfunktion auf. Mindestens eines dieser Gebäude hatte einen Schmuckfußboden. Grubenhäuser des 11. Jahrhunderts mitten auf dem Hof der Hauptburg weisen auf einen Bedeutungsverlust der Pfalz mit der Errichtung der Burg Kyffhausen hin. Ein neuer Wall des 11. Jahrhunderts scheint in Zusammenhang mit dem Sachsenaufstand (1073–1088) zu stehen. Im 12. Jahrhundert wurden die Holzaufbauten des Walls und die Repräsentationsbauten in der Hauptburg niedergebrannt, wohl im Ergebnis der Niederlage Heinrichs V. gegen den sächsischen Adel in der Schlacht am Welfesholz 1115.48

content-pic_137-167_stock-2.jpg Abb. 2: Kaiserpfalz Tilleda. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Luftbild 2439–16.

Nach 1945 beschäftigte sich Friedrich Schlette mit den neolithischen Befestigungen. Unter seiner Leitung führte das Universitätsinstitut für Ur- und Frühgeschichte in Halle 1960–1966 archäologische Untersuchungen auf dem Steinkuhlenberg bei Derenburg im Nordharzvorland durch. Der Berg wurde schon begangen, als Träger der Bernburger Kultur hier eine befestigte Siedlung errichteten. Funde bis in die vorrömische Eisenzeit belegen seine wiederholte Nutzung.49 Ein Vergleich der Häufigkeiten der verschiedenen Keramikgefäßtypen legt eine annähernde Gleichzeitigkeit der Bernburger Siedlung mit der noch anzusprechenden auf der Schalkenburg bei Quenstedt nahe.50

Die Bösenburg auf dem Kirch- oder Burgberg, die in der Forschungsgeschichte mit dem Thüringerkönig Bisin (um 500) in Verbindung gebracht wurde, untersuchte 1960–1965 Berthold Schmidt. Er wies eine 12 ha große befestigte Höhensiedlung der Jungbronzezeit und eine 7 ha große Wallburg des 8.–10. Jahrhunderts nach. Die bronzezeitliche Anlage wurde in der frühen Eisenzeit durch eine Brandkatastrophe zerstört. Das zugehörige birituelle Gräberfeld liegt östlich davon auf dem Goldberg. Mit 120 untersuchten Steinpackungsgräbern und Kreisgräben sowie vielen weiteren zu erwartenden Gräbern ist es der größte Bestattungsplatz der Helmsdorfer Gruppe.51

Die frühmittelalterliche Anlage war durch zwei Abschnittswälle und einen Abschnittsgraben gesichert. Der zugehörige Friedhof liegt im Bereich des jetzigen Dorffriedhofs innerhalb der Burg. Die heutige Kirche aus dem 12./13. Jahrhundert muss eine Vorgängerin besitzen. Eine ständige Besiedlung der Burg konnte nur für das frühe 10. Jahrhundert nachgewiesen werden, ansonsten scheint es sich um eine Fluchtburg gehandelt zu haben, die jedoch zugleich religiöser Mittelpunkt und zentraler Bestattungsplatz war. Seit dem 12. Jahrhundert tagte dort das Landgericht, als die Burg schon aufgegeben war.52

Im Zeitraum 1967–1986 führte Erhard Schröter Ausgrabungen unter Leitung von Hermann Behrens auf der Schalkenburg bei Quenstedt im Mansfelder Land durch. Der hervorstechendste Befund ist ein fünfgliedriges Palisadenringsystem einer Anlage des Frühneolithikums, die als Kultstätte gedeutet wird.53 Daneben bestanden dort später die bereits erwähnte und befestigte mittelneolithische Siedlung der Bernburger Kultur und eine jungbronzezeitliche Siedlung, die durch einen Abschnittswall und zwei Abschnittsgräben befestigt war.54 In den siedlungsfreien Perioden nutzte man den Berg im Mittel- und Spätneolithikum sowie in der frühen Bronzezeit als Bestattungsplatz. 55

r Unklarheit über Bildungsbedingungenetwa 50 ha größte mittelneolithische Befestigungssystem in Mittel- und Nordeuropa wurde 1962–1984 in der Dölauer Heide bei Halle untersucht. Von den Bewohnern sind einige Gräber nachgewiesen. 56 In einem kleinen Teilbereich dieser Fortifikation errichteten Träger der Bernburger Kultur später eine befestigte Siedlung.57 Daneben wurden auch Siedlungsbefunde der jüngeren Bronzezeit und frühen Eisenzeit entdeckt.58 Im Spätneolithikum und in der Bronzezeit nutzte man das Gelände auch als Bestattungsplatz. 59

Dieter Kaufmann erforschte 1974–1989 das frühneolithische Erdwerk bei Eilsleben und gelangte u. a. zu folgenden Ergebnissen: Diese Befestigung umfasste zunächst 3 ha und wurde in einer zweiten Bauphase auf 4 ha ausgedehnt. Möglicherweise ging beiden Bauphasen noch eine ältere voraus.60 Die Erweiterung der zweiten Bauphase weg von der Allerniederung könnte mit einer klimageschichtlich bedingten Feuchtphase in Zusammenhang stehen. Die aufwendige Anlage spricht dafür, dass ihre Bewohner kein Wanderbauerntum, sondern eine Wanderfeldwirtschaft bei relativer Sesshaftigkeit betrieben. 61 Zahlreiche Befunde künden von den religiösen Vorstellungen der Bevölkerung, die auch Menschenopfer einschlossen. Auf die Befestigungszeit folgten Siedlungen weiterer Kulturgruppen, so auch der Bernburger Kultur.62

4. Der Mitteldeutsche Heimatatlas

1935–1942 erschien von Seiten der Landeskunde in mehreren Lieferungen ein historisch-geographisches Kartenwerk, das damals für die archäologische Forschung in Mitteldeutschland von grundlegender Bedeutung war und auch noch heute in seiner zweiten Auflage zu einzelnen Fragestellungen herangezogen wird: der Mitteldeutsche Heimatatlas von Otto Schlüter (die zweite Auflage zusammen mit Oscar August).

Im Mitteldeutschen Heimatlas werden die räumlichen Aussagen verschiedener Forschungsdisziplinen zur Siedlungsgeschichte nebeneinander gestellt und ermöglichen das Erkennen von übergreifenden Zusammenhängen. Der Beitrag der Archäologie besteht in Fundortkarten vom Neolithikum bis in die slawische Siedlungszeit, wobei Walter Schulz in beiden Auflagen die Abschnitte bis in die Völkerwanderungszeit erarbeitete, während die slawische Zeit in der ersten Auflage archäologisch von Werner Hülle und in der zweiten Auflage von Paul Grimm bearbeitet wurde.

Im Weiteren werden herausragende archäologische Forschungsaktivitäten in Sachsen-Anhalt zu den einzelnen, besonders von der Archäologie betreuten Problemfeldern im Mitteldeutschen Heimatatlas und der Kenntniszuwachs gegenüber seiner zweiten Auflage angesprochen.

4.1. Naturräumliche Bedingungen

Auf historische Umweltbedingungen wird im Mitteldeutschen Heimatatlas entsprechend dem damaligen Forschungsstand mit einer Karte frühgeschichtlicher Wohnflächen und mit Beispielen für Veränderungen der Flussläufe in historischer Zeit eingegangen.63 In den 1990er Jahren konnte diese Thematik temporär durch die Schaffung des Lehrstuhls für Geoarchäologie und prähistorische Ökologie an der Universität Halle vertieft werden.

Für das noch anzusprechende Handbuch des Prähistorischen Instituts der Universität Halle zum Neolithikum Mitteleuropas wurden Karten mit der Verbreitung der einzelnen dort nachgewiesenen archäologischen Kulturen angefertigt. 64 Beim Vergleich mit geobotanischen Karten desselben Maßstabs für Mitteleuropa fällt die präzise Übereinstimmung des Vorkommens der Linienbandkeramik mit dem der heutigen Steppenheidevegetation auf (Abb. 3). Über die Schlussfolgerungen wird noch diskutiert.65

content-pic_137-167_stock-3.jpg Abb. 3: Räumliche Verteilung linienbandkeramischer Fundstellen und der heutigen Steppenheidevegetation in Mitteleuropa.66

Stratigraphische Befunde an Mudden, Torfen, Binnenwasserkalken und begrabenen Böden sowie in Höhlen des mitteleuropäischen Binnenlandes zeigen einen mehrfachen Wechsel von Trocken- und Feuchtperioden im Holozän Mitteleuropas an, der sich korrelieren lässt mit der wechselnden Dichte und Intensität menschlicher Besiedlung Mitteleuropas, der wechselnden Höhe von Besiedlungsgrenzen in den mitteleuropäischen Gebirgen und dem Wechsel von Meerestransgression sowie -regression in den Küstengebieten. Die Intervalle haben dabei eine Länge von etwa 450 bis 900 Jahren.67

Aus Lößablagerungen und der Ausrichtung von Dünen in Dünenfeldern der letzten Kaltzeit des Pleistozäns ergeben sich Folgerungen für die vorherrschenden Windrichtungen und damit die Luftdruckverhältnisse. Danach waren die Sommer in Mittel- und Westeuropa relativ warm und trocken.68

Knochenreste des Graulemmings (Lagurus lagurus) in diesen hochglazialen Lößablagerungen erlauben die klimatischen Bedingungen des heutigen Verbreitungsgebietes auf die damaligen Verhältnisse in Mitteleuropa zu übertragen und zu präzisieren: hohe Temperaturen und eine mindestens einmonatige Dürreperiode im Sommer, niedrige Temperaturen und starke Niederschläge im Winter.69

Angesichts widersprüchlicher Ergebnisse der Pollenanalyse, der Untersuchung von Molluskenfaunen und bodenkundlicher Forschungen sowie der Unklarheit über Bildungsbedingungen der Waldsteppen-Schwarzerden kann derzeit nicht von der Schwarzerdeverbreitung im zirkumherzynen Trockengebiet auf dessen Charakter als Wald- oder Offenlandschaft zu Beginn des Neolithikums geschlossen werden.70

4.2. Paläolithikum/Mesolithikum (400000–5500 v. u. Z.)

In dem Erläuterungsheft zur zweiten Auflage des Mitteldeutschen Heimatatlasses werden Fundstellenkarten für die frühesten und längsten Perioden der Menschheitsgeschichte, das Paläolithikum und Mesolithikum, gebracht, ohne die einzelnen Fundpunkte in den Abbildungen zu benennen – was generell einige Male in diesem Atlas vorkommt.71 Dietrich Mania gibt eine aktuelle Aufzählung der für das Paläolithikum wichtigen Fundstellen,72 die im Wesentlichen von Thomas Weber kartiert wurden.73 Er erwähnt zusätzlich eine Gruppe von Fundstellen (Schotterfunde in Ablagerungen eiszeitlicher Flüsse), die aufgrund der anzunehmenden sekundären Lagerung bzw. der archäologisch völlig unzureichenden Bergungsmöglichkeiten beim industriellen Kiesabbau unter Wasser eine zeitliche Einordnung nur anhand der Datierung der geologischen Formation oder über die technologischen Eigenschaften der Steinartefakte ermöglichen.74 Für einen Teil des Jungpaläolithikums liegt von Mario Küssner eine Kartierung aller Fundstellen nicht nur für Sachsen-Anhalt, sondern ganz Mitteldeutschland vor.75

Das Verhältnis der Fundstellenzahl zur Dauer des Eiszeitalters ist mit Abstand das ungünstigste für alle von der Archäologie untersuchten Phasen. Umso erstaunlicher ist das Wissen, das wir bereits über das Leben des eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Menschen zur Verfügung haben, zur Klimageschichte und den Bodenbildungsprozessen, zu seiner konstitutionellen Entwicklung, Umwelt und Lebensweise sowie zur Technologie der Steinartefakte. Dazu tragen u. a. die beiden folgenden bedeutenden Ausgrabungen bei:

Seit 1969 läuft unter jahrzehntelanger Betreuung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle die Forschungsgrabung im thüringischen Bilzingsleben. Dort konserviert eine Travertinplatte den Rastplatz von Urmenschen aus einer Warmphase des Eiszeitalters vor mehr als 350 000 Jahren an einem See, der von einer Quelle gespeist wurde, deren Kalkausscheidungen die angesprochene Travertinschicht erzeugten. Diese besondere Situation erlaubt es, in ungewöhnlich detaillierter Weise die Umwelt, Sachkultur und ihre Herstellung, Lebens- und Ernährungsgewohnheiten der dort saisonal lagernden Menschengruppen zu rekonstruieren. Von ihnen selbst sind einige Knochenfragmente überkommen.76

Die Sedimente der 1985 entdeckten interglazialen Seebecken im Tagebau Neumark-Nord ermöglichen den Nachweis warm- und kaltzeitlicher Ablagerungen. In einigen von ihnen fanden sich Steinartefakte des mittelpaläolithischen Menschen und Skelettfragmente seiner Jagdfauna. Pollenanalysen, pflanzliche Makroreste sowie die Relikte der Tierwelt gestatten die Rekonstruktion seiner Umwelt.77 Diese eiszeitliche Flora und Fauna wurde in der Sonderausstellung »Elefantenreich. Eine Fossilwelt in Europa« vom 26.3.–3.10.2010 im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle präsentiert (Abb. 4).

content-pic_137-167_stock-4.jpg Abb. 4: Skelett eines Eurasischen Altelefanten von Neumark-Nord 1 im Atrium des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle. Aus: Harald Meller (Hg.), Elefantenreich. Eine Fossilwelt in Europa, Halle 2010.

4.3. Neolithikum (5500–2200 v. u. Z.)

Im Zeitraum von 1950–1955 führten das Landesmuseum für Vorgeschichte und das Prähistorische Institut, die seinerzeit noch in Personalunion geleitet wurden, eine Forschungsgrabung bei Wahlitz durch. Es wurden u. a. 5 000 m2 einer frühneolithischen Siedlung der Rössener Kultur mit Lehmtennen und Pfostenspuren von Häusern, Herdstellen, Backöfen, Vorratsgruben mit verkohltem Getreide und Feuersteinschlagplätzen freigelegt. Rinderzähne deuten auf Viehhaltung.78

Von der spätneolithischen Schönfelder Kultur liegen 44 Brandgräber vor. Die zugehörige Siedlung konnte nachgewiesen werden. Drei hufeisenförmige Gräbchenanlagen werden als Hausbefunde diskutiert.79

Die großen Forschungsgrabungen zu befestigten neolithischen Siedlungen sind bereits bei den ur- und frühgeschichtlichen Befestigungen in diesem Beitrag angesprochen worden. Das für die prähistorische Archäologie zuständige Institut der Universität Halle hat den Forschungsstand der 1990er Jahre zum Neolithikum Mitteleuropas in einer umfassenden Publikation zur Chronologie, Umwelt, Wirtschaft, Religion, Anthropologie, Sprache, zum Siedlungswesen, zu den Bestattungssitten und einzelnen Kulturen mit Verbreitungskarten aufgearbeitet.80

4.4. Bronzezeit (2200–720 v. u. Z.)

Die bereits angesprochene Forschungsgrabung bei Wahlitz belegt einen kontinuierlichen Übergang von der Jungsteinzeit zur Bronzezeit in diesem Raum durch die neun Bestattungen der Einzelgrabkultur sowie die bereits erwähnten 44 Brandgräber der Schönfelder Kultur aus dem Spätneolithikum einerseits und die mehr als 80 frühbronzezeitlichen Gräber der Aunjetitzer Kultur andererseits. Eine Reihe von Gräberstratigraphien erlaubt eine Feinchronologie des Fundmaterials.81

Siedlungen und Gräber der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur nördlich der Mittelgebirge konzentrieren sich um den Harz, in Sachsen, in der Niederlausitz und in Mittelschlesien. Ihre Hortfunde zeigen jedoch eine weit darüber hinausgehende Verbreitung und damit interkulturelle Kontakte, hauptsächlich nach Norden in die zur Ostsee offenen Landschaften gerichtet. 82

Die aus dem Fundkomplex um die Himmelsscheibe von Nebra erschließbaren weitreichenden Beziehungen der frühbronzezeitlichen Bevölkerung auf dem Gebiet des heutigen Sachsen-Anhalt wurden in einer Sonderausstellung vom 15.10.2004 bis 24.4.2005 in Halle visualisiert.83

Der Mitteldeutsche Heimatatlas verzichtet auf eine Kartierung für die mittlere Bronzezeit. Die mittlere und jüngere Bronzezeit in Ostdeutschland und die westlich anschließenden Gebiete bis zur Elbmündung wurden im Rahmen eines BMBF-Forschungsprojektes unter Leitung von Prof. Klaus-Dieter Jäger durch Andreas Neubert kartiert und ausgewertet. Die relative Befundarmut in weiten Teilen des Arbeitsgebietes während der mittleren Bronzezeit (900 Fundplätze) im Vergleich zur jüngeren Urnenfelderbronzezeit (2 200 Fundplätze) kann man mit Klimaveränderungen in Beziehung setzen. Intensive Landnutzung mit einhergehender Entwaldung und Offenlanderweiterung sind als Ursache dafür eher unwahrscheinlich. Nachgewiesen wurden jedoch für das prähistorische Mitteleuropa wiederholte Schwankungen im Niederschlagsangebot für den Landschaftswasserhaushalt.84

4.5. Eisenzeit (720–15 v. u. Z.)

Die Hausurnenkultur als erste eisenzeitliche Erscheinung im Gebiet von der Magdeburger Börde bis zur unteren Mulde wird im Mitteldeutschen Heimatatlas nicht gesondert ausgewiesen. Eine moderne Zusammenstellung der 135 bekannten Hausurnen führt zu dem Ergebnis, dass es neben dem genannten Verbreitungsgebiet noch eine lockere Streuung um die Ostsee gibt. Diese Verteilung ist ein Hinweis auf Kontakte, wahrscheinlich über den Salzhandel vom Raum an der unteren Saale ausgehend. Ein ganz ähnlicher Urnentyp, die Hüttenurne, tritt am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit auch an der Westküste Mittelitaliens auf. Möglicherweise stammt die Anregung für die Hausurnen von dort.85

Jochen Brandt bearbeitete den Fundstoff zur Eisenzeit im Gebiet der Jastorfkultur (einschließlich Sachsen-Anhalt). Der Forschungsstand dazu beruht fast ausschließlich auf Gräbern.86 Sachsen-Anhalt zerfiel nach den archäologischen Quellen damals in drei Regionen,87 die von unterschiedlichen Nachbarkulturen beeinflusst wurden.88 Auf der Grundlage der Kartierung aussagekräftiger Fundkategorien sucht Brandt unter Anwendung von Modellen zur Sozialstruktur Ursachen für die aus den Gräbern ablesbare soziale Differenzierung sowie Zusammenhänge zwischen dieser und der Beeinflussung des Formenschatzes der Jastorf-Sachkultur durch die Latènekultur im Süden (Latènisierung) in der jüngeren Eisenzeit.89

Der Mitteldeutsche Heimatatlas zeigt die Bestattungssitten, keltische Münzen und Höhensiedlungen sowie germanische Bevölkerungsbewegungen und Siedlungsgebiete der »Germanen« bzw. »Kelten«.90

Die Latènisierung ist nicht auf geregelte Handelsbeziehungen zwischen beiden Kulturräumen zurückzuführen, da ein Großteil der entsprechend beeinflussten Formen im Gebiet der Jastorfkultur entstand.91 Das heißt nicht, dass es keine Handelsbeziehungen gab, z. B. wird die reichhaltige lokale Gruppe der Halleschen Kultur in Sachsen-Anhalt mit dem Salzhandel in Verbindung gebracht. 92

Aus den Formveränderungen im Zuge der Latènisierung lässt sich erst mit dem Aufkommen von Statussymbolen in der Spätlatènezeit eine gesellschaftliche Wandlung ableiten. Materielle bzw. technologische Innovationen sind nicht als Ursachen dafür erkennbar. Aber es ist bekannt, dass das Klima ab etwa 150 v. u. Z. wärmer und trockener wurde. Das könnte die zu Beginn der jüngeren vorrömischen Eisenzeit feststellbare Verlagerung der Siedlungen auf schwere Böden und in die Niederungen motiviert haben.93

In diesem Zusammenhang sind im archäologischen Material auch Bevölkerungsverschiebungen zu beobachten, so die Ausbreitung der Przeworskkultur von der mittleren Oder über Sachsen-Anhalt bis zum Rhein,94 was mit den in den antiken Schriftquellen des 1. Jahrhunderts v. u. Z. erwähnten Sueben unter Ariovist in Verbindung gebracht wird.95 Der für die Siedlungsverlagerungen und die Wanderungen notwendige organisatorische Aufwand stärkte möglicherweise Führungspositionen und führte zu einem Prestigedenken.96

Während sich Jochen Brandt insbesondere mit dem Einfluss der Latènekultur auf die Jastorfkultur auseinandersetzt, zeigt der Fall der Siedlung Remda zwischen Ilm und oberer Saale die gegenseitige räumliche Durchdringung beider Kulturkreise.97

4.6. Römische Kaiserzeit (15 v. u. Z.–375 u. Z.)

Das vollständig untersuchte Gräberfeld, das u. a. bei der mehrmals angesprochenen Forschungsgrabung von Wahlitz zu Tage trat, bestand aus 368 Brandgräbern und dem Grab einer Körperbestattung aus der Zeit von etwa 350 v. u. Z. bis 250 u. Z. in einer teilweisen horizontalen Stratigraphie. Die Verteilung der Toten auf die einzelnen Zeitabschnitte weist auf die anfängliche Existenz eines Hofes, zu dem in der späten Eisenzeit zwei bis drei Höfe hinzukamen, die dann im 3. Jahrhundert alle aufgelassen wurden. Die Zahl der Bewohner wird zuletzt 20–25 betragen haben.98

Mit der Auswertung des früheisen- bis spätkaiserzeitlichen Gräberfeldes umriss Erika Schmidt-Thielbeer gleichzeitig den damaligen Kenntnisstand zur frühen römischen Kaiserzeit im nördlichen Mitteldeutschland. Die Verbreitungskarte zeigt die dichte Besiedlung gerade auf minderwertigen Böden. Die Hauptwirtschaftsform wird damit wahrscheinlich die Viehzucht gewesen sein. Die drei erkennbaren Besiedlungsschwerpunkte können mit Stämmen in Verbindung gebracht werden, die in den antiken Quellen auftauchen: im Havelland die Semnonen, südlich des Fläming an der Elbe die Hermunduren und in der Altmark die Langobarden. Die Annahme getrenntgeschlechtlicher Friedhöfe konnte nach dem archäologischen Befund nicht bestätigt werden.99 Diese Einschätzung wurde dann für Mitteldeutschland erweitert.100

Im Mitteldeutschen Heimatatlas wird in der Hauptverbreitungskarte101 nicht zwischen früher und später römischer Kaiserzeit sowie zwischen Siedlungen, Brand- und Körpergräbern unterschieden. Einen ersten Eindruck der Besiedlung Sachsen-Anhalts während der römischen Kaiserzeit aus heutiger Sicht vermittelt die Karte römischer Importfunde,102 wobei auch hier nicht differenziert wird. Die Zahl der Funde ist gegenüber dem Stand im Mitteldeutschen Heimatatlas103 nach Eggers104 enorm angestiegen, wenn man sich die Funde nach Sachgruppen geordnet ansieht.105

Eine moderne Bearbeitung für die Phase der Brandbestattung während der römischen Kaiserzeit im Süden des Arbeitsgebietes weist Gräber und Siedlungen getrennt aus. Für diese Zeit zeigen die Gräber eine Platzkontinuität. In der frühen römischen Kaiserzeit ist das Fundmaterial im Westen des Untersuchungsraumes rhein-weser-germanisch und im Osten elbgermanisch geprägt. In der späten römischen Kaiserzeit nivellieren sich solche Unterschiede. An den Grabinventaren ist eine Oberschicht ablesbar. In der frühen Phase stellt römischer Import ein Statussymbol dar, um dann in der Spätphase zur Massenware zu werden.106

Nach aufwendigen Restaurierungsarbeiten konnte das 1990 geborgene außergewöhnlich reich ausgestattete Grab eines germanischen Fürsten von Gommern bei Burg aus dem späten 3. / frühen 4. Jahrhundert in einer Sonderausstellung vom 18.10.2000 bis zum 28.2.2001 in Halle der Öffentlichkeit vorgestellt werden.107 Eine Kartierung der Grabinventare der jüngeren römischen Kaiserzeit macht eine unterschiedliche Verbreitungsdichte deutlich, die Unterschieden im Forschungsstand in den einzelnen Regionen geschuldet sein kann. Auf den untersuchten Friedhöfen sind Männer, Frauen und Kinder in Gruppen beigesetzt, hinter denen Familienverbände vermutet werden.108

content-pic_137-167_stock-5.jpg Abb. 5: Teil des Grabinventars aus dem Fürstengrab von Gommern.109

Für eine Verbreitungskarte der bekannten Siedlungen dieser Phase muss man auf ältere Veröffentlichungen zurückgreifen.110

In der Altmark ist die Arbeit von Rosemarie Leineweber zur spätrömischen Zeit maßgebend. Dort sind alle Fundstellen kartiert.111 Ihre Zahl ist gegenüber der im Mitteldeutschen Heimatatlas112 auf 383 angestiegen.113

Wanderungsbewegungen im Zusammenhang mit den Markomannenkriegen führten im letzten Drittel des 2. Jahrhunderts u. Z. zur Aufsiedelung der in der frühen römischen Kaiserzeit entvölkerten Altmark.114 Die sich seit dem Neolithikum abzeichnende Unterteilung in eine Ost- und Westregion ist auch in der römischen Kaiserzeit feststellbar. Diese Gliederung war bedingt durch sumpfige Flussauen und wirkt sich noch auf die spätere Grenzziehung zwischen den Bistümern Verden und Halberstadt115 und damit bis auf die historische Entwicklung in der Neuzeit aus.

Die Analyse der Gebrauchsgüter, Bestattungssitte, Tracht und Verteilung römischen Imports zeigt im Westen im Wesentlichen aus dem Niederelberaum zugewanderte »langobardisch« geprägte Siedlergruppen, während sich im Osten vor allem ostgermanische Bevölkerungsteile aus allen Nachbargebieten vermischten. 116 Auf den Gräberfeldern deutet der zahlenmäßige Rückgang von Bestattungen des 4. Jahrhunderts auf erneute Abwanderungen hin, was vielleicht in Beziehung mit dem historisch überlieferten Erscheinen von Langobarden in Niederösterreich bzw. Pannonien im 5. bzw. 6. Jahrhundert gesetzt werden kann.117

4.7. Völkerwanderungszeit (375 bis 450)

Aus dem Mitteldeutschen Heimatatlas lässt sich eine Fundstellenverteilung nicht herauslesen, da dieser Zeitabschnitt auf zwei Karten mit größeren Zeiträumen aufgeteilt ist.118 Ein Katalog stellt die heute bekannten Körpergräber dieser Periode zusammen mit denen der vorhergehenden vor, leider ohne eine Karte.119 Eine solche findet man bei Berthold Schmidt.120 Auch hier bildet diese Befundkategorie mit ca. 390 Bestattungen die wesentliche Grundlage des Kenntnisstandes. Die Belegung der Gräberfelder und das aus dem einheimischen Formenrepertoire heraus entwickelte Sachgut sprechen für eine Bevölkerungskontinuität in Mitteldeutschland von der jüngeren römischen Kaiserzeit bis in die Reihengräberzeit im 5. Jahrhundert. Allerdings weisen die fundleeren Gebiete südlich des Harzes und im Thüringer Becken auf Abwanderungen hin.121

4.8. Frühes Mittelalter (450 bis 1024)

Zum 5./6. Jahrhundert liegt eine Neubearbeitung der Chronologie vor, die sich auf 128 von Berthold Schmidt122 erfasste Frauengräber stützt. Die Männergräber wurden ausgeklammert, da sie nicht so beigabenreich sind.123 Bei dem Gräberfeld Weimar (Nordfriedhof) sind andeutungsweise zwei räumliche Bereiche erkennbar, die sich im Vorkommen bestimmter Beigaben ausschließen. Andere kurzlebige Fundtypen treten in beiden Arealen auf, was Christina M. Hansen veranlasst, hier nicht so sehr eine zeitliche Ordnung der Belegung zu sehen, sondern zwei Familien. Möglicherweise kann dies u. U. bestehende verwandtschaftliche Prinzip für die damalige Gräberfeldbelegung verallgemeinert werden (Sippenfriedhöfe),124 wie es schon für die jüngere römische Kaiserzeit vermutet wurde.

Archäologische Quellen belegen, dass sich im Thüringer Becken während der Merowingerzeit ein Wandel im Siedlungsmuster vollzieht. Während die Fundplatzverteilung der älteren Phase (450–600) an die der späten römischen Kaiserzeit anknüpft, entwickelt sich in der jüngeren Merowingerzeit (600 – um 700) eine Besiedlungsstruktur, die zu den heutigen Ortslagen deutlichere Beziehungen aufweist.125

Das 7. Jahrhundert stellt Berthold Schmidt126 in einer Karte dar. Einen Teil dieser Fundstellen kann man in seiner Verbreitungskarte 3 identifizieren. 127 Der Mitteldeutsche Heimatatlas hat nichts in dieser Art zu bieten. Für diese Zeit ist ein fränkischer Herzog überliefert, der das Land verwaltete. Das archäologische Sachgut hat nichts spezifisch Thüringisches mehr und es tritt eine Vielzahl fränkischen Imports auf. Auch sind fränkische Burgen, Straßenstationen und Gräber nachgewiesen.128

Als überprüfungsbedürftig muss man den Forschungsstand von Hansjürgen Brachmann zu den Slawen einschätzen. Immerhin erfasst die bei ihm zugrunde gelegte Fundstellenkartierung nicht nur die Burgwälle wie im Mitteldeutschen Heimatatlas,129 sondern auch Siedlungen, Gräber und Einzelfunde. Die Westausbreitung der Slawen über die Elbe-Saale-Linie wird deutlich, wobei ihre Burgen meistens diese Trennlinie respektieren – mit Ausnahme des Gebietes an der Ohre.130

Im 6./7. Jahrhundert wanderte eine Siedlergruppe aus Böhmen und Mähren entlang der Elbe bis zur mittleren Havel.131 Diese Gruppe geht in einer slawischen Bevölkerung auf, die von Norden/Nordosten bis an die Elbe vorstieß. 132 Das Mittelelbe-Saale-Gebiet südlich davon wird wenig später von Sorben eingenommen, die gleichfalls aus Böhmen und Mähren stammen.133

Noch älter ist der Bearbeitungsstand der Reihengräberfelder des 8.– 11. Jahrhunderts, zu denen der Mitteldeutsche Heimatatlas ebenfalls keine entsprechende Karte enthält. Die langen Laufzeiten und die geringe Variabilität der einzelnen Fundtypen erschweren eine Feindatierung. Die Verbreitungskarte zeigt die slawischen Gräberfelder mit Ausnahme des Köthener Landes vorwiegend an den großen Flüssen, während westlich der Elbe-Saale-Linie eine dichtere Besiedlung durch die Friedhöfe der germanischen Bevölkerung erkennbar ist.134

Westlich der Elbe-Saale-Linie hält die germanische Reihengräberzivilisation mit ihrem charakteristischen Fundgut noch bis ins 8., nördlich des Harzes bis ins 9. Jahrhundert an, ehe bei ihr die Beigabensitte abklingt. Östlich dieser Linie siedelten ab dem 7. Jahrhundert Sorben, die zunächst ihre Toten verbrennen und dann unter westlichem Einfluss zur Körperbestattung übergehen. Bei den Slawen herrschte die Beigabensitte bis in das 12. Jahrhundert. Zahlreiche Fundstücke slawischer Prägung in Körpergräbern machen ein Einsickern slawischer Bevölkerungsgruppen in das westliche Gebiet seit dem 8. Jahrhundert wahrscheinlich.135 Das bekräftigt auch die Verbreitung slawischer bzw. slawisch-deutscher Ortsnamen westlich der Elbe und Saale.136

4.9. Luftbildarchäologie und die Erfassung archäologischer Denkmale

Eine Fundstellenverteilung, die im Mitteldeutschen Heimatatlas nicht berücksichtigt werden konnte, ist die seit 1991 vom (im selben Jahr gebildeten) Landesamt für Archäologie Sachsen-Anhalt kontinuierlich angewandte Luftbildprospektion, die den Archäologen deutlich macht, dass sie es nicht nur mit einzelnen Fundstellen zu tun haben, sondern dass der Erhaltungszustand des Bodenarchivs das Erkennen ganzer prähistorischer Siedlungslandschaften erlaubt. Bis 2001 sind durch die Luftbildarchäologie 5 067 Fundstellen dokumentiert worden, von denen ein beträchtlicher Teil bis dahin nicht bekannt war.137 Den aktuellen Stand schildert Ralf Schwarz.138 Diese neue Qualität des archäologischen Denkmalbestandes führt zu einer Vielzahl neuer Hypothesen, bei denen Luftbildbefunde aufgrund morphologischer Merkmale funktionell und zeitlich eingeordnet werden.139

Diese Neuentdeckungen waren extrem wichtig für die Erfassung archäologischer Denkmale in Listen, die zu führen das Landesamt seit 1991 durch das Denkmalschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt verpflichtet ist. Diese Listen helfen bei Entscheidungen zu Investitionsvorhaben und bei der Raumplanung.

5. Aktuelle Forschungstendenzen

Die kontinuierliche bodendenkmalpflegerische Tätigkeit und die laufenden Forschungsvorhaben mit ihren Ergebnissen ermöglichen und erfordern sowohl die weitere Aktualisierung archäologischer (Fundort-)Karten als auch die kartographische Darstellung neuer räumlicher Zusammenhänge in der Ur- und Frühgeschichtsforschung. Das mögen folgende Beispiele zeigen:

5.1. Grabenwerke und Megalithgräber bei Haldensleben und Hundisburg

Im Rahmen des Forschungsprojektes ist die gezielte Begehung und neue Vermessung sowohl der Verdachtsflächen als auch der bekannten Großsteingräber im Haldenslebener Forst geplant, wo noch so manches Megalithgrab zu vermuten ist. Bei Hundisburg, 1 km südöstlich des Haldenslebener Forstes, liegen das Grabenwerk vom Olbetal südlich und eine Megalithgrabgruppe nördlich des Bebertals. Zusammen mit einer großflächigen Siedlung und einem Gräberfeld bilden sie ein besonderes Denkmalensemble, das geophysikalisch und mittels Luftbildprospektion erkundet sowie durch gezielte Sondagen untersucht werden soll.

Eine Kombination aus paläoökologischen Daten, pollenanalytischen und sedimentologischen Analysen, Prospektionen, Grabuntersuchungen und Siedlungs- bzw. Erdwerkssondagen soll das Verhältnis zwischen neolithischer Monumentalarchitektur (Abb. 6), Siedlungsstrukturen und Umweltveränderungen klären. Dabei wird den Fragen nachgegangen: Wie kann die hohe Zahl von 130 Megalithgräbern der Trichterbecherkultur in diesem Gebiet erklärt werden (Erhaltungsbedingung, chronologische Differenzierung, vielleicht Bevölkerungsdichte etc.)? Wie und wann entsteht die Megalithgrabsitte in der Region?

content-pic_137-167_stock-6.jpg Abb. 6: Das Großsteingrab Lüdelsen 6.140

Steht diese chronologisch in Zusammenhang mit der Anlage von Grabenwerken? Wie ist das Verhältnis zwischen Megalithgräbern, Siedlungen und Grabenwerken zu beschreiben und zu erklären? Lassen sich bestimmte Raumordnungsfaktoren nachvollziehen? Welchen Einfluss auf die natürliche Umwelt können wir warum im Arbeitsgebiet feststellen (human impact, Bevölkerungsdichte)? Welchen Einfluss hat die geographische Lage im landschaftlichen Grenzbereich auf die kulturellen Beziehungen in der Kontaktzone zwischen nördlicher und südlicher Trichterbecherkultur? Welche Bedeutung hat die Ost-West-Achse (Braunschweiger Land – Elbe)? Welche Aussagen zur Gesellschaftsstruktur sind möglich (wertebesetzte Artefakte, Arbeitsteilung, Verwandtschaftsanalysen)? Welche Bedeutung hat die Monumentalität in diesem Kontext?141

5.2. Frühbronzezeit Mitteldeutschlands

Angeregt durch den spektakulären Fund der Himmelsscheibe von Nebra wird die Frühbronzezeit Mitteldeutschlands im Rahmen eines DFG-Projekts durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Kooperation mit Instituten der Universitäten Poznań, Halle, Jena, Tübingen, Mainz, München und Bochum neu bearbeitet.142 Neben gezielten Feldforschungen und Aufarbeitungen von Fundkomplexen sollen die Vorkommen von Kupfer, Zinn und Gold in Mitteleuropa erfasst und mit naturwissenschaftlichen Methoden charakteristische Kombinationen von Spurenelementen extrahiert werden. Auf kartografischer Grundlage wird so die Herkunft dieser Rohmaterialien für die einzelnen archäologischen Funde und die Handelswege dieser Rohstoffe verdeutlicht.

Für die Erforschung der kulturhistorischen Bedeutung der Himmelsscheibe ist es erforderlich, ihren kultischen Hintergrund auszuleuchten. In diesem Zusammenhang untersucht das Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas der Universität Halle die Kreisgräben in Sachsen-Anhalt und stellt sie vergleichbaren Anlagen im übrigen Mitteleuropa gegenüber. Die Kartierung vermittelt eine Vorstellung ihrer Verbreitung und hilft, das »Henge«phänomen zu klären.143

Erst die Untersuchung der wirtschaftlichen Grundlagen, deren Charakteristikum für das südliche Sachsen-Anhalt die Salzproduktion darstellt, ermöglicht das umfassende Verständnis der religiösen Vorstellungen in der frühen Bronzezeit dieses Gebietes. Auf der Grundlage von Erz- und Salzvorkommen bildete sich eine sozial bereits stark differenzierte Gesellschaft mit weitreichenden Handelsbeziehungen heraus. Die Kartierung der einzelnen damit verbundenen Aspekte wie Bestattungen, Import- und Hortfunde sowie Produktionsüberreste wird Zusammenhänge zwischen ihnen verdeutlichen.

Da der Fundort der Himmelsscheibe auf dem Mittelberg bei Nebra liegt, stellt sich die Frage nach der Funktion der bereits in Zusammenhang mit den Burgen angesprochenen frühbronzezeitlichen Höhensiedlungen in Mitteldeutschland.

Der Fund der Himmelsscheibe von Nebra wird aber nicht nur für die wissenschaftliche Grundlagenforschung genutzt, sondern verkörpert eingebunden in ein touristisches Vermarktungskonzept, den »Himmelswegen«, einen Wirtschaftsfaktor in der Region.

5.3. Stadtarchäologie

Aus stadtgeschichtlichen Quellen sollen im Rahmen einer akademischen Qualifizierungsarbeit an der Universität Bamberg Strukturbereiche in der Entwicklung heutiger Städte im 9.–13. Jahrhundert bestimmt und ihre konkreten Ausprägungen im westlichen Mitteldeutschland untersucht werden. Diese Gliederungen in Strukturbereiche sollen zu Stadtentwicklungstypen zusammengefasst und deren historische Relevanz durch andere mit ihnen in Beziehung stehende natürliche und historische Sachverhalte in den Städten verifiziert werden. Die überregionale Bedeutung dieser Stadtentwicklungstypen wird durch Vergleichsbeispiele in anderen Regionen Mitteleuropas unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands verdeutlicht. Dies alles soll die Rolle der herausgearbeiteten Stadtentwicklungstypen bei den weiteren historischen Abläufen bis heute klären, den Wirkungsgrad der erkannten Zusammenhänge für die städtische Dynamik bestimmen und künftige Entwicklungsmöglichkeiten erkennbar machen.

5.4. Großgrabungen an Verkehrswegen und im Vorfeld der Rohstoffindustrie

Bei Großprojekten besteht für die archäologische Denkmalpflege immer erheblicher Handlungsbedarf. Solche umfangreichen Bodeneingriffe bieten aber auch jeweils die Chance, vielfältige Einblicke in die kulturgeschichtlichen Abläufe zu gewinnen. Einerseits werden die konkrete Landnutzung durch den prähistorischen Menschen und die dadurch verursachten Landschaftsveränderungen deutlich, andererseits die Erhaltungsbedingen solcher Befunde. Diese Informationen ermöglichen erst bei der Größe der aufgedeckten Flächen eine einigermaßen realistische Einschätzung des archäologischen Potentials der betreffenden Region. Die Ausdehnung der Flächen erlaubt bei entsprechendem Zuschnitt auch größere Siedlungs- und Landnutzungsstrukturen im Ganzen zu erfassen.144

Die möglichst im Vorfeld der geplanten Investitionsmaßnahmen stattfindenden Untersuchungen setzen an Stellen an, die durch bisherige archäologische Aktivitäten sowie Oberflächen-, geophysikalische und Luftbildprospektionen als vielversprechende Flächen ermittelt wurden. Die dort geborgenen Befunde werden naturwissenschaftlichen Analysen unterzogen, um die angesprochenen einmaligen Aussagemöglichkeiten in ihrer vollen Tragweite auszuwerten. Dazu zählen bodenkundliche, anthropologische, paläozoologische und paläobotanische Fragestellungen.145

content-pic_137-167_stock-7.jpg Abb. 7: Ausgrabung an der A 38 bei Alberstedt, Landkreis Merseburg- Querfurt.146
  1. 1Johan Callmer, »Coming of Age? The Establishment of Pre- and Protohistoric Archaeology as an Academic Discipline«, in Johan Callmer u. a. (Hg.),Die Anfänge der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie als akademisches Fach (1890–1930) im europäischen Vergleich, Rahden/Westf. 2006, S. 13–22.
  2. 2Wilhelm Albert von Brunn, »Kenntnis und Pflege der Bodendenkmäler in Anhalt«, inJahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 41/42 (1958), S. 28–71, hier S. 31.
  3. 3Friedrich Schlette, »Die Anfänge einer Ur- und Frühgeschichtsforschung in Halle bis zur Gründung des Provinzialmuseums«, inJahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 67 (1984), S. 9–27, hier S. 10 f.
  4. 4Werner Coblenz, »Ein Bericht über ›Urnengraben‹ aus dem Kreis Querfurt mit kulturgeschichtlichen Deutungsversuchen aus dem Jahr 1695«, in Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 72 (1989), S. 19–38.
  5. 5Ebd., S. 11.
  6. 6Ulrike Sommer und Ruth Struwe, »Bemerkungen zur prähistorischen Archäologie an deutschen Universitäten im 19. Jh.«, in Callmer, Anfänge (Fn. 1), S.23–42, hier S. 25 ff.
  7. 7Schlette, Anfänge (Fn. 3), S. 11 f.
  8. 8Ebd., S. 9 f., 13.
  9. 9Ebd., S. 15 ff.
  10. 10Josef Beranek, Johann Friedrich Danneil, Halle 1969, S. 13, 16 ff., 21 ff., 31 ff.
  11. 11Schlette, Anfänge (Fn. 3), S. 23.
  12. 12Ebd., S. 21 f., 25 f.
  13. 13Gotthard Neumann, »Dr. Friedrich Klopfleisch, Professor der Kunstgeschichte an der Universität Jena, Begründer der thüringischen Urgeschichtsforschung«, inMannus 24 (1932), S. 134–146, hier S. 141 ff., 145 f.
  14. 14Gustav Reischel, »Die Historische Kommission von Sachsen-Anhalt und ihre Karten- und Wüstungswerke«, inSachsen und Anhalt 1 (1925), S. 344–387, hier S. 344 ff.; siehe auch z. B. Levin von Wintzingeroda-Knorr, »Wüstungskarte der Kreise Duderstadt, Worbis, Heiligenstadt und Mühlhausen«, hg. von der Historischen Kommission für die Provinz Sachsen und das Herzogtum Anhalt, Aschersleben/Halle 1903.
  15. 15Manuela Schwarz, »Reich geworden durch Kupfer und Salz«, in Harald Meller (Hg.), Schönheit, Macht und Tod, Halle 2001, hier S. 64.
  16. 16Brigitte Rüster, »Geschichte des Museums von 1884 bis 1912«, inJahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 67 (1984), S. 72–86, hier S. 73 ff., 83 ff.
  17. 17Ebd., S. 77.
  18. 18Dieter Kaufmann, »Provinzialmuseum – Landesanstalt – Landesmuseum – Landesamt für Archäologie. Zur Geschichte des Museums«, in Meller, Schönheit (Fn. 15), S. 24– 36, hier S. 26.
  19. 19Schlette, Anfänge (Fn. 3), S. 18.
  20. 20Kaufmann, Provinzialmuseum (Fn. 18), S. 24 ff.
  21. 21Achim Leube, »Die Prähistorie an den deutschen Universitäten 1933–1945. Das Beispiel Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin«, in Callmer, Anfänge (Fn. 1), S. 127–148, hier S. 127, 145.
  22. 22Irene Ziehe,Hans Hahne (1875–1935), sein Leben und sein Wirken, Halle 1996, S. 16, 22.
  23. 23Heinz Grünert,Gustaf Kossina, Rahden/Westf. 2002, S. 71 ff., 109, 244 ff.
  24. 24Ziehe, Hahne (Fn. 22), S. 24.
  25. 25Herbert Jankuhn,Einführung in die Siedlungsarchäologie, Berlin / New York 1977, S. 6.
  26. 26Kaufmann, Provinzialmuseum (Fn. 18), S. 28.
  27. 27Ziehe, Hahne (Fn. 22), S. 89 f.
  28. 28Ebd., S. 32 f.
  29. 29Ebd., S. 71 f.
  30. 30Kaufmann, Provinzialmuseum (Fn. 18), S. 32.
  31. 31Ziehe, Hahne (Fn. 22), S. 33.
  32. 32Heidi Gansohr-Meinel,Fragen an das Volk, Würzburg 1993, S. 183.
  33. 33Ebd., S. 51 f.
  34. 34Johannes Schneider, »Geschichte des Museums 1912 bis 1945«, inJahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 67 (1984), S. 87–115, hier S. 111.
  35. 35Paul Grimm,Die ur- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg, Berlin 1958, S. XX, 181.
  36. 36Ebd., S. 1 f.
  37. 37Ebd., S. 10 f.
  38. 38Ebd., S. 12 f.
  39. 39Jörg Petrasch, »Erdwerke«, in Joachim Preuß (Hg.),Das Neolithikum in Mitteleuropa, Weißbach 1998, S. 187–198, hier S. 194 und Karte 11.
  40. 40Klaus Simon, »Höhensiedlungen der älteren Bronzezeit im Elbsaalegebiet«, inJahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 73 (1990), S. 287–330, hier Abb. 11 f.
  41. 41Grimm, Burgwälle (Fn. 35), S. 25 ff.
  42. 42Paul Grimm, »Die Wallburg auf dem Questenberg bei Questenberg«, inJahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 28 (1930), S. 163–168, hier S. 165.
  43. 43Berthold Schmidt und Waldemar Nitzschke, »Der Bartenberg. Eine früheisenzeitliche und latènezeitliche Wallburg im Harz«, inAusgrabungen und Funde 20 (1975), S. 32–38.
  44. 44Kathrin Balfanz, »Jastorf- und Latènekultur im Bereich Ostkuppe«, in Matthias Becker u. a.,Ein weites Feld. Ausgrabungen im Gewerbegebiet Halle/Queis, Halle 2003, S. 93.
  45. 45Gerhard Mildenberger,Germanische Burgen, Münster 1978, hier Karten 2–4.
  46. 46Ebd., S. 29 ff.
  47. 47Paul Grimm,Tilleda: Eine Königspfalz am Kyffhäuser. Teil 1: Die Hauptburg, Teil 2: Die Vorburg und Zusammenfassung, Berlin 1968 (Teil 1) und 1990 (Teil 2).
  48. 48Michael Dapper, »Das Reisekönigtum und die Pfalz Tilleda«, in Matthias Puhle und Claus-Peter Hasse (Hg.),Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation 962–1806, Katalog, Dresden 2006, S. 120–121.
  49. 49Andreas Hille,Die Besiedlung des Steinkuhlenberges bei Derenburg, Kreis Wernigerode, Diplomarbeit, Manuskript, Halle 1986, hier S. 53 ff., 80.
  50. 50Ebd., S. 74 f.
  51. 51Berthold Schmidt, »Jungbronzezeitliche Burgen und Höhensiedlungen im nordöstlichen und östlichen Harzvorland«, inBeiträge zum bronzezeitlichen Burgenbau in Mitteleuropa, Berlin/Nitra 1982, S. 345–354, hier S. 351 f.
  52. 52Berthold Schmidt, »Bösenburg«, in Joachim Herrmann (Hg.),Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik, Leipzig/Jena/Berlin 1989, S. 714 f.
  53. 53Erhard Schröter, »Die Schalkenburg bei Quenstedt, Kr. Hettstedt, eine frühneolithische Rondellanlage«, in Friedrich Schlette und Dieter Kaufmann (Hg.),Religion und Kult in ur- und frühgeschichtlicher Zeit, Berlin 1989, S. 193–201.
  54. 54Dieter Kaufmann, »Die Ausgrabungen auf der Schalkenburg bei Quenstedt, Landkreis Mansfelder Land (Sachsen-Anhalt), und die Palisadenringanlage«, in Bernhard Hänsel und Etela Studeniková (Hg.),Zwischen Karpaten und Ägäis. Neolithikum und ältere Bronzezeit, Rahden/Westf. 2004, S. 395–410, hier S. 398 ff.
  55. 55Hermann Behrens und Erhard Schröter,Siedlungen und Gräber der Trichterbecherkultur und Schnurkeramik, Berlin 1980, hier S. 93.
  56. 56Ebd., S. 30 ff., Beilage V.
  57. 57Ebd., S. 30 ff.
  58. 58Ebd., S. 9, 13, 151.
  59. 59Ebd., S. 30 ff., Beilage V.
  60. 60Dieter Kaufmann, »Ausgrabungen im Bereich linienbandkeramischer Erdwerke bei Eilsleben, Kr. Wanzleben«, inJahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 73 (1990), S. 15–28, hier S. 17, 19 f.
  61. 61Ebd., S. 26 f.
  62. 62Ebd., S. 21 f., 26.
  63. 63Otto Schlüter und Oscar August,Atlas des Saale- und mittleren Elbegebietes, 2., völlig neubearb. Aufl. des Werkes Mitteldeutscher Heimatatlas, Leipzig 1959–1961, hier Karten 5, 7.
  64. 64Preuß, Neolithikum (Fn. 39), hier Karten 1–10.
  65. 65Klaus-Dieter Jäger und Robert Neuhäusl, »Interactions between natural environment and Neolithic man in Central Europe – an investigation based on comparative studies on vegetation and settlement with special emphasis on the view of natural science«, in Burkhard Frenzel (Hg.),Evaluation of land surfaces cleared from forests by prehistoric man in Early Neolithic times and the time of migration Germanic tribes, Stuttgart / Jena / New York 1992, S. 75–81, hier S. 79 f.
  66. 66LDA Sachsen-Anhalt, Nora Seeländer, nach ebd., Fig. 1.
  67. 67Klaus-Dieter Jäger, »Klimawandel und Besiedlungsgeschichte in Mitteleuropa während der Nacheiszeit«, inSitzungsberichte der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin 100 (2009), S. 81–131; Bob Peter Hageman und Klaus-Dieter Jäger, »Zur stratigraphischen Verknüpfung holozäner Meeresspiegelschwankungen im Küstenraum der Nordsee mit Klimaschwankungen im mitteleuropäischen Binnenland«, in Konrad Billwitz, Klaus- Dieter Jäger und Wolfgang Janke (Hg.), Jungquartäre Landschaftsräume, Berlin u. a. 1992, S. 157–169, hier S. 165 ff.
  68. 68Klaus-Dieter Jäger, »Umweltbedingungen und Umweltwandel während der letzten Kaltzeit in Mitteleuropa«, in Herbert Ullrich (Hg.),Man and environment in the Paleolithic, Liège 1995, S. 67–75, hier S. 68 f.
  69. 69Ebd., S. 70 f.
  70. 70Ernst Ewald, Klaus-Dieter Jäger und Elsbeth Lange, »Das Problem Wald. Offenland im zirkumherzynen Trockengebiet vor der neolithischen Besiedlung sowie die Entstehung der zirkumherzynen Schwarzerden«, in Renate Rolle und Frank M. Andraschko (Hg.),Frühe Nutzung pflanzlicher Ressourcen, Hamburg 1999, S. 12–34, hier S. 27 f.
  71. 71Walter Schulz, »Vor- und Frühgeschichte«, in Schlüter und August, Heimatatlas (Fn. 63), 1. Teil, Leipzig 1959, S. 23–36, hier S. 23 f.
  72. 72Dietrich Mania, »Jäger und Sammler der Eiszeit im mittleren Elbe-Saale-Gebiet«, in Harald Meller (Hg.),Paläolithikum und Mesolithikum, Halle 2004, S. 35–60, hier S. 42 f., 46, 50 f., 54.
  73. 73Thomas Weber, »Das Paläolithikum und Mesolithikum in Mitteldeutschland«, inArchäologie in Sachsen-Anhalt 6 (1996), S. 3–14, hier Abb. 1.
  74. 74Thomas Weber, »Das ›Baggerpaläolithikum‹ im Mittelelbe-Saale-Gebiet«, in Meller, Paläolithikum (Fn. 72), S. 113–119; Thomas Weber und Jochen Thum, »Prospektion in Tagebaugebieten und Rekonstruktion der Siedlungsgeschichte im Paläolithikum«, in Bernhard Gramsch und Günter Wetzel (Hg.),Archäologische Erkundung und Rettungsarbeit in Tagebauen Mitteleuropas. Berlin 1991, S. 21–25, hier Abb. 2.
  75. 75Mario Küssner, »Mitteldeutsche Fundstellen der Zeit zwischen dem Weichsel- Pleniglazial und dem Ende der Allerød im Kartenbild«, in Archäologische Gesellschaft in Thüringen e. V. (Hg.),Terra Praehistorica, Festschrift für Klaus-Dieter Jäger zum 70. Geburtstag, Langenweißbach 2007, S. 211–223.
  76. 76Dietrich Mania, »Der Urmensch von Bilzingsleben. Seine Kultur und Umwelt«, in Meller, Paläolithikum (Fn. 72), S. 69–101; Ronzon Mallik u. a., »Anwendung der Uranreihen- Mikroprobendatierung an quartären Travertinvorkommen Thüringens«, inPraehistoria Thuringica 4/Mai 2000, S. 95–100, hier S. 99.
  77. 77Dietrich Mania u. a., »Quartärforschung im Tagebau Neumark-Nord, Geiseltal (Sachsen-Anhalt) und ihre bisherigen Ergebnisse«, in Dietrich Mania u. a.,Neumark Nord – Ein interglaziales Ökosystem des mittelpaläolithischen Menschen, Halle 2010, S. 11– 70, hier S. 11.
  78. 78Werner Rothmaler, »Die neolithischen Getreidefunde von Wahlitz aus den Jahren 1951/52«, in Werner Rothmaler und Wolfgang Padberg (Hg.),Beiträge zur Frühgeschichte der Landwirtschaft II, Berlin 1957, S. 35–50; Berthold Schmidt, »Die Landschaft östlich von Magdeburg im Neolithikum«, in Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 54 (1970), S. 83–136, hier S. 90 ff., 115 f.
  79. 79Ebd., S. 118 ff., 124 f.; Friedrich Schlette, »Hufeisenförmiger ›Haus‹grundriß von Wahlitz«, in Rothmaler und Padberg, Beiträge (Fn. 78), S. 105–112.
  80. 80Preuß, Neolithikum (Fn. 39).
  81. 81Theodor Voigt, »Der Wahlitzer Raum am Übergang von der Stein- zur Bronzezeit«, in Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 54 (1970), S. 137–168, hier S. 140, 152, 161 f.
  82. 82Bernd Zich,Studien zur regionalen und chronologischen Gliederung der nördlichen Aunjetitzer Kultur, Berlin/New York 1996, hier S. 3, 25 ff., Karten 1 f.
  83. 83Harald Meller (Hg.),Der geschmiedete Himmel: die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren, Stuttgart 2008.
  84. 84Ebd., S. 8, 23.
  85. 85Serena Sabatini,House urns: A European Late Bronze Age trans-cultural phenomenon, Göteborg 2007, hier S. 175, Fig. 4 f., 81 f.
  86. 86Jochen Brandt,Jastorf und Latène, Rahden/Westf. 2001, S. 27, Karten IV f.
  87. 87Ebd., Karten I, VI.
  88. 88Rosemarie Müller, »Die Eisenzeit nördlich der Mittelgebirge«, in Wilfried Menghin und Dieter Planck (Hg.),Menschen – Zeiten – Räume, Berlin 2002, S. 220–221.
  89. 89Brandt, Jastorf (Fn. 86), S. 289, Karten 1–22.
  90. 90Schlüter und August, Heimatatlas (Fn. 63), Karte 10, Abb. 23.
  91. 91Ebd., S. 290.
  92. 92Müller, Eisenzeit (Fn. 88).
  93. 93Brandt, Jastorf (Fn. 86), S. 250 f., 290.
  94. 94Ebd., S. 292.
  95. 95Karl Peschel,Anfänge germanischer Besiedlung im Mittelgebirgsraum, Berlin 1978, hier S. 65 ff.
  96. 96Brandt, Jastorf (Fn. 86), S. 292.
  97. 97Torsten Montag, Remda – Siedlungsfunde und -befunde aus dem Zeitraum Spätlatène- und ältere römische Kaiserzeit, Magisterarbeit Universität Halle, Manuskript, hier S. 97, 99.
  98. 98Ebd., S. 2, 20 f.
  99. 99Erika Schmidt-Thielbeer,Das Gräberfeld von Wahlitz, Kr. Burg, Berlin 1967, hier S. 29, 33 f., Karte 6.
  100. 100Erika Schmidt-Thielbeer, »Die südlichen Elbgermanen«, in Bruno Krüger u. a. (Hg.),Die Germanen 1, Berlin 1983, S. 399–408.
  101. 101Schlüter und August, Heimatatlas (Fn. 63), Karte 11/I.
  102. 102Matthias Becker u. a.,Corpus der römischen Funde im europäischen Barbaricum. Deutschland Band 6. Land Sachsen-Anhalt, Bonn 2006, hier Beilage.
  103. 103Schlüter und August, Heimatatlas (Fn. 63), Abb. 24 f.
  104. 104Hans Jürgen Eggers, Der römische Import im freien Germanien, Atlas der Urgeschichte 1, Hamburg 1951.
  105. 105Becker, Corpus (Fn. 102), S. 254 ff.
  106. 106Matthias Becker,Untersuchungen zur römischen Kaiserzeit zwischen südlichem Harzrand, Thüringer Becken und Weißer Elster, Halle 1996, hier S. 11, 65 f., Abb. 2–4.
  107. 107Siegfried Fröhlich (Hg.),Gold für die Ewigkeit – das germanische Fürstengrab von Gommern, Halle 2000.
  108. 108Jan Bemmann, »Fundplätze und Fundverbreitung in Mitteldeutschland«, in Ebd., S. 32–38, hier S. 33 f.
  109. 109Matthias Becker, »Luxuriöser Haushalt für den Toten«, in Fröhlich, Gold (Fn. 107), S. 148–162, hier S. 162.
  110. 110Berthold Schmidt, »Die Thüringer«, in Bruno Krüger u. a. (Hg.), DieGermanen 2, Berlin 1983, S. 502–547, hier Abb. 157.
  111. 111Rosemarie Leineweber,Die Altmark in spätrömischer Zeit, 1997, hier Karten 1–4.
  112. 112Schlüter und August, Heimatatlas (Fn. 63), Karte 11/II.
  113. 113Leineweber, Altmark (Fn. 111), S. 21.
  114. 114Ebd., S. 131, 135, 138.
  115. 115Ebd., S. 98 ff.
  116. 116Ebd., S. 134 f.
  117. 117Ebd., S. 131 f., 136.
  118. 118Schlüter und August, Heimatatlas (Fn. 63), Karte 11/I und VI.
  119. 119Berthold Schmidt und Jan Bemmann,Körpergräber der jüngeren römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit Mitteldeutschlands, Halle 2008.
  120. 120Berthold Schmidt,Die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland, Halle 1961, hier Verbreitungskarte 1.
  121. 121Jan Bemmann, »Zur Frage der Kontinuität von der jüngeren römischen Kaiserzeit zur Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland«, in Magdalena Mączyńska und Tadeusz Grabarczyk (Hg.),Die spätrömische Kaiserzeit und die frühe Völkerwanderungszeit in Mittel- und Osteuropa, Łódź 2000, S. 76–104, hier S. 89 f., Abb. 8.
  122. 122Schmidt, Völkerwanderungszeit (Fn. 120).
  123. 123Christina M. Hansen,Frauengräber im Thüringerreich, Basel 2004, hier S. 13, 121, Abb. 2.Ebd., S. 30 ff., 163 f.
  124. 124Volker Schimpff,Beiträge zur Besiedlungsarchäologie des Thüringer Beckens in der Merowingerzeit, Diplomarbeit Universität Halle, Manuskript, hier S. 35 f., 191, 196.
  125. 125Volker Schimpff, Beiträge zur Besiedlungsarchäologie des Thüringer Beckens in der Merowingerzeit, Diplomarbeit Universität Halle, Manuskript, hier S. 35 f., 191, 196.
  126. 126Berthold Schmidt, »Das Königreich der Thüringer und seine Eingliederung in das Frankenreich«, in Alfried Wieczorek u. a. (Hg.),Die Franken. Wegbereiter Europas, Mainz 1996, S. 285–297, hier Abb. 235.
  127. 127Schmidt, Völkerwanderungszeit (Fn. 120).
  128. 128Schmidt, Thüringer (Fn. 126), S. 295 f.
  129. 129Schlüter und August, Heimatatlas (Fn. 63), Karte 14/II–VI.
  130. 130Hansjürgen Brachmann,Slawische Stämme an Elbe und Saale, Berlin 1978, hier Beilagen 1 f.
  131. 131Ebd., S. 7 ff., 17, Abb. 1.
  132. 132Ebd., S. 40 ff.
  133. 133Ebd., S. 57, 105, 136, 242, Abb. 47.
  134. 134Heinrich Rempel,Reihengräberfriedhöfe des 8.–11. Jahrhunderts, Berlin 1966, hier S. 79, Abb. 14.
  135. 135Ebd., S. 79 f.
  136. 136Hans Walther, »Die Ausbreitung der slawischen Besiedlung westlich von Elbe/ Saale und Böhmerwald«, in Joachim Herrmann (Hg.),Die Slawen in Deutschland, Berlin 1970, S. 25–32.
  137. 137Ralf Schwarz,Pilotstudien. 12 Jahre Luftbildarchäologie in Sachsen-Anhalt, Halle 2003, hier S. 11, 17.
  138. 138Ralf Schwarz, »Flugprospektion 2004 in Sachsen-Anhalt. Ergebnisbericht«, inJahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 90 (2006), S. 401–425.
  139. 139Schwarz, Pilotstudien (Fn. 137), S. 15 f.
  140. 140Hartmut Bock, Barbara Fritsch und Lothar Mittag,Großsteingräber der Altmark, Calbe 2006, hier S. 122 f.
  141. 141Johannes Müller,Entstehung, Funktion und Landschaftsbezug von Großsteingräbern, Grabenwerken und Siedlungen der Trichterbecherkulturen in der Region Haldensleben- Hundisburg, http://www.monument.ufg.uni-kiel.de/projekte/megalithik-haldensleben/ (28.3.2010).
  142. 142François Bertemes,Aufbruch zu neuen Horizonten, http://mars.geographie.unihalle. de/for550/ (5.3.2010).
  143. 143Andre Spatzier, »Nach Bandkeramik und Lengyel – Kreisgrabenanlagen in Sachsen- Anhalt und Mitteleuropa vom Jungneolithikum bis zur frühen Eisenzeit«, in Harald Meller und Francois Bertemes (Hg.),Neolithische Kreisgrabenanlagen in Europa. Internationale Arbeitstagung in Goseck (Sachsen-Anhalt) 7.–9. Mai 2004, Halle in Vorbereitung.
  144. 144Helge Jarecki, »Großangelegte Suche: Die Befund- und Fundverteilung im Zentral- und Nordostbereich«, in Becker u. a., Ein weites Feld. (Fn. 44), S. 32–34; Helge Jarecki, »Feld- und Flureinteilungen im archäologischen Befund«, in Ebd., S. 135–138; Veit Dresely, »Quer-Schnitt«, in Harald Meller (Hg.),Quer-Schitt. Ausgrabungen an der B6n. Band 1: Benzingerode – Heimburg, Halle 2005, S. 7–12, hier S. 7 f.
  145. 145Ebd., S. 9.
  146. 146Harald Meller (Hg.), »Archäologie auf der Überholspur«,Archäologie in Sachsen- Anhalt, Sonderband 5, Halle 2006, hier S. 6.
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Heft 6 (2011)
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