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Russische Karrieren. Leibärzte im 19. Jahrhundert

Von Marta Fischer (Relationes. Schriftenreihe des Vorhabens »Wissenschaftsbeziehungen im 19. Jahrhundert zwischen Deutschland und Russland auf den Gebieten Chemie, Pharmazie und Medizin« bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Band 4), Shaker, Aachen 2010. XXXVII + 310 Seiten, 115 Abbildungen, 10 Tafeln, Festeinband

Ein wichtiges Modul im Akademievorhaben Wissenschaftsbeziehungen im 19. Jahrhundert zwischen Deutschland und Russland auf den Gebieten Chemie, Pharmazie und Medizin ist die Erstellung eines biobibliographischen Lexikons derjenigen Akteure, die beim Austausch von Ideen und Konzepten eine tragende und nachhaltige Rolle spielten. Während die inzwischen angelegten Datensätze insgesamt zur Online-Publikation vorbereitet werden, wurde die Gruppe der Leibärzte der russischen Zaren und Großfürsten für eine Einzelveröffentlichung in Buchform ausgewählt: Obwohl dieser Personenkreis zur medizinischen Elite Russlands zählte, gibt es nämlich über Lebensläufe und Tätigkeitsbereiche nur wenig an aufschlussreicher Forschungsliteratur. Die 2003 erstmals erschienene umfangreiche Darstellung des Medizinhistorikers Boris Aleksandrovič Nachapetov beschränkt sich auf wenige (nach Publikumswirksamkeit) ausgewählte Leibärzte der Romanov-Dynastie, enthält aber immerhin eine tabellarische Übersicht über sämtliche 169 Ärzte am Zarenhof. Diese war der Ausgangspunkt für den vorliegenden Band, für den auf dieser Basis 80 Biobibliographien von deutschen, baltischen und russischen Medizinern bearbeitet wurden. Für die restlichen Personen trafen die Kriterien nicht zu (andere Nationalitäten, andere Zeiträume) oder es konnten keine wie immer gearteten bilateralen Wissenschaftsbeziehungen ermittelt werden. 21 wissenschaftlich aktive Leibärzte anderer russischer Adliger wurden zusätzlich aufgenommen. Nach der Angabe von Namen(svariationen), Lebensdaten, Eltern, Ehefrau und Nachkommen werden die Stationen des wissenschaftlichen Werdegangs und der Biographie sowie Ehrungen und besondere Leistungen, Nachwirkungen und Mitgliedschaften in Akademien und Gesellschaften zusammengestellt. Neben Hinweisen zu gedruckten Publikationsverzeichnissen sind wichtige Veröffentlichungen in Auswahl bibliographisch erfasst. Hinweise auf Archivalien, Sekundärliteratur und Portraits runden die Einträge ab; die großzügige Bebilderung stellt eine Quelle sui generis dar. In akribischer Arbeit wurden bei Unklarheiten und Widersprüchen in den ausgewerteten gedruckten und elektronischen Nachschlagewerken eine Verifizierung durch Primärquellen und eine Korrektur durch Autopsie angestrebt. Die in Lexika sonst fehlenden Anmerkungen erzielen maximale Transparenz hinsichtlich des Forschungsstandes und machen erstmals offenbar, auf welch schwankendem Boden sich biographische Register und damit unser Wissen tatsächlich bewegen. Ebenfalls ungewöhnlich und außerordentlich hilfreich ist ein Index zu sämtlichen erwähnten Personen, durch den Vernetzungen erkennbar werden. Insgesamt zeigt sich, dass bei allen Vorteilen des Internet das gedruckte Buch Spezifika der Informationsvermittlung erreichen kann, die diese Publikationsform nach wie vor unverzichtbar machen.

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Heft 6 (2011)
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ISSN:
1867-7061

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