Geographische Namen zwischen Saale und Neiße in der landeskundlichen Bearbeitung
I. Einleitung
»Studien über geographische Namen (Toponyme, Choronyme, Geonyme) können der sprachwissenschaftlichen, der historischen und nicht zuletzt der geographischen Erkenntnisfindung dienen. Oft sagen die Namen etwas aus über den Zustand der Landschaft zur Zeit der Landnahme, aber auch über die Menschen, die sich Land angeeignet und Siedlungen gegründet und manchmal auch wieder verlassen haben.«1
Geographische Namen erlauben »Rückschlüsse auf längst vergangene Zustände des Lebensraums wie auch der Lebensgewohnheiten der Namengeber«2. Für den Geographen ist die Namenforschung eine Hilfswissenschaft. Insbesondere der Bereich der Mikrotoponymie liefert der Geographie reiches Material, woraus sie längst verschwundene geo- und topographische Zustände zu rekonstruieren vermag. So enthalten geographische Namen u. a. Hinweise auf die frühere Ausdehnung von Weinbau und Bewaldung und andere Veränderungen der Vegetation ebenso wie auch Auskünfte über die Bodenbeschaffenheit. Dies erklärt, warum geographische Namen einen festen Platz in landeskundlichen Bearbeitungen haben.
II. Zur Charakterisierung des Arbeitsgebietes3
Im Gebiet zwischen Elbe/Saale im Westen und Neiße im Osten, treffen wir auf vorslawische (alteuropäische und germanische), weiterhin auf slawische (altsorbische) und auf deutsche geographische Namen. In den östlichen Teilen dieses Gebietes, in der Ober- und Niederlausitz, gibt es außerdem jüngere ober- und niedersorbische Bildungen geographischer Namen.
Alteuropäische/indogermanische und germanische geographische Namen sind in unserem Arbeitsgebiet nur in geringerer Anzahl vertreten. Es handelt sich dabei überwiegend um Gewässernamen, z. B. die Namen von Saale und Elbe. Zu den germanischen Namen gehören z. B. die Gewässernamen Schwarze Elster und Große Röder. Einige dieser Gewässernamen werden unten genauer betrachtet.
In den Mittelpunkt unserer Ausführungen zu den Ortsnamen (im Folgenden mit ON abgekürzt) stellen wir die slawischen und deutschen Namen sowie einige Beispiele für slawisch-deutsche Namenkontakte, denn neben den Forschungsergebnissen aus Archäologie und Geschichte gelten Namen, darunter besonders Siedlungsnamen, als Nachweis für Siedlungs- und Sprachkontakt. Die sprachliche Analyse möglichst früh einsetzender und kontinuierlicher Namenüberlieferung in den historischen Quellen kann Siedlungs- und Sprachkontakte wie auch Namenkontinuität erhellen.
Als Ergebnis des slawisch-deutschen Sprachkontaktes trifft man in der Ober- und Niederlausitz noch heute auf obersorbisch-deutsche und niedersorbisch-deutsche Ortsnamenpaare. Diese werden klassifiziert als: 1. lautlich gebundene Namenpaare, z. B. deutsch Reichenbach – niedersorb. Rychbach; 2. semantisch gebundene Namenpaare, z. B. deutsch Berg – obersorb. Hora und 3. freie Namenpaare, z. B. deutsch Spremberg – niedersorb. Grodk. In den zweisprachigen Gebieten von Ober- und Niederlausitz sind diese Namenpaare auf Ortstafeln und Wegweisern verzeichnet.
Auch sogenannte – evtl. ethnische – Doppelsiedlungen mit gleichem Namen und einer späteren Differenzierung durch unterscheidende Bestimmungswörter (Groß-/Klein-, Alt-/Neu-, Deutsch-/Wendisch- u. ä., s. u. 4.6.) ermöglichen Rückschlüsse auf Sprach- und Namenkontakt. Ein Beispiel hierfür ist der ON Großmöhlau/Kleinmöhlau4, w. Gräfenhainichen, der in den Quellen wie folgt überliefert ist: 1200 de utroque Mulaw und ab 1547/49 mit unterscheidendem Bestimmungswort für Kleinmöhlau: 1547/49 Lutke Mulaw.
Umbenennungen mit zumindest kurzzeitiger Mehrnamigkeit gelten ebenfalls als Indiz für Siedlungs- und Sprachkontakt. Dazu sind die nachfolgenden Belege von Siedlungsnamen zu vergleichen,
- so zum ON Wohlsdorf 5 w. Köthen, der 989 als villa Zitowe und 986 als de Walestorpe belegt ist,
- sowie zum Namen der Wüstung †Hohndorf 6 sw. Dommitzsch, der 1219 als villa olim Niprodewiz […] nunc Hagendorph dicta belegt ist.
Die in den historischen Belegen des 10. bzw. 13. Jahrhunderts dokumentierte Umbenennung dieser beiden Siedlungen wird als Folge einer deutschen Besiedlung interpretiert.
Ebenfalls auf slawisch-deutsche Kontakte kann aus der Entwicklung der Belege des folgenden Ortsnamens geschlossen werden:
Naundorf 7 nö. Dessau, belegt 1159 als Nuzedele et Nimiz. Nach 1159 wurden Nauzedele und Nimiz zusammengelegt, wobei die deutsche Übersetzung des Namens Nauzedele ›neue Siedlung‹ als neuer Name für den durch Zusammenlegung entstandenen Ort diente und fortan in den Quellen auch so überliefert ist, als: 1339 Nyendorp, 1589 Naundorff, 1867 Naundorf.
Im Gebiet zwischen Saale und Neiße finden sich weiterhin zahlreiche Beispiele für »Benennungsparallelismus bei der Eindeutschung«8, d. h. slawische und deutsche Namen von Siedlungen, die sich in relativ geringer Entfernung voneinander befinden, haben in ihrer Ableitungsbasis dasselbe Benennungsmotiv, z. B. die Kemnitz-Ortsnamen mit Ableitungsbasen, die zum altsorb. Appellativum *kameń 9 ›Stein‹ gestellt werden und benachbarte deutsche Entsprechungen wie die Ortsnamen Stein, Steina, Steinbach, -berg, alle in der Region um Leipzig.
III. Geographische Namen zwischen Saale und Neiße
1. Landschaftsnamen
Landschaftsnamen (auch: Choronyme) sind Bezeichnungen für geographische Landschaften, z. B. Harzvorland, Magdeburger Börde, Mansfelder Land, Tharandter Wald, Thüringer Becken, Oberlausitz / obersorb. Hornja Łužica, Niederlausitz / niedersorb. Dolna Łužyca. Uwe Förster weist darauf hin, dass »die meisten älteren Landschaftsnamen einen Bezug zu den früher hier ansässigen Bewohnern haben, die Landschaft beschreiben oder eine Besonderheit herausstellen«10.
»Da Landschaft im weitesten Sinne ein Areal darstellt, in welchem die natürliche Ausstattung kaum, wenig, mäßig oder stark durch menschliche Einflüsse überprägt sein kann, darf nicht erwartet werden, dass Landschaften mit naturräumlichen Einheiten zusammenfallen müssen; das kann der Fall sein, trifft aber in der Regel nicht zu.«11
2. Berg- und Gebirgsnamen
Bergnamen (auch: Oronyme) sind Bezeichnungen für markante Geländeerhebungen, z. B. Harz, Collm. Daneben tragen auch Gebirgspässe und hochgelegene Weideflächen Namen.
Ein Gebirgsname dient zur Benennung mehrerer Berge, also einer zusammenhängenden und nach außen abgrenzbaren Gruppe von Anhöhen, und gehört zur Gattung der Landschaftsnamen (Choronyme), s. dort, vgl. zu dieser Namenklasse u. a. Thüringer Wald, Thüringer Schiefergebirge.
3. Gewässernamen
Gewässernamen (auch: Hydronyme) sind Bezeichnungen für Flüsse, Bäche, Kanäle, Seen, Teiche usw. Oft wird zusätzlich zwischen Namen fließender und stehender Gewässer unterschieden. Bei fließenden Gewässern ist zu beachten, dass sie oft abschnittsweise benannt sind. Dann spricht man von Flussabschnittsnamen.
3.1. Benennungsmotive der Gewässernamen
Die Benennung eines Gewässers erfolgt vor allem:
- nach dem Wasser bzw. seinen Eigenschaften, so z. B. nach der Farbe des Wassers (Weissbach),
- nach der Bewegung des Wassers, d. h. nach der Schnelligkeit bzw. Trägheit (Schwill-, Hungerbach),
- nach der Gestalt und Beschaffenheit des Flussbetts bzw. Ufers (Breiten-, Tiefen-, Sandbach),
- nach der Fauna, Flora oder dem Gelände im oder am Wasser (Otterbach, Bergsee),
- nach der Lage des Gewässers (Hinterbach),
- nach menschlichen Einrichtungen (Mühl-, Dammbach) oder auch
- nach dem Namen des ursprünglichen Nutznießers des Gewässers (Geroldsbach).
3.2. Alter der Gewässernamen
Nach ihrem Alter werden die Gewässernamen zwischen Saale und Neiße eingeteilt in:
a) alteuropäische/indogermanische Gewässernamen
Hierzu ist u. a. der Name der Saale12 zu vergleichen, der 791 erstmals als Sala belegt ist. Für den Namen wird eine vorgerman. Grundform *Sala rekonstruiert, die zu indogerman. *sal- ›fließendes Wasser, Strömung‹ gestellt wird.
b) germanische Gewässernamen
Zu dieser Gruppe gehört der Name der Schwarzen Elster13, überliefert 1012/18 als Elstra nigra und 1177 als Alstera. Für den Namen wird eine german. Grundform *Alistra rekonstruiert, die zur indogerman. Wurzel *-el/-ol ›fließen, strömen‹ gestellt wird.
Die alteuropäischen/indogermanischen und auch die germanischen Gewässernamen weisen in ihrem Benennungsmotiv oftmals auf ein Wort/eine Wurzel in der Bedeutung ›Wasser, fließen‹.
c) slawische Gewässernamen
Zu den slawischen Gewässernamen gehört u. a. der Name Dobra(bach)14 ö. Großenhain, belegt 1292 als Dobera und 1399 als Dober. Als altsorb. Grundform wird für den Gewässernamen *Dobra angesetzt, zu altsorb. *dobry ›gut, günstig‹, hier auch in der Bedeutung ›reich (an Fischen)‹. Die weibl. Endung (-a) der adjektivischen Namensform ist am ehesten aus dem Bezug zum altsorb. Appellativum *rěka ›Fluss‹ zu erklären. Slawischer Herkunft ist auch der Name der Lomnitz15 sö. Radeburg, der 1313 als Lomenitz überliefert ist. Als altsorb. Grundform wird für diesen Gewässernamen *Ło ´mnica angesetzt, zum altsorb.
Appellativum *łom ›Windbruch‹, also ein ›Bach, an dem es (viel) Windbruch gibt/gab‹.
d) deutsche Gewässernamen
Hierzu gehören u. a. die heute noch in ihrem Benennungsmotiv durchsichtigen Gewässernamen, wie: Biber-, Erl-, Hasel-, Hopfen-, Krebs- und Kalte(n-)bach.
4. Siedlungsnamen
Nach den Ableitungsbasen unterscheidet man Ortsnamen (auch: Siedlungsnamen, Oikonyme), die aus Appellativa (Gattungsnamen) und solche, die aus Personennamen abgeleitet sind.
Bei den auf Appellativa zurückgehenden slawischen Ortsnamen begeg- nen sowohl einfache wie auch abgeleitete Bildungen (Suffigierungen), bei den deutschen Ortsnameneinfache Bildungen und Komposita (Zusammensetzungen).
Neben den Ortsnamen, die auf Appellativa zurückgehen, bilden die aus Personennamenabgeleiteten Ortsnamen die zweite große Gruppe. Sie enthalten als Bestimmungswort einen Personennamen als Namen des Grundherren oder Ortsgründers. Diese Ortsnamen sind zu erklären als ›Siedlung eines …‹ oder ›Leute des …‹. Als Namen des Grundherren oder Ortsgründers begegnen uns in den Ortsnamen des Gebietes zwischen Saale und Neiße sowohl deutsche wie auch slawische Personennamen.
4.1. Slawische Ortsnamen
Nach phonologischer, namentypologischer und semantisch-lexikalischer Analyse der Ortsnamen und unter Berücksichtigung der Forschungsergebnisse von Siedlungsgeschichte und Archäologie können für das Gebiet zwischen Saale und Neiße slawische Orts-, Gewässer- und Landschaftsnamen als Ergebnis der slawischen Besiedlung seit dem 7. Jahrhundert, d. h. zum Ende der Völkerwanderungszeit, nachgewiesen werden. Die in diesen Raum einwandernden slawischen Stämme kamen in ein Gebiet, das nicht völlig von germanischen Stämmen verlassen war. So bezeichnet H. Brachmann »das untere Saale-Mulde-Gebiet […] archäologisch als einen der wenigen Kontakträume germanischer und slawischer Besiedlung zwischen Elbe/Saale und Oder«16 und geht von einem zeitlichen und räumlichen Zusammentreffen slawischer Siedler und germanischer Vorbesiedler aus. Die archäologische Forschung belegt Kontakte zwischen Germanen und Slawen in Liebersee bei Belgern und Dessau-Mosigkau an der Elbe. Joachim Herrmann spricht von »Kontinuität der Siedlungsgefilde (nicht unbedingt der einzelnen Siedlungen) […] im Elbegebiet um Riesa. In Liebersee bei Torgau z. B. konnte ein Gräberfeld ausgegraben werden, in dem an germanische Körperbestattungen sieben slavische Brandbestattungen anschlossen. In eben diesen Gebieten finden sich auch Kontinuitäten in der materiellen Kultur, vor allem in der Keramik.«17 Germanisch-slawische Kontinuität konnte auch die »Ausgrabung eines frühslawischen Kastenbrunnens […], der enge Verbindungen zu spätgermanischen Brunnen gleichen Konstruktionstyps erkennen läßt« bei »Untersuchungen in den Gemarkungen Eythra und Bösdorf« belegen.18 Im 7. Jahrhundert reichte das Siedlungsgebiet der Germanen im Osten nur noch bis zur unteren Saale19, was auch durch die Verbreitung von Ortsnamen bestätigt wird, denn stellt man unter den frühesten Ortsnennungen des Mittelelbegebietes, d. h. des nordwestlichen Teils des altsorbischen Sprachraumes, die Verbreitung von Slavica und Nicht-Slavica gegenüber, so sind letztere, bis auf wenige Ausnahmen, fast ausschließlich auf die Altsiedelgebiete im westlichen Teil des Mittelelbegebietes begrenzt. Es wird davon ausgegangen, dass in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts die Saale im Großen und Ganzen zur Grenze zwischen Sorben und den westlich von ihnen siedelnden Sachsen, Thüringern und Franken wurde.20
4.1.1. Slawische Ortsnamen aus Appellativa (Gattungsnamen)
4.1.1.1. Einfache Bildungen
Zu den einfachen Bildungen werden Ortsnamen gerechnet, die aus einem Appellativum (Gattungsname) ohne Anfügung eines namenbildenden Morphems (Suffixes) zum Namen wurden. Diese einfachen Bildungen sind insgesamt weniger zahlreich als die abgeleiteten, suffigierten Ortsnamen. Einfache unabgeleitete Bildungen sind z. B.:
- der ON Rostig21 sö. Großenhain und der WüstungsN †Rostack22 w. Dresden. Für beide Ortsnamen wird eine altsorb. Grundform *Roztok angesetzt, die zum altsorb. Appellativum *roztok ›Stelle, wo sich ein Gewässer trennt oder vereinigt‹, auch ›Wasserscheide‹ gestellt wird. Dieses Appellativum ist in slawischen Orts- und Flurnamen gut belegt, so auch im Namen der Stadt Rostock an der Ostsee, wo das Benennungsmotiv auf die Mündung der Warnow in die Ostsee Bezug nimmt.
- Ein Beispiel für einen deutschen unabgeleiteten Ortsnamen ist der ON Berg23, obersorb. Hora sw. Bad Muskau, überliefert 1392 als (Hans von dem) Berge, also eine ›Siedlung am/auf dem Berg‹.
4.1.1.2. Ableitungen
Weit häufiger als die einfachen slawischen Ortsnamenbildungen aus Appellativa sind Ortsnamen, die durch Ableitung, d. h. durch Anfügen eines ortsnamenbildenden Suffixes entstanden sind.
- So ist mit dem slawischen Suffix -ica der ON Lauschütz24, niedersorb. Łužyca nw. Guben gebildet (historische Überlieferung: 1416/1426 Lvsicz). Für den Ortsnamen wird eine altsorb. Grundform *Łužica, zum altsorb. Appellativum *łuža ›Lache, Pfütze‹ angesetzt. Bezeichnet wird ein ›Ort an einer sumpfigen Stelle‹. Das Appellativum ist auch noch im aktuellen Sprachgebrauch des Ober- und Niedersorbischen belegt, vgl. obersorb. und niedersorb. łuža ›Lache, Pfütze‹. Hier ist ebenfalls der Landschaftsname Lausitz anzuschließen mit der obersorb. Namensform Łužica und der niedersorb. Entsprechung Łužyca.
- Mit dem slawischen Suffix -ava ist der ON Zittau25, obersorb. Žitawa, sw. Görlitz gebildet (historische Überlieferung: 1238 f. Chastolaus, Henricus de Sitavia). Für den Ortsnamen wird eine altsorb. Grundform*Žitava, zum altsorb. Appellativum *Žito ›Getreide, Roggen, Korn‹ angesetzt. Es handelt sich demnach um einen ›Getreideort‹.
4.1.2. Slawische Ortsnamen aus Personennamen
Bei den Ableitungsbasen der aus Personennamen abgeleiteten Ortsnamen wird allgemein nach Bildungen mit einem zweigliedrigen slawischen Vollnamen (z. B. Bogomił, Dalimir, L’uborad, Mirosłav, Radogost, Słavomir o. ä.) oder einem slawischen Kurznamen (L’ubaš, Milich, Miłoš, Trebuch o. ä.) unterschie- den.
4.1.2.1. Zur Struktur und Bildungsweise der slawischen Ortsnamen aus Personennamen
Hinsichtlich der Struktur der slawischen Ortsnamen aus Personennamen entfällt der weitaus größte Teil auf suffigierte Bildungen. Dies sind a) possessivische, auf einen Besitz hinweisende und b) patronymische, auf die Zugehörigkeit zu einem Sippenverband hinweisende Ortsnamenbildungen.
a) Possessivische, d. h. auf einen Besitz hinweisende Ortsnamen
Dies sind Ortsnamenbildungen mit den slawischen Suffixen -j-, -ov- und -in-.
- Das auf Besitzverhältnisse hinweisende -j-Suffix ist im ON Mühlrose26, obersorb. Miłoraz w. Weißwasser (überliefert 1536 als Milleros) sowie im ON Müllrose 27 nw. Eisenhüttenstadt (belegt 1285 als Melraze) enthalten. Die beiden Ortsnamen werden als ›Siedlung eines Miłorad‹ erklärt. Es sind Bildungen mit dem slawischen Personennamen Miłorad, dessen Bestandteile zu slawisch miły ›lieb‹ und slawisch rad ›gern‹ zu stellen sind.
- Personennamen verbinden sich aber auch mit dem ebenfalls auf Besitzverhältnisse hinweisenden Suffix -ov-. Ein Beispiel hierfür ist der Name des Ortes Reppichau28 sö. Aken. Dieser Ortsname wurde durch den Verfasser des Sachsenspiegels, Eike von Repgow, weit bekannt. In seiner historischen Schreibung bildet der Ortsname die Grundlage für den späteren Familiennamen, einen sogenannten Herkunftsnamen. Die historische Überlieferung setzt für den ON Reppichau mit einem Beleg aus dem 12. Jahrhundert ein: 1159 in Ripechove. Es wird eine altsorb. Grundform *Rěpechov- angesetzt, zum altsorb. Personennamen *Rěpech. Bezeichnet wird demnach die ›Siedlung eines Rěpech‹.
- Weitaus seltener sind die aus Personennamen abgeleiteten und auf Besitzverhältnisse hinweisenden Ortsnamen mit dem -in-Suffix. Als Beispiel kann hier der ON Bautzen29, obersorb. Budyšin ö. Dresden gelten, der 1012/18 als Budusin und Budisin belegt ist. Als altsorb. Grundform wird*Budyšin- angesetzt. Bezeichnet wird eine ›Siedlung eines Budych bzw. Budyš‹, zum altsorb. PersN *Budych bzw. *Budyš.
b) Patronymische Ortsnamen, d. h. auf die Zugehörigkeit zu einem Sippenverband hinweisende Ortsnamen
Dies sind Bildungen mit dem Suffix -ici bzw. -ovici.
Hierzu sind u. a. die folgenden Ortsnamen zu stellen: Drögnitz30 bei Neiden, n. Torgau (überliefert 1142 als Drogenize), für das eine altsorb. Grundform *Droganici angesetzt wird. Es handelt sich um eine ›Siedlung der Leute eines Drogan‹. Der Ortsname Drögnitz wurde mit Hilfe des altsorb. Personennamens *Drogan gebildet. Weiterhin gehört in diese Gruppe der Name der Wüstung †Dobernitz31 w. Moritz, ö. Riesa (überliefert 1236 als Doberdanuwiz). Für den Namen wird eine altsorb. Grundform *Dobrodanovici angesetzt, eine ›Siedlung der Leute eines Dobrodan‹. Dem Namen der Wüstung Dobernitz liegt der altsorb. Personenname *Dobrodan zugrunde.
4.1.2.2. Konkurrenzformen zwischen Ortsnamen aus Personennamen und Ortsnamen aus Appellativa
Nicht selten kommt als Ableitungsbasis eines Ortsnamens sowohl ein Personenname wie auch ein Appellativum (Gattungsname) in Betracht. Dann ist mitunter eine Entscheidung schwierig. Hier kann die Realprobe die entscheidende Hilfe geben, so auch bei der Erklärung der Ortsnamen Guben32, niedersorb. Gubin nö. Cottbus (überliefert 1211 und 1222 als Gubin) und Guben33 nö. Melpitz (überliefert 1332 als [Johannes de] Gubbyn). Die historische Überlieferung dieser beiden Ortsnamen lässt sowohl eine Herleitung aus dem Personennamen *Guba zu altsorb. *guba ›Lippe, Mund, Maul‹ zu wie auch eine Erklärung als ›Ort an der Mündung‹, zum altsorb. Appellativum *guba ›Mündung‹. Die Realprobe, d. h. die Einbeziehung der örtlichen Gegebenheiten der jeweiligen Siedlung, stützt in beiden Fällen eine Erklärung als ›Ort an der Mündung‹, denn bei Guben, niedersorb. Gubin nö. Cottbus fließt die Lubst (poln. Lubsza) in die Neiße,und Guben nö. Melpitz liegt zwischen den Einmündungen der Bäche Rote Furt und Schwarzer Graben.
4.1.3. Bewohnernamen
Neben den slawischen Ortsnamen, die ein Appellativum oder einen Personennamen enthalten, bilden die ursprünglichen Bewohnernamen die dritte Gruppe. Es handelt sich dabei um Bezeichnungen von Menschengruppen, u. a. nach der Tätigkeit der Siedler. So sei auf den Namen der Wüstung †Poppitz34 w. Dresden hingewiesen, der 1350 als Popuwicz überliefert ist. Aus dieser historischen Überlieferung wird eine altsorb. Grundform *Popovici abgeleitet, die zum altsorb. Appellativum *pop ›Priester, Pfaffe‹ gestellt wird. Es handelt sich demnach um die ›Siedlung der Leute eines Geistlichen/des Pfarrers‹.
4.2. Deutsche Ortsnamen
Bei den deutschen Ortsnamen unterscheidet man einfache (Simplizia) und zusammengesetzte Bildungen (Komposita). Letztere bestehen aus einem Bestimmungswort und einem Grundwort. Häufigstes Grundwort ist in unserem Arbeitsgebiet -dorf. Weiterhin sind vor allem die folgenden Grundwörter zu nennen: -au, -bach, -berg, -burg, -feld, -furt, -hain/-hagen, -hausen, -heim, -holz, -ingen, -leben, -rode/-roda, -stedt/-stadt, -tal, -wald(e).
4.2.1. Einfache Bildungen
Hier sind u. a. mehre Ortsnamen Borna35 belegt (zu mittelhochdeutsch brun(ne), mittelniederdeutsch borne ›Quelle, Brunnen‹) in der Bedeutung ›Siedlung am Born/Brunnen bzw. Quellwasser‹, weiterhin Eich- und Eicha-Orte36 (zu mittelhochdeutsch eich, eiche ›Eiche‹ bzw. ›Eichenwald‹) als Hinweis auf eine ›Siedlung bei der (großen, auffälligen) Eiche‹ bzw. Siedlung am/im Eichenwald‹. Zu vergleichen sind außerdem die Eich-Namen37 in Zusammensetzung, wie: Eichardt, Eichart; Eichbusch, -graben, -laide und Eichigt sowie mehrere Roda- bzw. Röda-Orte38 zu althochdeutsch rot, rod, mitteldeutsch-niederdeutsch rod ›Rodung, urbar gemachtes Stück Land‹ in der Bedeutung ›Rodungssiedlung‹.
4.2.2. Komposita (zusammengesetzte Bildungen) aus Appellativa
Hier sind u. a. Ortsnamen zu vergleichen, wie:
- Weißwasser39, obersorb. Běła Woda ö. Hoyerswerda, eine ›Siedlung am weißen Wasser, am hellen, klaren Bach‹, mit dem Grundwort -wasser und einem Bestimmungswort, das zu mittelhochdeutsch wīz ›weiß, glänzend‹ zu stellen ist. Die Bestimmung der Bestandteile eines Ortsnamens erfolgt auf der Grundlage seiner historischen Überlieferung in den Quellen, vgl. zum ON Weißwasser den Erstbeleg 1351 Wyzzenwasser.
Weiterhin sei auf die folgenden Ortsnamen aufmerksam gemacht:
- Kaltwasser40 sö. Niesky mit dem Grundwort -wasser und dem Bestimmungswort kalt, d. h. es handelt sich um eine ›Siedlung am kalten Bach/Gewässer‹,
- Lauterbach41 ›Siedlung am hellen, klaren Bach‹,
- Steinbach42 ›Siedlung am steinigen Bach‹,
- Schön(e)feld43 ›Siedlung an/auf dem schönen Feld‹ und
- Kalkreuth44 ›Rodungssiedlung auf Kalkboden‹.
4.2.3 Komposita (zusammengesetzte Bildungen), die einen deutschen Personennamen enthalten
Zahlenmäßig stark vertreten sind Komposita, bestehend aus einem deutschen Personennamen und einem deutschen Grundwort. Zu vergleichen sind hier u. a. Ortsnamen wie:
- mehrfach nachgewiesenes Cunnersdorf 45 ›Dorfsiedlung eines Conrad‹,
- Reinersdorf 46 ö. Großenhain ›Dorfsiedlung eines Rei(n)mar‹,
- Thiemendorf, Thiendorf 47, heute Ortsteil von Pulsnitz, sw. Kamenz ›Dorfsiedlung eines Thiemo‹
- und Lampertswalde 48 ö. Großenhain ›Rodungsort eines Lamprecht‹.
4.3. Slawisch-deutsche und deutsch-slawische Mischnamen49
Neben den rein deutschen und den rein slawischen Ortsnamenbildungen auf der Grundlage von Personennamen sind in unserem Arbeitsgebiet auch sogenannte Mischnamen belegt. Slawisch-deutsche bzw. deutsch-slawische Mischnamen (Hybride) werden als Ausdruck eines Sprach- und Namenkontaktes angesehen.
Die Begriffsbestimmung Mischname/Hybrid geht von den Bestandteilen des Ortsnamens aus: slawische bzw. deutsche Ableitungsbasis + deutsches Grundwort bzw. slawisches Ortsnamensuffix. Die Wortbildung des jeweiligen Ortsnamens ist entweder deutsch oder slawisch, je nach seinem wortbildenden Element, d. h. von deutscher Wortbildung ist bei Bildungen mit einem deutschen Grundwort (z. B. -dorf) auszugehen, und ein slawisches Ortsnamen- suffix (z. B. das patronymische -ici-Suffix) weist auf slawische Wortbildung hin. H. Walther betont: »unseres Erachtens wäre es günstiger, hier überhaupt nur von ›Kontaktbildungen‹ im engeren sprachlichen wie auch im weiteren historischen Sinne oder ›bilingualen Kontamination‹ zu sprechen, da ›Mischung‹ nicht ganz den sprachlichen Vorgang trifft; denn die Namenbildung vollzieht sich dabei innerhalb des strukturellen Systems einer Sprache. Namen vom Typ Arnoltitz (< Arnoltici) lassen sich nur als im Munde slawischer Sprecher, solche vom Typ Bogomilsdorf nur in dem deutscher Sprecher gebildet verstehen.«50
4.3.1. Slawisch-deutsche Mischnamen
d. h. slawischer (hier sorbischer) Personenname + deutsches Grundwort (oftmals -dorf). Zu vergleichen ist z. B. der ON Bomsdorf 51, niedersorb. älter Bónojce nw. Guben (belegt 1310 als Boemensdorf). Der Ortsname Bomsdorf wird als ›Dorf eines Bogumił‹ erklärt und ist mit dem deutschen Grundwort -dorf und dem sorb. Personennamen Bogumił gebildet, dessen Bestandteile zu slawisch bog ›Gott‹ und slawisch miły ›lieb‹ zu stellen sind.
4.3.2. Deutsch-slawische Mischnamen
d. h. ein deutscher Personenname + slawisches Ortsnamensuffix. Zu vergleichen ist hier z. B. der ON Brauna52, obersorb. älter Brunow w. Kamenz. Auf der Grundlage des Erstbeleges von 1225 Brunowe wird eine altsorb. Grundform *Brūnov- angesetzt. Es handelt sich also um einen ›Ort eines Brūn‹. Der Ortsname wurde mit dem slawischen Suffix -ov- und dem deutschen Personennamen Brūn gebildet.
Weiterhin sei der im Jahre 1251 als Borkartiz belegte deutsch-slawische Mischname †Burkersdorf 53 genannt, bestehend aus dem deutschen Personennamen Burghard und dem slawischen -ici-Suffix. Es wird eine altsorb. Grundform *Borkartici angesetzt, also die ›Siedlung der Leute eines Burghard‹.
4.4. Integration slawischer Ortsnamen ins Deutsche
Bei der Integration slawischer Ortsnamen ins Deutsche erfolgte nicht selten eine strukturelle Adaption, d. h. eine Angleichung altsorbischer Ortsnamen an das deutsche Namensystem, wovon Ableitungsbasen ebenso wie Suffixe und Endungen betroffen sein können. Gelegentlich ist anhand der historischen Überlieferung auch »sekundäre semantische Motivierung«54 nachzuweisen d. h. eine sekundäre Angleichung des altsorbischen Namens an Elemente der Superstratsprache, des Deutschen. Hierzu ist z. B. der ON Maxdorf 55 nw. Köthen zu vergleichen. Für den Ortsnamen ist folgende historische Überlieferung belegt: 1166 (Personenname) Makecherve, 1402 Machstorff, 1563 Magkstorf, Makstorf. Aus dieser Überlieferung wird eine altsorb. Grundform *Makočeŕv- abgeleitet. Die Namensform Maxdorf beruht auf sekundärer semantischer Motivierung56 mit Anlehnung an den deutschen Personennamen Max und Angleichung an die deutschen genetivischen Ortsnamen mit dem Grundwort -dorf.
Auf eine slawische Namensform geht der Name des Ortes Großenhain57 nö. Riesa zurück. Der Erstbeleg von 1205 als Ozzec wird zu einer altsorb. Grundform *Osěk gestellt, zum altsorb. Appellativum *osěk ›Verhau‹. Bezeichnet wird also ein ›Platz, der durch einen Verhau geschützt ist‹. Seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts begegnet die deutsche Übersetzung Hagen, Hain (historische Überlieferung: 1224 Berwardus plebanus de Hagen) des ursprünglich slawischen Namens. Ab 1663 (historische Überlieferung: 1663 Großen Hain) erscheint der Zusatz groß zur Unterscheidung von den zahlreichen anderen Hain-Orten.
4.5. Deminutivische Ortsnamen
Einige Ortsnamen enthalten das Deminutivsuffix -chen, so der ON Stölpchen58 ö. Großenhain (historische Überlieferung: 1406 Stolpen, …, 1463 Stolpichin; altsorb. Grundform *Stoł´pno), bei dem -chen bereits seit dem 15. Jahrhundert in der Überlieferung auftritt. Der ON Skäßchen59 nö. Großenhain (historische Überlieferung: 1322 Scassowchin, Schassowchin) wurde mit Hilfe des Deminutivsuffixes -chen vom ON Skassa w. Großenhain abgeleitet. Nicht zuletzt sei auf Döbritzchen60 s. Großenhain verwiesen. Hier übernahm der Zusatz klein (lat. parvus) zeitweilig die Funktion des Deminutivsuffixes, vgl. die historischen Belege: 1378 Dobirwicz parvum und 1418 Cleynen Dobruwicz.
4.6. Unterscheidende Bestimmungswörter (unterscheidende Zusätze)
Zu einer Reihe von Ortsnamen tritt im Laufe der Überlieferung ein unterscheidendes Bestimmungswort, wie Groß-/Klein-, Alt-/Neu-, Hohen-/Unter-, Nieder-/Ober-, Deutsch-/Wendisch- (Wünschen-), Bad-, Mark(t)-, Langen- u. ä. Zu vergleichen sind z. B. im Gebiet der Großenhainer Pflege61: Groß- in Großdobritz, Großenhain und Großröhrsdorf; Klein- in Kleinkrauschütz, Kleinnaundorf und Kleinthiemig, weiterhin Groß- und Kleinraschütz, außerdem Nieder- und Oberzschauitz sowie Neu- und Altleis. Nasseböhla verdankt sein unterscheidendes Bestimmungswort der Lage in einer feuchten Bachaue.
4.7. Semantische Klassifikation der Ortsnamen
Neben der Klassifikation nach ihrer Struktur und Bildung können die Ortsnamen auch nach der Semantik, d. h. nach der Bedeutung ihrer Ableitungsbasen, klassifiziert werden. Dabei wird gewöhnlich unterschieden zwischen a)Naturnamen und b)Kulturnamen.
a) Betrachten wir zunächst die Naturnamen. Sie enthalten u. a. Hinweise auf die Lage eines Siedlungsplatzes, auf Besonderheiten der Landschaft und des Bodens sowie auf Pflanzen und Tiere.
- Auf die Lage des Siedlungsplatzes ›am See‹ weist z. B. der ON See 62, obersorb. Jězor w. Niesky (historische Überlieferung: um 1390 [Ulrich de] Sehe) hin. Dem deutschen Ortsnamen See entspricht auch die obersorb. Namensform Jězor, vgl. das obersorb. Appellativum jězor ›See‹.
- Auf eine Erhebung im Gelände bezieht sich der slawische ON Guhra 63, obersorb. Hora s. Königswartha (historische Überlieferung: 1312 [Ticzco de] Gor). Für diesen Ortsnamen wird eine altsorb. Grundform *Gora bzw. *Gory (Plural) angesetzt, zum altsorb. Appellativum *gora ›Berg‹. Zu vergleichen ist außerdem heutiges obersorb. hora und niedersorb. góra ›Berg‹. Es handelt sich bei Guhra um eine ›Siedlung am/auf dem Berg‹. Hier ist ebenfalls der slawische ON Belgern64 sö. Torgau anzuschließen (historische Überlieferung: 973 Belgora), für den eine altsorb. Grundform*Běła gora ›weißer Berg‹ angesetzt wird, zu altsorb. *běły ›weiß‹ und *gora ›Berg‹. Belgern ist also eine ›Siedlung an einem weißen/hellen Berg‹. Auf Erhebungen weisen ebenfalls die zahlreichen Kollm- und Kulm-Ortsnamen im deutsch-slawischen Siedlungs- und Sprachkontaktgebiet zwischen Saale und Neiße hin, so der ON Kollm65, obersorb. Chołm w. Niesky (historische Überlieferung: 1396 zu Kolme). Für Kollm wird eine altsorb. Grundform *Choł´mno bzw. *Chołmina angesetzt, zum altsorb. Appellativum *chołm/*chułm ›Hügel‹. Bezeichnet wird eine ›Siedlung am/auf dem Hügel‹. Zu vergleichen ist auch obersorb. chołm und niedersorb. veraltet chółm ›Hügel‹.
- Auf die Lage des Siedlungsplatzes in einem feuchten Gebiet deuten Namen wie Luga66, obersorb. Łuh s. Königswartha (historische Überlieferung: 1415 Lugk) und Lug67, niedersorb. Ług ö. Finsterwalde (historische Überlieferung: 1460 Lugk) hin. Für beide Ortsnamen wird eine altsorb. Grundform *Ług bzw. Ługy (Plural) angesetzt, zum altsorb. Appellativum ług ›Grassumpf‹. Zu vergleichen ist hierzu ebenfalls obersorb. łuh, älter ług und niedersorb. ług ›Grassumpf, sumpfige Niederung, Wiesenbruch‹. Das Appellativum łuh bzw. ług ist auch in Flurnamen der Ober- und Niederlausitz häufig belegt.
b) Nehmen Ortsnamen aus Appellativa auf die Siedlungstätigkeit des Menschen ganz allgemein Bezug und enthalten sie einen Hinweis auf Befestigungsanlagen, auf Landwirtschaft und Handwerk, auf religiöses und soziales Leben o. ä., so handelt es sich um Kulturnamen.
- Einen Hinweis auf die Siedlungstätigkeit der Bewohner gibt u. a. der slawische ON Sedlitz68, obersorb. Sedliśćo nö. Senftenberg, der 1449 als Sedelicz belegt ist. Aus der historischen Überlieferung wird eine altsorb. Grundform *Sedlišče abgeleitet, zu altsorb. *sedło ›Sitz, Siedlung‹ bzw. auch altsorb. *sedlišče in derselben Bedeutung. Zu vergleichen sind ebenfalls obersorb. sedliśćo ›Siedlung, Dorfstätte‹ und niedersorb. sedliśćo ›Ansiedlung‹. In diesem Zusammenhang sei auch der Name der Ortswüstung †Starzeddel69 bei Neuzelle erwähnt, der 1268 als Starczedel belegt ist, und für den eine altsorb. Grundform *Stare sedło ›alte Siedlung‹ angesetzt wird, zu altsorb. *stary ›alt‹ und *sedło ›Siedlung‹.
- Einen Bezug zur Vegetation stellen die Ableitungsbasen slawischer Ortsnamen wie Gävernitz70 s. Großenhain (altsorb. *javor ›Ahorn‹) und (Klein-)Krauschütz71 nö. Großenhain (altsorb. *gruš(v)a ›Birne, Birnbaum‹) her.
- In den obersorb. Namenformen Biskopicy für Bischdorf 72 ö. Löbau (überliefert 1227 als [Arnoldus, Waltherus de] Biscofisdorf) sowie Bischheim73 sw. Kamenz (belegt 1225 als [Cunradus de] Bischofesheim) und auch Bischofswerda74 w. Bautzen (belegt 1227 als Biscofiswerde) liegt als Benennungsmotiv ein Bezug zu Besitzungen eines Bischofs vor. Zu vergleichen sind außerdem die Appellativa: obersorb. biskop und niedersorb. biskup ›Bischof‹.
5. Flurnamen
Flurnamen (auch: Flurbezeichnungen, Anoikonyme) sind Bezeichnungen für alle nicht bewohnten Örtlichkeiten. Sie dienen der Orientierung im Raum. Es handelt sich dabei um Benennungen von Wiesen, Äckern, Waldstücken u. ä., aber auch kleinerer Gewässer sowie von Uferabschnitten größerer Gewässer.
5.1. Struktur der Flurnamen
Wie Siedlungsnamen können die Flurnamen nach ihrer Struktur unterteilt werden in:
a) Simplizia (einfache Namen), z. B. Hag ›Einfriedung‹, Grund ›Vertiefung; schmales, tief eingeschnittenes Tal; Schlucht‹, Reut ›Rodeland, Rodungssiedlung‹, Warte ›Siedlung, von der aus gelauert, ausgespäht, ausgeschaut wird‹
b) und Komposita (zusammengesetzte Namen), z. B. Flutgraben, Lehmberg, Mägdebrunnen.
Die Komposita bestehen überwiegend aus zwei Wörtern. Nur ein geringer Teil ist dreigliedrig, z. B. Apfelgartenacker, Heuhauswiese. Die geringe Zahl solcher mehr als zwei Glieder umfassenden Komposita erklärt sich aus der Tendenz zur Kürzung längerer Wortverbindungen, die zu einer größeren Zahl von Klammerformen führte, wie Flachs(rösten)tal, Silber(pappel)berg u. ä.
Als Grundwörter der Komposita, d. h. der zusammengesetzten Flurnamen, dienen vorwiegend typische Flurwörter wie Acker, Anger, Bach, Berg, Born, Brunnen, Feld, Fleck, Garten, Gelänge, Graben, Grube, Grund, Gut, Hain, Hart, Höhe, Holz, Hufe, Hügel, Land, Leite, Loch, Rain, Rand, Ried, Rode, Schlag, Steig, Stück, Teich, Wald, Weg, Weide, Wiese, Winkel.
5.2. Semantik der Flurnamen
Wie die Siedlungsnamen können auch die Flurnamen nach der Semantik, d. h. der Bedeutung ihrer Ableitungsbasen bzw. ihrer Namenglieder, in Natur- und Kulturnamen unterteilt werden.
a) Naturnamen
Dazu gehören Flurnamen mit einem Hinweis auf die allgemeine Gestalt eines Flurstücks (Winkel, Eck), auf Bodenvertiefungen (Grund, Dorfgraben, Lindental), auf Erhebungen (Berg, Höhe, Lehmberg), auf die natürliche Bodenbeschaffenheit (Gries, Schrot als Hinweis auf feines Geröll), auf Wasser (Am Bach, Flutgraben), auf Wald und Bäume (Am Wald, Gräfenhain), auf Grasland (Obere Wiese), auf die Fauna (Vogelsang, Fuchsloch) usw.
b) Kulturnamen
Kulturnamen bezeichnen Teile der Landschaft, die durch den Eingriff des Menschen umgestaltet und verändert wurden, so: Hinweise auf Rodungen (Brand, Reut), auf Nutzland (Oberfeld, Kleiner Acker), auf Wiesen- und Weideland (Erlenwiese), auf Viehzucht (Kuhtrift, Gänsewiese), auf Sonderkulturen (Hopfengarten, Weinberg), auf Maßeinheiten (Morgen, Tagwerk), auf Forstwirtschaft (Pflanzgarten), auf Sonderland (Gemeinde, Allmende für Flurstücke, die von der Allgemeinheit genutzt werden), auf Gewerbe (Mühl als Hinweis auf Mühlen, Fischgrub als Hinweis auf Fischfang), auf Abbau von Bodenschätzen (Erzberg, Am Steinbruch), auf technische Anlagen (Am Wehr), auf Verkehrswege (Furtwiese, Eselsteig), auf das Wehrwesen (An der Heerstraße, Warte), auf vor- und frühgeschichtliche Fundplätze (Hünenfeld), auf Herrschaftsverhältnisse und Abgabenwesen (Herrenacker), auf Rechtsverhältnisse (Dingstatt, Galgenberg), auf Religion und Kirche (Klosterwiese, Pfaffenholz), auf Volksglauben und Sagen (Hexenacker, Teufelsgraben).
Ein Zitat des Geographen Walter Sperling soll unsere Ausführungen abschließen: »Namen sind ein unverzichtbarer Bestandteil unserer räumlichen Umwelt […]«75. Daher sollten geographische Namen einen festen Platz in landeskundlichen Bearbeitungen haben.
Anhang: Karte »Slawisch-deutsche Mischnamen des Strukturtyps Bogomiłsdorf«76
Kommentar zur Karte
Die Karte zeigt die Verbreitung der Ortsnamen des Gebietes zwischen Saale und Neiße, die zu den slawisch-deutschen Mischnamen des Strukturtyps Bogomiłsdorf gehören. Dies sind Ortsnamen, die aus einem zweigliedrigen slawischen Personennamen, wie z. B. L’uborad, Mirosłav, Radogost und einem deutschen Grundwort, meistens -dorf, bestehen.
Das Kartenbild zeigt eine Lokalisierung der Orte dieses Strukturtyps entlang der Gewässerläufe.
An Saale, Elbe und Schwarzer Elster sind die Orte regelrecht »aufgereiht«. Auch die Orte außerhalb dieser »Aufreihung« liegen fast durchweg an einem Gewässer, vgl. z. B. an der Mündung der Neiße in die Oder (Nr. 26, Nr. 3), im Gebiet zwischen Neiße und Bober (Nr. 22, Nr. 19) und an der Pleiße (Nr. 7, Nr. 29).
Weiterhin treten die folgenden Areale hervor:
- entlang der Saale besonders im Abschnitt zwischen Halle und Naumburg,
- entlang der Elbe zwischen Riesa und Pirna,
- entlang der Schwarzen Elster zwischen Jessen und Elsterwerda,
- im Gebiet um Altenburg.
Vereinzelte Nachweise begegnen:
- im Gebiet der mittleren Elbe (Nr. 4, Nr. 37, Nr. 2),
- in Thüringen, schon außerhalb des eigentlichen Arbeitsgebietes (Nr. 10, Nr. 40),
- in der Niederlausitz (Nr. 35, Nr. 34, Nr. 15) und
- in der Oberlausitz (Nr. 13, Nr. 41).
Alphabetische Liste77 der Ortsnamen zur Karte
[D2] 1. Bomsdorf n. Übigau: 1314 Bochemanzdorf
[C2] 2. †Bomsdorf n. Gräfenhainichen: 1200 Bomelstorff, 1207 Bogemelesdhorp
[E1] 3. Bomsdorf nw. Guben, niedersorb. Bónojce: 1310 Boemensdorf, 1327 Bogemilsdorf
[B1] 4. †Bomsdorf s. Thießen, nö. Roßlau: 1315 Bomstorp, 1317 Bomelstorp
[D2] 5. Zobersdorf s. Bad Liebenwerda: 1376 Czaberstorph, 1405 Czoberstorff, 1441 Zcobirsdorff, 1460 Czabirsdorff
[D3] 6. Zaschendorf, (Alt-, Neu-) sö. Meißen: 1350 Zcaslawendorf
[C3] 7. †Zaschlausdorfnw. Borna: vor 1150 (1105) Scazlausdorf
[D3] 8. Zaschendorf nnw. Pirna: 1361 Zaschlensdorff, 1378 Zcazlawendorf
[B3] 9. Zaschendorf nw. Zeitz: 1182 Zoscendorf (vermutlich hierzu), 1378 Czaschindorf
[A4] 10. Kettmannshausen sö. Arnstadt: um 1450 Kethemanszhusen, 1569 Kethmanshausen
[B3] 11. †Kottmerode wnw. Naumburg: 1160 Kothemeroth
[C3] 12. Köthensdorf ssö. Rochlitz: 1490 Kotmarstorff
[E3] 13. Kottmarsdorf s. Löbau: 1306 Khotdemersdorpp, Khotemersdorff
[B2/3] 14. †Melmsdorf wnw. Merseburg: 1193 Melmerisdorf, 1206 Malmarestorp
[D/E2] 15. Nebendorf sö. Calau, niedersorb. Njabodojce: 1527 Nebindorf
[D2] 16. Nexdorf w. Doberlug-Kirchhain, niedersorb. Něgojce: 1300 Nicranstorf
[D2] 17. †Nüsselsdorf zweifelhafte Wüstung nw. Bad Liebenwerda: 1487 Nysseldorf, 1543 Nüsseldorf
[B2] 18. Priesdorf sö. Köthen: (983) 14.–15. Jh. Preberesthorpe
[F2] 19. ehem. dt. Prinzdorf, auch Primsdorf, nw. Bolesławiec / ehem. dt. Bunzlau, ehem. obersorb. Přemysłecy, heute poln. Przejęsław: 1454 Premelsdorf, 1460 Premylsdorff, 1593 Primsdorf
[C2] 20. Premsendorf sö. Schweinitz: 1378 Premsendorff
[E1] 21. Premsdorf wsw. Beeskow, niedersorb. Pśemysłojce: 1460 Permßdorff, Premsdorf, 1496 Premßdurff
[F2] 22. ehem. dt. Brinsdorf, nw. Żary / ehem. dt. Sorau, heute poln. Bronice: 1538 Prinstorf, 1541 Brondorf, 1658 Brinßdorf
[C2] 23. Rahnisdorf sw. Herzberg: 1380 Rademerstorff
[E3] 24. Rathmannsdorf ö. Pirna: 1445 Rademstorff, 1446 Radmenstorff
[D3] 25. Rottwerndorf sö. Pirna: 1337 Rateberndorf
[E1] 26. Ratzdorf n. Guben, niedersorb. Radšow: 1316 Razlawestorph, Razlausdorp
[D3] 27. (†)Rossendorf ö. Dresden: 1350 Roslawendorf, Roslendorf, 1429 Rossendorf
[B3] 28. Rossendorf sw. Zeitz: 1487 Rossendorf, 1499 Rossendorf
[B/C4] 29. †Rossendorf ö. Gößnitz, s. Altenburg: 1317 Rozzelawendorff, 1336 Roslawindorf
[B2] 30. †Rosselsdorf w. Halle: (Mitte 9. Jh.) Ende 11. Jh. Rozuualesdorpf
[B3] 31. Zipsendorf w. Meuselwitz, ö. Zeitz: (1168) 14. Jh. Cybezlaundorf, (1268) 16. Jh. Zipzlawendorff
[B3] 32. †Sdimislsdorf s. Merseburg: 9. Jh. Zidimuslesdorpf
[D3] 33. †Setleboresdorf sö. Riesa: (983) Kopie 18. Jh. Setleboresdorf
[D2] 34. Schlabendorf sö. Luckau, niedersorb. Chošćišća: 1210 Zlauborendorf
[D1] 35. †Schlabe(r)sdorf wnw. Luckau: 1527 wuste mark Schlaberstorf
[B3] 36. Schleberoda n. Naumburg: 1308 Slauerenrode
[C1] 37. †Schmeilsdorf ö. Wittenberg: 1388–1440 Smilstorph, 1437 Smilstorff
[C1/2] 38. Schmielsdorf n. Herzberg: 1419 Smylsdorf, 1424 Smylstorff
[A/B2] 39. †Teichendorf sw. Aderstedt: 1194 Techemendorp
[A4] 40. ehem. Teichmannsdorf, h. Ehrenstein sö. Arnstadt: 1217 Tichmannestorph
[E3] 41. Deutsch-Paulsdorf sw. Görlitz, obersorb. Němske Pawlecy: 1285 Pawilstorf, que olim Wizlawindorf vocabatur, 1377 Paulstorff, 1406 Pawilsdorf
[B3] 42. †Zamislsdorf sö. Zeitz: 1069 Zamvzlesdorf
- 1Walter Sperling, Bäume und Wald in den geographischen Namen Mitteleuropas: Die böhmischen Länder. Eine geographisch-statistisch-namenkundliche Bestandsaufnahme (Namenkundliche Informationen, Beiheft 24), Leipzig 2007, S. 13.
- 2Gerhard Bauer, »Namenforschung im Verhältnis zu anderen Forschungsdisziplinen«, in Ernst Eichler u. a. (Hg.), Namenforschung. Ein internationales Handbuch zur Onomastik, 2. Teilband (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Bd. 11.1), Berlin/New York 1995, S. 8–23: darin: 4. Namenforschung und Geowissenschaften (S. 11–12), hier S. 11.
- 3Zu vergleichen sind vor allem: Hans Walther, »Namenforschung in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR)«, in Eichler u. a. Namenforschung (Fn. 2), Bd. 1, S. 102–124; Hans Walther, »Sprachgeschichtlich-landesgeschichtliche, insbesondere siedlungsgeschichtliche Lehre und Forschung im mitteldeutschen Osten in der Nachfolge Rudolf Kötzschkes während der vergangenen fünf Jahrzehnte«, in Wieland Held und Uwe Schirmer (Hg.), Rudolf Kötzschke und das Seminar für Landesgeschichte und Siedlungskunde an der Universität Leipzig. Heimstatt sächsischer Landeskunde (Schriften der Rudolf-Kötzschke-Gesellschaft, Bd. 1), Beucha 1999, S. 145–188; Namenforschung in der Deutschen Demokratischen Republik (1949–1984), Ein Forschungsbericht, vorgelegt zum XV. Internationalen Kongreß für Namenforschung, Leipzig 13.–17. August 1984 (Namenkundliche Informationen 45), Leipzig 1984; Ernst Eichler, Ergebnisse der Namenforschung im deutsch-slawischen Berührungsgebiet (Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse, Bd. 122, H. 5), Berlin 1982; Rudolf Fischer, Erkenntnisse und Aufgaben der slawistischen Namenforschung (Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Klasse, Bd. 105, H. 1), Berlin 1959; Inge Bily, »Die Reihe ›Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte‹ begründet von Rudolf Fischer und Theodor Frings und fortgeführt von Ernst Eichler, Wolfgang Fleischer, Rudolf Große und Hans Walther«, in Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Geschichte ausgewählter Arbeitsvorhaben, im Auftrage der Akademie hg. von Heinz Penzlin, Stuttgart/Leipzig 1999, S. 131–150; Dies., »Zu einigen namenkundlichen Projekten an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig«, in ONOMA 36 (2001), S. 7–24; vgl. weiterhin: Rudolf Schützeichel (unter Mitwirkung von Juan Zamora), Bibliographie der Ortsnamenbücher des deutschen Sprachgebietes in Mitteleuropa (Beiträge zur Namenforschung, Beiheft 26), Heidelberg 1988; Gabriele Kempf, Bibliographie zur deutsch-slawischen Namenkunde, Lfg. 1–3, Gießen 1976–78.
- 4Inge Bily, Ortsnamenbuch des Mittelelbegebietes (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Bd. 38), Berlin 1996 (= DS 38), S. 268–269.
- 5DS 38, S. 394, S. 408.
- 6DS 38, S. 197, S. 284; Ernst Eichler und Hans Walther, »Ortsnamenwechsel im Elbe-Saale-Gebiet. Wandlungen der Siedlungsstrukturen und ihre Auswirkungen auf die Siedlungsnamen«, in Rudolf Schützeichel (Hg.), Ortsnamenwechsel. Bamberger Symposium. 1. bis 4. Oktober 1986 (Beiträge zur Namenforschung, Beiheft 24), Heidelberg 1986, S. 147–154.
- 7DS 38, S. 276.
- 8Hans Walther, »Benennungsparallelismus bei der Eindeutschung des Altsorbischen um Leipzig im hohen Mittelalter«, in Karlheinz Hengst, Dietlind Krüger und Hans Walther (Hg.), unter Mitarbeit von Inge Bily, Wort und Name im deutsch-slavischen Sprachkontakt. Ernst Eichler von seinen Schülern und Freunden (Bausteine zur Slavischen Philologie und Kulturgeschichte, Reihe A: Slavistische Forschungen, Neue Folge, Bd. 20), Köln/Weimar/Wien 1997, S. 555–569, hier S. 560–561.
- 9Die Rekonstruktion der altsorbischen Grundform eines geographischen Namens erfolgt auf der Grundlage seiner historischen Überlieferung und unter Beachtung der Gesetzmäßigkeiten der slawischen historischen Lautlehre, des slawischen Namen- und Sprachvergleichs sowie des slawisch-deutschen Lautersatzes.
- 10Uwe Förster, »Landschaftsnamen in Deutschland – Ein Spiegel von Natur- und Menschengeschichte«, in Uwe Förster, Sprachpflege auf wissenschaftlicher Grundlage, Mannheim 2000, S. 60–75 (= Erweiterte Fassung eines Beitrags in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Nr. 274 vom 24.11.1995, S. 9–10).
- 11Herbert Liedtke, Namen und Abgrenzungen von Landschaften in Deutschland. Mit einem Anhang von Uwe Förster: Zum grammatischen Geschlecht von Landschaftsnamen auf der amtlichen Übersichtskarte der Bundesrepublik Deutschland 1 : 1 000 000, Landschaften – Namen und Abgrenzungen (Forschungen zur deutschen Landeskunde 239), Flensburg 32002, Beilage: Mehrfarbige Karte 1 : 1 000 000, Landschaften – Namen und Abgrenzungen, S. 14.
- 12Ernst Eichler und Hans Walther, Untersuchungen zur Ortsnamenkunde und Sprach- und Siedlungsgeschichte des Gebietes zwischen mittlerer Saale und Weißer Elster (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Bd. 35), Berlin 1984 (= DS 35), S. 94 f. mit Literatur; DS 38, S. 92.
- 13Hans Walther, Namenkundliche Beiträge zur Siedlungsgeschichte des Saale- und Mittelelbegebietes bis zum Ende des 9. Jahrhunderts (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Bd. 26), Berlin 1971 (= DS 26), S. 236, mit Literatur; DS 38, S. 93.
- 14Dietrich Hanspach und Haik Thomas Porada (Hg.), Großenhainer Pflege. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Großenhain und Radeburg (Landschaften in Deutschland. Werte der deutschen Heimat, Bd. 70), Köln/Weimar 2008 (= Großenhainer Pflege), S. 166–167.
- 15Hans Walther, »Historische Gewässernamenschichten als Zeugnisse der Sprach-, Kultur- und Siedlungsgeschichte«, Karte G II 4 und Beiheft zur Karte, S. 34, inAtlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen, Leipzig/Dresden 2004.
- 16Vgl. Hans Brachmann, »Rekonstruktion einer frühgeschichtlichen Altlandschaft. Mit Hilfe archäologischer, namenkundlicher und historischer Quellen«, inOnomastica Slavogermanica XII (1979), S. 75–88, besonders S. 77.
- 17Vgl. Joachim Herrmann, »Das Ende der Völkerwanderungszeit: Slavische Wanderungen und die germanisch-slavischen Siedlungsgrenzen in Mitteleuropa«, in Vsevolod Setschkareff, Peter Rehder und Herta Schmid (Hg.), Ars Philologica Slavica. Festschrift für Heinrich Kunstmann (Sagners slavistische Sammlungen, Bd. 15), München 1988, S. 184–190, besonders S. 189, wo u. a. verwiesen wird auf: Hans-Ulrich Voß, Untersuchungen zur Geschichte der germanischen Besiedlung zwischen Elbe/Saale und Oder/Neiße im 3.–7. Jahrhundert, Diss. (Masch.), Berlin 1986. Vgl. auch Joachim Herrmann, Siedlung, Wirtschaft und Gesellschaft der slawischen Stämme zwischen Oder/Neiße und Elbe, Berlin 1968; Klaus Kroitzsch, »Die Rettungsgrabung aus dem Gräberfeld bei Liebersee, Kr. Torgau, in den Jahren 1978–1979. Vorbericht«, in Ausgrabungen und Funde 26 (1981), S. 40–44; Ders., »Die Nekropole bei Liebersee, Kr. Torgau«, in Heinz-Joachim Vogt (Hg.), Archäologische Feldforschungen in Sachsen. Fünfzig Jahre Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden (Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege, Beiheft 18), Berlin 1988, S. 238–242.
- 18Heinz-Joachim Vogt, »Tätigkeitsbericht des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden für die Jahre 1985 bis 1987«, inArbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 33 (1989), S. 7–14, besonders S. 11; weiterhin Lothar Herklotz und Dieter Stuchly, »Frühslawischer Kastenbrunnen mit Holzfunden aus Eythra, Kr. Leipzig-Land«, in Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 31 (1987), S. 219–241.
- 19Vgl. Hansjürgen Brachmann, Slawische Stämme an Elbe und Saale. Zu ihrer Geschichte und Kultur im 6. bis 10. Jahrhundert – auf Grund archäologischer Quellen, Berlin 1978, S. 167 f., S. 87; Berthold Schmidt, »Thüringer – Franken – Sachsen – Slawen. Gesellschaftliche Veränderungen vom 6. bis 8. Jahrhundert in Mitteldeutschland«, in Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 75 (1992), S. 313–323.
- 20Vgl. Paul Grimm, Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg, Berlin 1958, S. 51; weiterhin: Joachim Herrmann (Hg.), Die Slawen in Deutschland. Ein Handbuch, Neubearbeitung, Berlin 21985, Abb. 102, S. 213: Fränkische und slawische Burgen im 8./9. Jahrhundert.
- 21Ernst Eichler und Hans Walther (Hg.), Ernst Eichler, Volkmar Hellfritzsch, Hans Walther und Erika Weber (Bearb.), Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, Bd. I–III, Berlin 2001 (= Hist. ONB Sachsen), Bd. 2, S. 311; Großenhainer Pflege, S. 128.
- 22Hist. ONB Sachsen 2, S. 311.
- 23Ernst Eichler und Hans Walther, Ortsnamenbuch der Oberlausitz. Studien zur Toponymie der Kreise Bautzen, Bischofswerda, Görlitz, Hoyerswerda, Kamenz, Löbau, Niesky, Senftenberg, Weißwasser und Zittau. I (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Bd. 28), Berlin 1975 (= DS 28), S. 23; Hist. ONB Sachsen 1, S. 56 f.
- 24Siegfried Körner, Ortsnamenbuch der Niederlausitz (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Bd. 36), Berlin 1993 (= DS 36), S. 182.
- 25DS 28, S. 349; Hist. ONB Sachsen 2, S. 645 f.
- 26DS 28, S. 191 f.; Ernst Eichler, Slawische Ortsnamen zwischen Saale und Neiße. Ein Kompendium, Bd. 1–4, Bautzen 1985, 1987, 1993, 2010 (= Eichler Slaw. ON) 3, S. 198; Hist. ONB Sachsen 2, S. 63.
- 27DS 36, S. 196; Eichler Slaw. ON 3, S. 198.
- 28DS 38, S. 321 f.; Eichler Slaw. ON 2, S. 152 f.
- 29DS 28, S. 20; Eichler Slaw. ON 1, S. 30; Hist. ONB Sachsen 1, S. 46 f.
- 30DS 38, S. 154; Siegfried Körner, Untersuchungen zur slawischen Namengeographie. I. Die patronymischen Ortsnamen im Altsorbischen (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Bd. 31), Berlin 1972 (= DS 31), S. 72; Eichler Slaw. ON 1, S. 107; Hist. ONB Sachsen 1, S. 220; Ernst Eichler (Hg.), unter der Leitung von Inge Bily, bearb. von Inge Bily, Bärbel Breitfeld und Manuela Züfle, Atlas altsorbischer Ortsnamentypen. Studien zu toponymischen Arealen des altsorbischen Gebietes im westslawischen Sprachraum, Heft 1: Stuttgart 2000; Heft 2: Stuttgart 2003; Heft 3/4 und Heft 5: Stuttgart 2004 (= Toponymischer Atlas), Heft 3/4, S. 55.
- 31Ernst Eichler und Hans Walther, Die Ortsnamen im Gau Daleminze. Studien zur Toponymie der Kreise Döbeln, Großenhain, Meißen, Oschatz und Riesa. I (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Bd. 20), Berlin 1966 (= DS 20), S. 62 f.; Ernst Eichler, Studien zur Frühgeschichte slawischer Mundarten zwischen Saale und Neiße (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Bd. 19), Berlin 1965 (= DS 19), S. 208; DS 31, S. 67; Eichler Slaw. ON 1, S. 85; Hist. ONB Sachsen 1, S. 191; Toponymischer Atlas, Heft 2, S. 60.
- 32DS 36, S. 246; Eichler Slaw. ON 1, S. 182.
- 33DS 38, S. 192 f.; Eichler Slaw. ON 1, S. 182.
- 34Wolfgang Fleischer, Namen und Mundart im Raum von Dresden. I (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Bd. 11), Berlin 1961 (= DS 11), S. 89 f.; Eichler Slaw. ON 3, S. 95; Hist. ONB Sachsen 2, S. 202.
- 35Hist. ONB Sachsen 1, S. 95–96.
- 36Hist. ONB Sachsen 1, S. 234–235.
- 37Hist. ONB Sachsen 1, S. 235–236.
- 38Hist. ONB Sachsen 2, S. 293–294.
- 39DS 28, S. 333; Hist. ONB Sachsen 2, S. 571.
- 40DS 28, S. 117; Hist. ONB Sachsen 1, S. 469.
- 41Mehrfach im Hist. ONB Sachsen 1, S. 567–569.
- 42Mehrfach im Hist. ONB Sachsen 2, S. 455–457.
- 43Mehrfach im Hist. ONB Sachsen 2, S. 384–386.
- 44DS 20, S. 127; Hist. ONB Sachsen 2, S. 457.
- 45Mehrfach im Hist. ONB Sachsen 1, S. 165–167.
- 46DS 20, S. 273; Hist. ONB Sachsen 2, S. 273; Großenhainer Pflege, S. 240.
- 47Hist. ONB Sachsen 2, S. 501–502.
- 48DS 20, S. 156; Hist. ONB Sachsen 1, S. 556; Großenhainer Pflege, S. 142.
- 49Vgl. hierzu auch den Anhang mit einer Karte zur Verbreitung dieses Strukturtyps sowie einem Kommentar zur Karte und einer Liste der auf der Karte verzeichneten Orte.
- 50DS 26, S. 111.
- 51DS 36, S. 129.
- 52DS 28, S. 37; Hist. ONB Sachsen 1, S. 107.
- 53DS 38, S. 142.
- 54Karlheinz Hengst, »Sekundäre semantische Motivierung slawischer Lehnnamen im Deutschen«, inNamenkundliche Informationen 33 (1978), S. 25–33.
- 55DS 38, S. 260–261.
- 56Hengst, Sekundäre semantische Motivierung (Fn. 54).
- 57DS 20, S. 105; Eichler Slaw. ON 3, S. 44; Hist. ONB Sachsen 1, S. 362–363; Großenhainer Pflege, S. 100.
- 58DS 20, S. 330; Eichler Slaw. ON 3, S. 239; Hist. ONB Sachsen 2, S. 466; Großenhainer Pflege, S. 184 und S. 70.
- 59DS 20, S. 318; Eichler Slaw. ON 3, S. 256; Hist. ONB Sachsen 2, S. 426; Großenhainer Pflege, S. 86 und S. 70.
- 60DS 20, S. 65; Hist. ONB Sachsen 1, S. 197; Großenhainer Pflege, S. 203 und S. 70.
- 61Inge Bily, »Zu den Ortsnamen und ihrer Bildung«, inGroßenhainer Pflege S. 67–70, besonders S. 70.
- 62DS 28, S. 283; Hist. ONB Sachsen 2, S. 399.
- 63DS 28, S. 91; Eichler Slaw. ON 1, S. 183; Hist. ONB Sachsen 1, S. 374.
- 64DS 38, S. 121; Eichler Slaw. ON 1, S. 34; Hist. ONB Sachsen 1, S. 53.
- 65DS 28, S. 133 f.; Eichler Slaw. ON 2, S. 46; Hist. ONB Sachsen 1, S. 507.
- 66DS 28, S. 177; Eichler Slaw. ON 2, S. 155; Hist. ONB Sachsen 1, S. 626.
- 67DS 36, S. 190; Eichler Slaw. ON 2, S. 155.
- 68DS 28, S. 283; Eichler Slaw. ON 3, S. 224.
- 69DS 36, S. 232.
- 70DS 20, S. 83; Eichler Slaw. ON 1, S. 132; Hist. ONB Sachsen 1, S. 294; Großenhainer Pflege, S. 225.
- 71DS 20, S. 145; Eichler Slaw. ON 2, S. 75; Hist. ONB Sachsen 1, S. 531.
- 72DS 28, S. 30; Hist. ONB Sachsen 1, S. 74.
- 73DS 28, S. 30; Hist. ONB Sachsen 1, S. 74–75.
- 74DS 28, S. 31; Hist. ONB Sachsen 1, S. 75.
- 75Walter Sperling, »Geographische Namen als interdisziplinäres Forschungsfeld. Disziplinhistorische und methodologische Aspekte«, in Heinz Peter Brogiato (Hg.), Geographische Namen in ihrer Bedeutung für die landeskundliche Forschung und Darstellung. Referate des 8. Arbeitstreffens des Arbeitskreises »Landeskundliche Institute und Forschungsstellen in der Deutschen Akademie für Landeskunde«, Trier 21.–23. Mai 1998 (Dokumentationszentrum für Deutsche Landeskunde. Universität Trier. Berichte und Dokumentationen 2), Trier 1999, S. 17–41, hier S. 31.
- 76Grundlage dieser Karte ist die Karte Nr. 4 aus dem Atlas altsorbischer Ortsnamentypen (Toponymischer Atlas, Heft 2).
- 77Die Liste der Ortsnamen enthält zu jedem Namenstichwort folgende Angaben: zunächst und in eckigen Klammern die Koordinaten des jeweiligen Ortes auf der Karte. Daran schließen sich die laufende Nummer des Ortes und sein Name, weiterhin die Lokalisierung des Ortes und nach einem Doppelpunkt die älteste historische Überlieferung des Namens an.